Das Thermometer dürfte auch am Tag nicht mehr als minus fünf Grad anzeigen, sagte Anick Haldimann von Meteo Schweiz am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Aufgrund der Bise seien die gefühlten Temperaturen aber noch zehn Grad tiefer.
17 Grad unter Null auf 2000 m ü. M.
Auf 2000 Meter über Meer seien in der kommenden Woche Temperaturen von 17 Grad unter Null zu erwarten. Die anstehende Kälteperiode sei selten, aber nicht aussergewöhnlich, so Haldimann. Eine ähnliche Konstellation habe es beispielsweise im Winter 2005 gegeben. An den Seeufern sei damals die Gischt direkt zu Eisformationen gefroren.
Die Kältewelle sei auf ein Hochdruckgebiet aus Sibirien zurückzuführen, das bis in die Schweiz reiche, erklärt Haldimann.
Verkehrte Welt bei den Temperaturen
Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) schreibt von «aussergewöhnlichen Wetterbedingungen», welche derzeit Ton angebend seien: Grosse Teile Europas würden demnach sehr kalte Temperaturen erleben, während es in der Arktis wärmer sei als gewöhnlich.
Erklären lasse sich das Phänomen mit einem plötzlich auftretenden Wärme-Ereignis in der Stratosphäre oberhalb des Nordpols. Dadurch würden die kalten Luftmassen nicht mehr in der Arktis durch Höhenwinde zurückgehalten.
Die WMO geht davon aus, dass die Temperaturen in ganz Europa in den kommenden zwei bis drei Wochen unterhalb der Normalwerte liegen werden. In Nord-Grönland seien dagegen seit Mitte Februar mehrmals positive Temperaturen verzeichnet worden.
Notschlafstellen eröffnet
Meteo Schweiz geht davon aus, dass ab Donnerstag kommender Woche auch Schnee bis ins Flachland fallen wird. Zumindest in den Bergen würden die Temperaturen dann langsam steigen. Im Flachland müsse man sich aber noch gedulden bis wieder mildere Temperaturen möglich seien.
In der Westschweiz sind seit Freitag insgesamt 580 Notschlafplätze für Obdachlose im Rahmen des Programms «Grosse Kälte» verfügbar. Die Stadt Lausanne VD hat am Sonntag in Anbetracht der niedrigen Temperaturen die Platzzahl noch einmal aufgestockt: 272 besonders von der Kälte betroffene Menschen können nun beherbergt werden, während die Stadt Genf 308 Menschen in den Notunterkünften aufnehmen kann. Bereits im Januar 2017 galt während zwei Wochen ein Kälte-Dispositiv für Obdachlose.
In Genf ist die Bevölkerung dazu aufgerufen, die Nummer 144 zu wählen, wenn sie eine Person entdeckt, die auf der Strasse schläft.
In der Deutschschweiz sind in mehreren Städten Kältepatrouillen unterwegs. Sie bringen Obdachlose zum Beispiel zu einer Notschlafstelle oder bieten ihnen Winterschlafsäcke an.
sda