Gerät ein Tier in den Mäher, ist das meist auch für den Bauern selber eine unschöne Sache. Peter Ulmann, bei der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald zuständig für die Jagd, verweist auf die hohe Dunkelziffer, die durch den technischen Fortschritt noch grösser werden dürfte: "Gerade mit modernen Hochleistungskreiselmähern vermähte Tiere werden nicht bemerkt und ihre Überreste werden von Greifvögeln und Füchsen sehr schnell aufgefunden und ‘abgeräumt’." Gemäss Ulmann sei die Sensibilität bei den Landwirten durchaus gross und die meisten würden Massnahmen zum Schutz der Jungtiere ergreifen.

Hilfe aus der Luft

Dazu gehört beispielsweise die Rettung von Rehkitzen mit Drohnen. Das ist zwar erfolgsversprechend und wurde von diversen Medien als Wundermittel angepriesen, aber auch extrem personal- und kostenintensiv ist. Der gemeinnützige Verein Rehkitzrettung Schweiz wurde im letzten Jahr gegründet und möchte diese Technik allen Bauern zugänglich zu machen. "Rehkitze sind nicht gerecht verteilt. Für den Landwirt bedeuten sie Mehraufwand und psychischen Stress bei den Mäharbeiten", ist auf der Homepage zu lesen. Dazu rekrutiert der Verein Team aus Drohnenpiloten und Helfern, entwickelt und testet neue Methoden und sorgt für die Finanzierung. Ein gerettetes Rehkitz koste im Durchschnitt 100 Franken, ein Rettungsteam pro Jahr rund 2000 Franken. Interessierte Landwirte oder Jäger können sich direkt beim Verein melden. Bisher sind Teams in den Kantonen Bern, Thurgau, St. Gallen, Zürich und Zug mit der Mission Rehkitzrettung unterwegs.

Es geht auch anders

Sollte kein Drohnen-Team verfügbar sein, empfiehlt der Verein dieselben Massnahmen, wie sie in zahlreichen kantonalen Broschüren zu finden sind:

  • Beobachten:Verharrt eine Rehgeiss Minuten lang am selben Ort verharrt, ohne zu fressen oder zu wittern, säugt sie vermutlich ihr Kitz.
  • Anmähen am Vortag: Die Rehgeiss gerät in Alarmbereitschaft und bringt ihren Nachwuchs idealerweise an einen sicheren Ort.
  • Verblenden: Tücher oder Plastiksäcke an Stangen aufhängen, Warnblinker oder akustische Signale wie Radios am Vorabend anbringen. Wichtig: Eine Rehgeiss traut sich eventuell nicht mehr in unmittelbare Nähe der Scheuche, darum diesen Umkreis absuchen. Wegen Gewöhnung an die Scheuchen diese erst am Vorabend anbringen.
  • Richtiges Mähen: Von innen nach aussen, von der Strasse weg und zu Waldrändern hin mähen, damit die Fluchtwege für Tiere offen bleiben (siehe Bild).
  • Hände weg von Jungtieren: Wildhüter informieren oder das Kitz mit Einweghandschuhen oder Grasbüscheln schützen. Während dem Mähen evakuierte Kitze kurz mit einer Harasse zudecken, damit sie nicht an die Fundstelle zurücklaufen.
  • Augen auf bei einem Fund: Oft befinden sich bei einem gefundenen Kitz noch weitere, Rehgeissen setzen oft zwei Junge.

Im traurigen Ernstfall gilt: Verletzte oder tote Tiere müssen dem Wildhüter gemeldet werden. Dies geschieht an die zuständige, lokale Jagdgesellschaft oder via Einsatzzentrale der Polizei.

ag