BAUERNZEITUNG: Wie kann man sich Ihr Blumenfeld vorstellen beziehungsweise, was ist das Besondere daran?

Bernadette Zurfluh: Wir achten darauf, dass wir von Frühjahr bis Herbst ein breites Angebot an Blumen und Grünpflanzen anbieten können. Im Frühjahr warten alle auf Tulpen, Narzissen und Zierlauch. Auch von den mehrjährigen Blütenstauden gibt es einige, die früh blühen. Über die wärmste Zeit stehen selbstverständlich der einjährige Sommerflor, die Rosen und Stauden im Vordergrund. Werden die Tage kürzer, kommen die pollenfreien Sonnenblumen, die Dahlien und die Astern zum Zug. Über die ganze Saison gesehen bieten wir rund 40 verschiedene Blumensorten an. Für Eilige haben wir in unserem offenen Markthäuschen auch immer ein paar Sträusse im Angebot.


Sie halten Milchkühe und bauen auf 10 Aren Beeren, auf 20 Aren Kirschen und Zwetschgen und auf 20 Aren Blumen zum Selberpflücken an. Geht das gut nebeneinander?


Zurfluh: Den Hof führen mein Mann und ich gemeinsam. Zudem geben wir jeweils einer jungen Frau die Chance, bei uns das Agriprakti, ein Haushaltjahr, zu absolvieren. Natürlich haben wir im Sommer Arbeitsspitzen, die wir gut planen müssen. Sicher ist, dass ein Blumenfeld nur anlegen sollte, wer wirklich gern arbeitet und Blumen mag! Die Schwierigkeit ist, dass man sich auf ein Blumenfeld nicht wirklich optimal vorbereiten kann. Wer nicht Gärtnerin oder Floristin ist, muss sich sehr viel Wissen selber aneignen und schauen, wo und wie welche Kenntnisse erworben werden können. Bei einem Blumenfeld ist es wichtig, immer wieder von den gemachten Erfahrungen zu profitieren. Ich schreibe deshalb viel auf – das lohnt sich.


Wenn jemand neu ein Blumenfeld zum Selberpflücken anlegen will, welche Voraussetzungen sollten erfüllt sein?


Zurfluh: Nur wer die zeitlichen Ressourcen hat und sich der Unterstützung des Partners sicher sein darf, sollte damit starten. Das Blumenfeld muss an einer gut befahrenen Strasse liegen und über ein paar Parkplätze verfügen. Von Vorteil ist, wenn das Feld vom Haus aus eingesehen werden kann. Es müssen finanzielle Mittel vorhanden sein, um die ersten Pflanzen und allenfalls die eine oder andere kleine Maschine anzuschaffen. Nur wer bereit ist, Risiko zu übernehmen und auch mit den Launen der Natur leben kann, wird mit einem Blumenfeld glücklich sein. Ohne «Lehrgeld» wird es nicht ablaufen! Es wäre eine Illusion zu glauben, jede Blume gelinge jedes Jahr perfekt und das Wetter sei immer so, wie man es am liebsten haben möchte. Man muss «ineinander rechnen» können.


Wie sieht es mit dem Pflanzenschutz aus?


Zurfluh: Ein grosses Blumenfeld wird nicht ohne Pflanzenschutz auskommen. Es gibt aber viele natürliche Methoden, die unbedingt eingesetzt werden sollten. Das Wichtigste ist, dass man genügend Fläche zur Verfügung hat, um mit dem Feld zu rotieren. Wie im Gemüsegarten sollte man auch Trachten machen. Mehrere Jahre am selben Ort dieselben Blumen anzubauen ist ungünstig. Aus meiner Sicht ist es wichtig, geeignete Partner zu haben. Ich arbeite schon viele Jahre mit denselben Fachleuten zusammen. Die engmaschige Beobachtung der Pflanzen ist unabdingbar. Wenn man eine Krankheit entdeckt, muss sorgfältig abgewogen werden, ob man eingreifen muss oder ob man zuwarten darf.


Ziehen Sie Ihre Blumensetzlinge selber an?


Zurfluh: Nein, wir beziehen die Jungpflanzen beinahe ausnahmslos. Das würde den zeitlichen Aufwand sprengen – zudem ist uns das Risiko zu gross. Durch den Kauf der Jungpflanzen wissen wir, dass die Qualität stimmt und wann wir im Normalfall mit den ersten Blüten rechnen dürfen. Für uns hat Qualität oberste Priorität. Vielleicht müssen wir etwas mehr bezahlen, wenn wir bei Schweizer Partnern einkaufen – wir wissen aber, was wir bekommen, und dass wir jederzeit Ansprechpartner haben, auf die wir uns verlassen können. Qualität heisst für mich, dass ein Strauss aus unserem Feld eine Woche hält.


Verraten Sie noch ein paar Tipps für Einsteigerinnen?


Zurfluh: Ein Blumenfeld sollte versichert sein – sonst ist das finanzielle Risiko zu gross. Zudem sollten mindestens 60 Prozent der Pflanzen verkauft werden können. Ideal ist, wenn die Schuhe der Kunden beim Blumenpflücken sauber bleiben – sonst kommen die Kunden wahrscheinlich nur ein einziges Mal! Wir verwenden Abdeckvliese, so haben wir auch das Unkraut besser im Griff. In unserem Blumenfeld sind die Pflanzen in der Regel farblich assortiert. Niemand will an einer anderen Ecke die zweite rote Dahlie suchen müssen! Wichtig ist, dass die Kunden an Ort und Stelle, und zwar unter Dach, ihre Blumen binden und einpacken können. Es müssen jederzeit genügend Hilfsmittel vorhanden sein. Wir bauen unsere Blumen einreihig an – so können wir leichter jäten. Und etwas ganz Wichtiges: Nur wer regelmässig jätet, hat ein Blumenfeld, das wirklich schön aussieht. Ein hübsches, einladendes Blumenfeld ist die beste Kaufanimation.


Interview Agnes Schneider Wermelinger