2005 waren Sie Mister Schweiz des Jahres 2005. Und noch immer vermarkten Sie sich als schönster Bauer der Schweiz. Gefällt Ihnen diese Rolle immer noch?

Ja, diese Rolle gefällt mir immer noch sehr gut und ich fühle mich darin und damit wohl. Bei der Wahl wusste ich nicht, was alles auf mich zukommen würde. Jetzt mit einem Rückblick von bald 10 Jahren stelle ich fest, dass ich als Bauer und mit dem Titel Mister Schweiz zugleich die Schweizer Landwirtschaft in der Öffentlichkeit und in den Medien präsentierte und zwar von einer ganz anderen Seite her als man es sich bisher gewohnt war. Ich konnte aufzeigen, dass die Landwirtschaft viel Positives bieten kann und man sich als Bauer nicht zu verstecken hat. Darauf bin ich stolz.


Wie finden Sie das Projekts «Nationaler Tag der offenen Stalltür» und dass Landwirte die Stalltüre öffnen?

Das finde ich eine Superidee. Es ist je länger je wichtiger, dass wir Landwirte die Stalltüren öffnen für die Bevölke-rung, wir müssen unseren Betrieb je länger je mehr auch den Nicht-Landwirten öffnen. Oft wissen Leute von der Schweizer Landwirtschaft einzig, dass wir Bauern Direktzahlungen kassieren und weiter wissen die Leute gar nichts über unser Leben und Arbeiten.  Wenn wir Bauern die Bevölkerung auf unseren Höfen haben, sehen sie, dass wir uns an sieben Tagen pro Woche und an 365 Tagen im Jahr um unser Vieh kümmern. Dabei wird der grosse Aufwand sichtbar, den wir Bauern betreiben, um Milch und Fleisch für die Bevölkerung zu produzieren. Ja, es braucht die offenen Stalltüren, je länger je mehr.


Haben Sie überhaupt noch Zeit um auf dem eigenen Hof zu arbeiten?

Pro Woche bin ich im Durchschnitt einmal unterwegs um an Events aufzutreten, Werbung und Shotings absolvieren, aber die restlichen Tage der Woche bin ich auf meinem 52-Hektaren Hof in Vella im schönen Val Lumnezia. Ich führe unseren  Betrieb zusammen mit einem Lehrling. Meine Gedanken sind den ganzen Tag bei meinem Hof, vor allem, weil ich jetzt in diesen Wochen auf dem Hof ein Bauprojekt ausführe.


Öffnen Sie auch gelegentlich die Türen Ihres Stalles?

Ja. Während sechs Jahren führten wir auf unserem Hof in Vella den 1.-August-Brunch durch. Ich stellte fest, dass der Aufwand dafür sehr gross ist und dass wegen meiner übrigen Tätigkeiten und auch weil ich unterdessen Familie habe, mir die Zeit dafür fehlt. Deshalb führen wir den Brunch am 1. August auf meinem Hof nicht mehr durch. Wenn gelegentlich Wanderer, Touristen und sonstige Besuche auf meinen Hof kommen, öffne ich gerne die Stalltüren. Aus meiner Ab-Hof Direktvermarktung von Käse, Wurst und Bier ergeben sich auch sehr viele Kontakte zur Nicht-Landwirtschaftlichen Bevölkerung und auch bei diesen Gelegenheiten stehen selbstverständlich jederzeit die Stalltüren offen.


Sie sind und bleiben der schönste Bauer der Schweiz und Sie sind prominent. Ist es auch wichtig für Bäuerinnen und Bauern, 
eine gewisse Prominenz zu 
haben in der Gemeinde? Ist es ein Privileg, heute Bauer in der Schweiz zu sein?

Ob man prominent ist oder nicht, ist nicht so wichtig. Aber wichtig ist, dass die Bäuerinnen und Bauern heute, wo die Landwirtschaft eine Minderheit geworden ist, Präsenz im Dorf und in der Region zeigen, sei es an Viehausstellungen, an regionalen Messen und Agrarmessen. Es ist wichtig, dass wirkliche Bauern an solchen Anlässen teilnehmen und dort ihr reales Bild einer heute existierenden Landwirtschaft präsentieren.

Interview Hans Rüssli