Marianne und Joseph Lötscher halten im "Luegisland", hoch über dem Dorf Entlebuch, seit 1992 als Nebenerwerbsbetrieb reinrassige Schwarzbraune Bergschafe (SBS). Lötschers sind akribische Schaffer, produzieren hochwertiges Lammfleisch und schenken dabei dem Tierwohl grösste Beachtung.
Unterirdische Preise
Umso mehr missfielen ihnen die bisweilen "unterirdischen" Lämmer-Preise. Vor ein paar Jahren waren diese erneut auf ein Niveau gefallen, welches eine Kostendeckung verunmöglichte. Lötschers haben in den vergangenen 25 Jahren schon verschiedene Absatzkanäle beliefert und wurden dabei nie restlos glücklich. Etwa störten sie sich an Schafmärkten ob den vorgängigen Absprachen der Händler, damit auch ja keine Preise überboten wurden und trotzdem jeder seinen Bedarf decken konnte. "Schönste vollfleischige Lämmer, zwischen 45 und 48 Kilo schwer, galten in Tiefpreisphasen gerade noch 180 Franken", sagt Joseph Lötscher. Pro Muttertier rechnen Lötschers mit 1,9 verkauften Lämmern pro Jahr. Da bräuchte es schon eine sehr grosse Herde für einen ordentlichen Umsatz. Aktuell halten Lötschers noch 35 Mutterschafe, welche saisonal im November ablammen und das Futter der rund 8 ha Wiesland auf 870 m ü. M. veredeln. Dank dem Label "Zentralschweizer Lamm" gibt es aktuell rund 300 Franken für ein Lamm. "Auch Schafe sind arbeitsintensiv2, stellt Lötscher klar, wenn man es gut machen wolle. Allerdings konnte er im Laufe der Jahre ständig optimieren. Auch die Erfahrung helfe. Einem Neueinsteiger empfiehlt er, die Herde langsam aufzubauen. Selber kaufen Lötschers keine Tiere zu. Ausgenommen den Bock, dieser kommt aber in die Quarantäne. So konnten sie die gefürchtete Klauenfäule ausmerzen und die Kosten für Tierarzt und Tierarzneimittel tendieren gegen Null.
42 Produzenten
Aktuell produzieren 42 Produzenten (IP oder Bio), verteilt über die sechs Zentralschweizer Kantone, unter dem Label. Im ersten Jahr 2016 wurden rund 3500 Lämmer vermarktet. Die Lämmer werden zentral in einem Schlachthaus im luzernischen Nebikon verarbeitet. Der Betrieb Wechsler hat die entsprechenden Zertifizierungen, um an grössere Detaillisten zu liefern. "Die Nachfrage ist sehr gut", sagt der Schwyzer Christoph Bamert, der die Geschäfte für das Label führt. Bisweilen könne der Bedarf nicht gedeckt werden. Um Liefersicherheit zu gewährleisten, werden "dringend weitere Produzenten gesucht". Die Preiszuschläge seien interessant und bewegen sich je nach Fleischigkeit zwischen Fr. 1.50 und Fr. 2.20 über dem Tabellenpreis der Proviande.
Die Nische bietet Platz
Grosse Hoffnungen in das Label hat auch Schafhalter Werner Wicki aus Sörenberg. Er ist in der entsprechenden Steuerungsgruppe des Zentralschweizer Schafhaltervereins und selber Produzent. "Regional liegt im Trend", sagt er. Weitere Trümpfe seien Qualität und Rückverfolgbarkeit. Das Projekt ist in Luzern entstanden, entsprechend haben einige Zentralschweizer Kantone noch Aufholbedarf. Wicki weiss von grösseren Betrieben, die auf Schafhaltung umstellen werden. Bei einem Anteil an der Inlandversorgung von gerade mal 35 Prozent möge es dies mehr als nur leiden. Oft sei eine Umstellung ohne grössere Investitionen möglich. Nicht zu unterschätzen sei aber der Aufbau der Herde.
aem
Die Zentralschweizer Schafhalter präsentieren sich an der Luga (Freitag, 28. April bis Sonntag, 7. Mai auf der Allmend Luzern) und geben gerne Auskunft.