Eines vorneweg: der Absatz von Emmentaler ist weiterhin rückläufig. Auch im vergangenen Jahr büsste der Exportschlager an Marktanteilen im Ausland ein. Wie die Delegiertenversammlung vergangenen Donnerstag in Warth TG zeigte, ist deshalb aber nicht aller Tage Abend. Noch nicht.
Der Grund dafür heisst Stefan Gasser. Er ist Direktor der Sortenorganisation und wird für seinen Einsatz von den Käsern, den Händlern und Produzenten in den höchsten Tönen gelobt. Es sei vor allem ihm zu verdanken, dass auf der Geschäftsstelle und im Vorstand die Stimmung so gut sei – trotz der miserablen Marktsituation. Am Donnerstag wurde erneut klar, warum: Gasser tritt auf, versprüht das „feu sacre“ für den Verkauf von Emmentaler, er transportiert positive Botschaften, formuliert aktiv. Herausforderungen anerkennt er im Gespräch, lässt sie aber auf der Bühne konsequent links liegen. Er ist positiv und will Lösungen schaffen. Und das gefällt.
Bockige Absatzmärkte und bockige Händler
Nur sehen das die Konsumenten in den Absatzmärkten noch nicht. Zwei von drei Emmentalern werden exportiert. Der grösste Teil geht nach Deutschland und nach Italien. Einerseits sorgte vergangenes Jahr der Euro-Kurs für Probleme, andererseits steht es auch um die wirtschaftliche Lage insbesondere in Italien nicht zum Besten. Dass zudem die EU-Konkurrenz auf vollen Käselagern sitzt, erhöht den Preisdruck zusätzlich. Die Konsequenz für Emmentaler sind sinkende Produktions- und Absatzzahlen. So wurden im vergangenen Jahr 19 827 t Emmentaler produziert. Das sind 9,9% weniger als 2014 (22 015) und liegt an den Marktanteilsverlusten im Ausland. Denn in der Schweiz konnte der Emmentaler-Absatz leicht gesteigert werden.
Dass der Absatz im Ausland zurückging, ist aber nicht nur dem günstigeren Euro und der schärferen Konkurrenz geschuldet. In die Kritik gerät auch Emmi. Der Luzerner Milchkonzern ist einer der wichtigsten Emmentaler-Exporteure und ist derzeit vor allem damit beschäftigt, die Eigenmarken in den ausländischen Märkten zu halten und zu entwickeln. Für Emmentaler scheine man aber nur bedingt Einsatz zu zeigen. Auch in der Entwicklung neuer Märkte in Südostasien und in Südamerika ist der Schweizer Vorzeigebetrieb eher zurückhaltend und überlässt das Feld der Sortenorganisation. Josef Wyss von Emmi hielt in seinem Votum am Schluss der Versammlung fest, dass die Marketing-Massnahmen etwas Zeit bräuchten. Gleichzeitig gelte es, Preisstabilität herzustellen, eine konsequente Wertschöpfungsstrategie zu verfolgen und die Mengenführung konsequent anzuwenden.
Käsereien vor dem Kollaps
Gleichzeitig droht den Käsereien die Luft auszugehen. Denn sie dürfen im Moment 53% der Referenzmengen Emmentaler produzieren. Ein Käser beklagt deshalb den „schleichenden Genickbruch.“ Die Lage bei den Käsern sei „dramatisch“, sagt ein anderer. Denn die Emmentaler-Produktion ist die Cash-Cow vieler Käsereien. Über den Emmentaler werden die Fixkosten abgewälzt und damit die Investitionen getragen. Fehlt das Geld, wird nicht in den Erhalt der Infrastruktur investiert, die Käser leben von ihrer Substanz. Zwar hat die Not der Käser zu neuen Käsekreationen geführt, aber diese alleine können die Situation der Käsereien nicht entschärfen. Noch ist es zwar zu keinem Strukturbruch gekommen, aber die Nervosität war spürbar, zumal auch die Absatzsituation im laufenden Jahr wenig verspricht ausser harter Arbeit.
Hier wiederum kommt Stefan Gasser ins Spiel. Er soll mit seinem Team den Kontakt zu den Aussenstellen verstärken und dafür sorgen, dass die Händler das machen, was ES will: den Emmentaler bestmöglich am Verkaufspunkt positionieren und natürlich verkaufen. Es darf bezweifelt werden, ob dazu genügend Zeit vorhanden ist. Aber es gibt irgendwie doch keine Alternative.
Die statutarischen Geschäfte wurden in kurzer Zeit abgehandelt: Vorstand und Geschäftsstelle wurden entlastet, die Jahresrechnung mit einem Gewinn von gut 12000 Franken genehmigt. Vorstandsmitglied Michel Pellaux wurde durch René Ruch ersetzt. Beide arbeiten für Cremo und vertreten den Handel. Pellaux tritt bald in den Ruhestand und macht deshalb Platz für die nächste Generation.
hja