Ronja ist das Empfangskomitee auf dem Lindenhof. Die Grosse Schweizer Sennenhündin zeigt sich sehr zutraulich und verschmust. «Sie bekommt immer viele Streicheleinheiten», sagt Sabrina von Wartburg und lacht. 

Mithelfen und Tiere schauen 

An diesem Montagmorgen ist es sehr ruhig auf dem Hof oberhalb von Rüttenen SO. Die fünf eigenen Kinder zwischen 6 und 12 Jahren sind im Kindergarten oder in der Schule. Und die Spielgruppenkinder kommen jeweils am Dienstag und am Donnerstag. Dann können sie nicht nur Ronja streicheln, sondern auch das Pony, die Kaninchen oder die Kälbchen. Sie dürfen füttern helfen, misten oder was halt gerade anfällt. Natürlich gibt es auch einen Spielplatz mit Sandkasten, Spieltraktoren und vieles mehr. Doch am liebsten helfen die Kleinen einfach mit. Sie schauen, wo die Hühner ihre Eier legen oder ihr Futter picken, was die Wachteln und die Brieftauben machen oder freuen sich an den zwei jungen Schweinen. 

Etwas für mich selber

Bei Sabrina von Wartburg muss immer etwas laufen. «Ich brauche das», sagt die 36-Jährige. Als ihre Kinder grösser wurden, wollte sie etwas Zusätzliches, «etwas für mich selber» auf die Beine stellen. Zugleich wünschte sie sich, ein Projekt in Richtung Öffentlichkeitsarbeit durchzuführen und dies am liebsten von zu Hause aus. So wurde im Frühsommer des letzten Jahres die Idee der Bauernhof-Spielgruppe geboren. Es blieb nicht lange nur bei der Idee. «Ich bin ein sehr spontaner Mensch», betont Sabrina von Wartburg. Sie entwarf ein Logo, machte etwas Werbung und startete im August mit vier Kindern. 

Seit Anfang dieses Jahres hat sie bereits zwei Kindergruppen mit fünf und sieben Kindern. Sie kommen aus den Nachbardörfern, aber auch aus der weiteren Umgebung. Begleitend dazu besucht Sabrina von Wartburg die Ausbildung zur Spielgruppenleiterin. Da sie sich noch weiter in Erziehungsfragen bilden möchte, macht sie zusätzliche Kurse. Vor allem die Kinderpsychologie interessiert sie. «Es ist ja nicht das Gleiche, ob man eigene oder fremde Kinder betreut. Ich möchte einfach mehr wissen.»

Grosse Familie gewünscht

Die gelernte Servicefachangestellte ist in Deitingen SO aufgewachsen. «Es war mir schon immer klar, dass ich nach der Lehre arbeiten und später eine grosse Familie haben möchte; am liebsten mit fünf Kindern.» Diese Familie hat sie nun. Als sie ihren Mann Jürg kennenlernte und klar wurde, dass er den elterlichen Hof in Rüttenen übernehmen würde, machte sie den Winterkurs an der Bäuerinnenschule Wallierhof. Zwei Jahre lang hatte sie einen kleinen Laden in Solothurn, wo sie Steine, Tee und Naturkosmetik verkaufte. «Doch es lief zu wenig.»

Auf dem Lindenhof wird vor allem Milchwirtschaft betrieben. 50 Kühe werden gemolken. In Spitzenzeiten, wenn ihr Mann noch auf dem Feld beschäftigt ist, macht dies Sabrina von Wartburg. Dazu erledigt sie auch die Stallarbeit. Die Eier der 250 Leghennen vermarktet sie direkt, mit einem Kühlschrank beim Hof, einem im Dorf und einem in Deitingen. Zusätzlich beliefert sie auch noch einige Restaurants. Gerne würde sie die
Direktvermarktung von Hofprodukten ausbauen. Früher bot sie in Rüttenen einen Hauslieferdienst mit Milch, Brot und Eiern an. Im Moment bäckt sie aber nur das Brot für ihre Familie, denn jetzt steht die Spielgruppe im Vordergrund.

Am liebesten im Stall

Einmal pro Spielgruppenhalbjahr kommen die Kinder am Abend auf den Hof. So erleben sie das Melken hautnah und können beim Füttern der Kühe helfen. «Die Kinder sind sowieso am liebsten im Stall.» Zweimal konnten sie die Geburt eines Kälbchens miterleben, ein Highlight für alle. «Es ist wichtig für uns, den Kindern, und auch ihren Eltern, die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern näher zu bringen», betont auch Jürg von Wartburg, der sich zu einem kurzen Kaffee an den Küchentisch setzt. «Viele haben keine Ahnung mehr und die Kinder sind ja unsere zukünftigen Kunden.» Die von Wartburgs  möchten auch Vorurteile abbauen.

Neben Familie, Hof mit Tieren  und der Spielgruppe bleibt nicht mehr viel Zeit übrig. Für Ferien reichte es schon lange nicht mehr. Doch Sabrina von Wartburg ist zufrieden. «Mir ist es am wohlsten, wenn wir alle zusammen daheim sind. Und die
Spielgruppe ist für mich Erholung pur. Dann bin ich ganz in
meinem Element.»

Renate Bigler-Nägeli