In Zeiten, wo die Hälfte der Käsereien und noch mehr Molkereien von der Landschaft verschwanden, hat sich der Familienbetrieb Schwyzer Milchhuus um Erich Reichmuth erfolgreich weiterentwickelt. 22 Mio Kilo Milch werden jährlich gekauft und in Brunnen und Schwyz zu Käsespezialitäten, Joghurt oder Pastmilch verarbeitet. Auch die Milchlieferanten haben etwas vom Erfolg: Das Milchhuus steht im Milchpreismonitoring auf Platz 3. 

Übergabe wohl überlegt

Bereits 2010 fädelte Erich Reichmuth den Deal mit der Migros-Tochter Elsa ein. Zu wichtig war ihm die Zukunft der Unternehmung, die der 56-jährige Erich Reichmuth in vierter Generation führt, um die Nachfolgeregelung auf die lange Bank zu schieben. Elsa stieg damals mit einer Minderheitsbeteiligung von 34% ein. Nachdem klar wurde, dass familienintern keine Nachfolgeregelung zustande kommt, hat nun Elsa mit 60% planmässig die Mehrheit übernommen. «In zwei bis drei Jahren werden es 100% sein», erklärt Reichmuth die Übernahme in Schritten. Die Zusammenarbeit mit Elsa mache Sinn. Erstens sei da die räumliche Distanz – mehrere Molkereien auf engstem Raum machten keinen Sinn – und vor allem ergänze man das Elsa-Sortiment. «Elsa produziert keine Pastmilch und keinen Käse», sagt Reichmuth. Das Schwyzer Milchhuus schon. Und beim Joghurt könne das Milchhuus Kleinmengen übernehmen. «Mengen, wofür Elsa die Maschinen nicht laufen lässt», erklärt er. Möglich seien auch Versuche im Schwyzer Milchhuus. Man werde so zu einer Art Milchmanufaktur.

Milchhuus soll so bleiben

Die beiden Parteien betonen, wie wichtig ihnen die Eigenständigkeit des Milchhuus ist. Das sei ein klarer Teil der Strategie. Die Marke bleibt, nicht zuletzt auch wegen des bereits erfolgten Markteintritts der Reichmuths im deutschen Markt. Er habe sich nun 30 Jahre engagiert und sei natürlich daran interessiert, dass das Milchhuus bestehen bleibt, sagt Reichmuth. Operativ zusammengelegt würden lediglich Bereiche im «Backoffice», etwa die Lohnbuchhaltung für die gegen 50 Mitarbeitenden des Milchhuus. Die Milchproduzenten, rund 280 an der Zahl, Sammelradius um die 20 km, spüren laut Reichmuth nichts von den neuen Besitzverhältnissen. 

Christian Bruhin, Milchproduzent aus Tuggen und Präsident der gleichnamigen PMO Schwyzer Milchhuus, jedenfalls zeigt sich zufrieden mit dieser Lösung. Der PMO-Vorstand traf sich im Mai letztmals mit Elsa-Verantwortlichen und Reichmuths. «Natürlich ist es im ersten Augenblick schade, dass sich Reichmuths zurückziehen», sagt Bruhin. Allerdings sei die Lösung mit der Migros eine gute. «Das Produktportfolio des Milchhuus hat Chancen», ist Bruhin überzeugt.

Umtriebiger Geschäftsführer

Zudem waren die Milchlieferanten ja zu keinem Zeitpunkt an der Unternehmung beteiligt, was kein Nachteil sein müsse. Damit meint Bruhin das Engagement von Erich Reichmuth. «Eine Person wird wohl nicht genügen, um ihn nach der Pensionierung zu ersetzen», sagt Milchbauer Bruhin etwas wehmütig. In der Tat bleibt Reichmuth bis zu seiner Pensionierung Geschäftsführer, auch mit der Aufgabe, einen geeigneten Nachfolger zu finden.

Armin Emmenegger