Auf der Suche nach einem neuen Käser hatte die Käsereigenossenschaft Jaun und Umgebung keinen Erfolg. Am 
31. Dezember ging die Ära des Käsermeisters Stephan Küttel in der Käserei Jaun zu Ende. Die Milch wird seit Neujahr in die Nachbarkäserei Charmey geliefert, die von Käsermeister Silvio Kaeser geführt wird.


Käsereigenossenschaft plant einen Neubau


Diese befristete Lösung erlaubt es der Käsereigenossenschaft, einen Neubau zu planen. Laut Vereinbarung mit der Sortenorganisation des Gruyère AOP muss die neue Käserei allerdings bis spätestens am 1. Januar 2018 in Betrieb genommen werden. Das Projekt am Standort der «alten Sägerei» sieht den Bau der Käserei, des Käsekellers und eines Verkaufsladens vor. Im Baurecht planen nun die Bergbahnen den Bau eines Restaurants, eines Ticketschalters, öffentlicher WC-Anlagen sowie eines Sanitätsraums.


Nicht alle Produzenten mit der Lösung zufrieden


Ganz kurz vor Weihnachten hat die Mehrheit der Mitglieder der Käsereigenossenschaft Jaun und Umgebung beschlossen, was ab dem 1. Januar mit der Milch geschehen soll. Die

kommenden zweieinhalb Jahre 
soll das Gruyère-AOP-Kontingent von 1,65 Mio kg Milch in die Käserei Charmey geliefert werden. Die 255'000 kg, die bisher zu Vacherin Fribourgeois verarbeitet wurden, sowie die 250'000 kg Milch der Produzenten aus

Abländschen, die sich nicht in der AOP-Zone befinden, werden künftig von Cremo übernommen.

Mit der neuen Lösung sind allerdings nicht alle Produzenten glücklich, denn die Milch muss nun morgens wie abends in die rund zehn km entfernte Käserei geliefert werden. Der Transport wird nicht entschädigt. Die Käsereigenossenschaft Charmey bezahlt den Jauner Produzenten als Fabrikationsrecht 4 Rappen pro kg verarbeitete Milch. Diese Vergütung ersetzt der Genossenschaft den Pachtzins für den bisher an den Käser vermieteten Fabrikationsraum.

Diese befristete Lösung mit Charmey wurde notwendig, weil die Käsereigenossenschaft Jaun  und Umgebung den Vertrag mit dem Milchkäufer Stephan Küttel wegen Differenzen nicht mehr erneuerten. An den schwierigen Besitzverhältnissen scheiterten auch Verhandlungen mit neuen Milchkäufern. Der Käsekeller und der Verkaufsladen gehören Küttel. Einzig der Fabrikationsraum ist Eigentum der Genossenschaft. Mit einer Milchmenge von 2,1 Millionen kg stiess die Kapazität der Käserei zudem an ihre Grenzen.


Charmey verarbeitet derzeit 4 Mio kg Milch

Die Sortenorganisation sei überzeugt, dass in Jaun eine Dorfkäserei ihre Berechtigung habe, erklärte Käsereipräsident Michael Cottier aufgrund der Verhandlungen. Die Sortenorganisation willigte deshalb ein, dass die Milch aus Jaun für eine befristete Zeit in Charmey verarbeitet wird. Damit steigt die Milchmenge in Charmey auf 4 Millionen kg. Um die Wertschöpfung der Käseherstellung im familiären und handwerklichen Rahmen zu erhalten, sei die Sortenorganisation gegen Betriebe mit über 4 Millionen kg verarbeitete Milch, führte Cottier aus. Für Philippe Bardet, Direktor der Sortenorganisation, ist die Einhaltung des Pflichtenhefts wichtig.


Übergangslösung während maximal dreier Jahre geduldet


Die temporäre Lösung ist auf zweieinhalb Jahre befristet, erweiterbar für sechs Monate auf maximal drei Jahre. Für die Genossenschaft bedeutet dies, dass die neue Käserei mit Reifekeller per 1. Januar 2018 in Betrieb genommen werden muss. Scheitert das Projekt, entziehe die Sortenorganisation der Käsereigenossenschaft das Gruyère-Kontingent.

Mit der klaren Vorgabe der Sortenorganisation steht die Genossenschaft unter Druck. «Das neue Projekt, das auf dem bereits durch die Genossenschaft erworbenen Bauland am Fusse der Bergbahnen entstehen soll, muss mit Hochdruck vorangetrieben werden», berichtete Michael Cottier. Im eben erst begonnenen Quartal soll die Baueingabe erfolgen. Parallel dazu gehe es darum, die Finanzierung der geschätzten Baukosten von 4,5 Millionen Franken sicherzustellen.  

Josef Jungo