Andreas Blank ist Notar. Und er ist Verwaltungsratspräsident der Schweizer Zucker AG (SZU). Der kurze Mann mit Brille musste gemeinsam mit CEO Guido Stäger in Bern erneut ein mässiges Unternehmensergebnis präsentieren. Gewohnt kühl und mit notarieller Präzision führte Blank durch die GV. Gewohnt höflich war dann am Ende auch der Applaus der Aktionäre, gewohnt freundlich die Verdankung von Verwaltungsratsvize Hansjörg Walter. Zwischen der Begrüssung und der Verdankung wurde aber klar, dass es bei den Zuckerfabriken ans Eingemachte geht.
Zu wenig Rüben, zu hohe Kosten
Denn den Zuckerfabriken fehlt die Zuckerrübe. Obwohl die Zuckerpreise nämlich aufgrund weltweit immer kleiner werdenden Lager leicht anziehen, ist die Anbaumenge in der Schweiz zurückgegangen. Das Geschäftsjahr 2015/2016 basierte das zweite Mal in Folge auf einem schlechten Erntejahr. Und damit hat die SZU ein Problem mit der Fabrikauslastung und mit den Kosten.
Fitnessprogramm für die Firma wirkt
Die SZU hat sich deshalb ein Fitness-Programm verordnet: Investitionen werden soweit möglich zurückgestutzt, die Mitarbeitenden in der Zuckerfabrik arbeiten jede Woche anderthalb Stunden länger und die Produktion von Biozucker wurde soweit möglich ausgedehnt. Gleichzeitig wurde in den letzten Jahren kontinuierlich Personal abgebaut. Das alleine hat aber nicht gereicht, um den um 39 Mio. Franken tieferen Umsatz zu kompensieren. Zwar sind auch die Aufwände aufgrund der tieferen Ausgaben für Zuckerrüben und Personal gesunken, für einen etwas höheren Rübenpreis mussten dennoch Reserven aufgelöst werden.
Anbaubereitschaft sinkt
Und trotzdem ging die Anbaufläche weiter zurück. «Uns fehlen etwa 50 000 Tonnen Zucker», sagte Guido Stäger. Diesen Zucker könne man entweder direkt importieren, «als Zuckerhändler verdient man aber nichts», oder man könne Rüben importieren. Die SZU hat das gemacht und rund 6000 t Rüben aus Deutschland eingeführt. Allerdings ist auch das gemäss Stäger keine wirkliche Option. Die Logistik sei sehr Aufwändig und damit auch nicht ganz billig. Immerhin konnte sich Stäger freuen, dass die Abnehmer grundsätzlich an Schweizer Zucker interessiert seien.
Bund soll unterstützen
Was die Anbaubereitschaft der Zuckerrübenpflanzer angeht, verspricht sich die SZU relativ viel vom Bund. «Es ist klar, dass wir nicht alles Fordern können. Auch die Lebensmittelindustrie braucht konkurrenzfähige Preise», meinte Andreas Blank. Aber dennoch brauche es einen Schutz vor Billigzucker aus Deutschland. Dieser dürfte gemäss Blank bald auch den Schweizer Markt fluten. Denn die EU löst die Zuckerquote auf, schützt aber den eigenen Markt mit relativ hohen Importzöllen. Die Schweiz habe da das nachsehen, der Bund müsse deshalb handeln und mithelfen, dass die Anbaubereitschaft erhalten bleibt.
Zwei Verwaltungsratsmitglieder sind zurückgetreten: Michael Weber wurde zum stellvertretenden Chef von Agroscope ernannt und musste wegen möglichen Interessenkonflikten per Ende 2016 zurücktreten. Und Regierungsrat Georges Godel (CVP/FR) hat aus beruflichen Gründen seinen Rücktritt erklärt. Beide Sitze werden bis auf weiteres nicht neu besetzt.
hja