Die hohen Quecksilberwerte im Siedlungsgebiet Turtig bei Visp wurden bei Vorbereitungsarbeiten für eine Autobahnbaustelle entdeckt. Der Kanton Wallis ordnete darauf zusätzliche Untersuchungen an, deren Ergebnisse am Montagabend der Bevölkerung vorgestellt wurden.
Neben den 13 sanierungsbedürftigen Flächen wurden bei je 18 Parzellen Belastungen von 2 bis 5 mg/kg sowie von 0,5 bis 2 mg/kg gefunden. Von insgesamt 82 untersuchten Parzellen stellten sich 33 als unbelastet heraus. Weitere 16 Parzellen werden noch untersucht.
Bereits im Januar wurden bei zehn Parzellen Quecksilberbelastungen gemessen, die über dem Grenzwert für Wohngebiete lagen. Auf diesen Parzellen dürfen private Gärten und Kinderspielplätze nicht mehr genutzt werden, bis die Böden saniert sind.
Weil das Quecksilberproblem in der Schweiz einzigartig ist, mussten erst verschiedene Grenz- und Prüfwerte neu festgelegt werden, wie der Kanton Wallis mitteilt.
Gemäss der Eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope ist regelmässiges Spielen erst ab einer Quecksilberbelastung von 2 mg/kg mit Risiken verbunden. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) habe diesen Prüfwert bestätigt.
Risikobewertung nötig
Von Gesetzes wegen müssen Böden über dem Grenzwert von 5 mg/kg in jedem Fall saniert werden. Dort muss der kontaminierte Boden abgetragen und ersetzt werden. Die Lonza erklärte sich bereits im Januar bereit, die Sanierungen dieser Parzellen vorzufinanzieren.
Ungewissheit herrscht bei den Parzellen mit tieferen Quecksilberwerten. In diesen Fällen wird eine Risikobewertung vorgenommen. Grundstücke mit einer Belastung zwischen 2 und 5 mg/kg sollten von Kindern nur eingeschränkt genutzt werden.
Da eine Sanierung dieser Parzellen über die gesetzlichen Vorgaben hinausgeht, braucht es ein Einvernehmen über die Finanzierung. Der Kanton und Lonza würden deshalb im Gespräch über die "Optionen zur Festlegung eines akzeptablen Dekontaminationsziels" bleiben.
Der Kanton befinde sich in einer paradoxen Lage, sagte Cédric Arnold, Chef der Walliser Dienststelle für Umweltschutz. Es gebe einen Sanierungsgrenzwert für 5 mg/kg und mögliche Risiken ab 2 mg/kg. Man müsse insbesondere mit dem BAFU Gespräche aufnehmen, um eventuell den rechtlichen Rahmen zu überprüfen, sagte Arnold.
Auch Lebensmittel von den verschmutzten Parzellen wurden untersucht. Die Analyse zeigte jedoch keine relevanten Quecksilbergehalte auf. Bis Ende 2014 will sich der Kanton einen Überblick über die gesamte Belastung zwischen Visp und Niedergesteln verschaffen.
Ausmass der Umweltbelastung unklar
Die Quecksilberbelastung stammt von der Chemiefirma Lonza, welche zwischen 1930 bis 1973 Quecksilber in den Grossgrundkanal ableitete. Dieser fliesst an den verschmutzten Grundstücken vorbei.
Um das Ausmass der Quecksilberentsorgungen herrschen verschiedene Ansichten. Die Lonza gab Ende Februar an, schätzungsweise 50 Tonnen des Schwermetalls in den Kanal geleitet zu haben. Das Unternehmen hatte zunächst von 28 Tonnen Quecksilber gesprochen.
Auch die nach oben korrigierte Zahl wird von der Umweltorganisation Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (Aefu) angezweifelt. Sie schätzt, dass 200 Tonnen Quecksilber in das Gewässer abgeleitet wurden.
sda