Die Forschungsanstalt Agroscope hat in den letzten Jahren die Vielfalt der einheimischen Birnensorten unter die Lupe genommen. Mittels molekulargenetischer Analysen konnten die Wissenschaftler 840 in der Schweiz heimische Birnensorten ermitteln. Die optischen Variationen an Formen und Farben sind laut Agroscope mannigfaltig: von kugelig grün und berostet bis perlförmig gelb oder orange mit dunkelroter Deckfarbe.
Aromen von süss bis schmelzend
Die aromatische Vielfalt reiche von herb-süss bis säuerlich-spritzig, knackend, schmelzend oder stark adstringierend. Birnen würden oft sehr charakteristische Geschmacksnoten aufweisen, die an Zimt, Vanille, Karamell, Anis, Bergamotte oder Muskat erinnern würden. Zahlreiche alte Schweizer Birnensorten finden laut Agroscope nur regionale Verbreitung. Dazu gehört etwa die Westschweizer Birnensorte „Poire-à-Botzi“ aus dem Kanton Fribourg oder die Sorte „Sept-en-geule“.
Grosses Potential
Das Nutzungspotenzial der Schweizer Birnensorten sei aufgrund der vielseitigen Verwendungszwecke enorm. Als Beispiel nennt Agroscope Nischen-Produkte wie Poiré, Schwaumwein und Birnen-Balsamico. Der Erhalt des Genpools alter Sorten sei wichtig, damit künftige Generationen auf diese Ressourcen zurückgreifen können, um damit auf veränderte Umweltbedingungen und Konsumtenbedürfnisse reagieren zu können.
Viele alte Sorten entsprechen laut Agroscope nicht mehr den heutigen Bedürfnissen des Anbaus oder Marktes. Auch machten einigen Sorten Krankheiten zu schaffen. So hat die Anzahl Gelbmöstler, eine einst weitverbreitete Birnensorte, in den letzten Jahren wegen des Feuerbranderregers stark abgenommen.
Sorten werden dokumentiert
Agroscope hat zusammen mit Fructus, der Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten, von 2000 bis 2005 Obstsorten inventarisiert. Seither werden sämtliche Sorten aus dem Nationalen Inventar in mehreren dezentralen Erhaltungs-Sammlungen abgesichert. Mit den Fructus-Projekten zur Beschreibung von Obstgenressourcen (BEVOG I–III) werden diese im Detail beschrieben und fotografisch dokumentiert.
Anhand exakter Beschreibungen der Fruchteigenschaften konnten bis jetzt rund die Hälfte der Birnen für die Schweizer Nationale Datenbank zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen (www.bdn.ch) dokumentiert werden. Finanziert wird die Arbeit durch das Bundesamt für Landwirtschaft im Rahmen des Nationalen Aktionsplans zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der pflanzen-genetischen Ressourcen für die Ernährung und Landwirtschaft (NAP-PGREL).
lid