Pferdefleisch bietet Gesprächsstoff. Einerseits wiederholt skandalträchtige Bilder aus dem Ausland, andererseits Versuche, einen Schlachtpferdemarkt im Inland aufzubauen. Wie der «BauernZeitung» bekannt ist, haben zwischen Coop, Bell und der Anicom AG Gespräche stattgefunden. Zu diesem Vorhaben schüttelt Hans-Peter Horisberger, Pferdemetzger in Burgdorf BE, den Kopf. «Sowas ist unerklärlich und funktioniert ganz einfach nicht», ist er sicher. «Der Pferdebesitzer will das nicht», weiss Horisberger. Das Pferd stehe im Vordergrund, niemand sei bereit, dieses an einem Schlachtviehmarkt in einen Lastwagen zu laden und in den Schlachthof zu fahren. «Bei der ganzen Sache braucht es ein bisschen Ethik», so der Metzger. «Man müsste sie in Gänge treiben, im Akkord töten», so Horisberger und fragt: «Wer will denn sowas?» Auch wenn es dafür vielleicht einige Hundert Fränkli mehr gebe, wie er meint. «Das Geld hat beim Metzgpferd keinen Stellenwert, sondern die Art und Weise der Tötung.»
«Wir wollen Freizeitpferde züchten, nicht Schlachtpferde»
Stéphane Klopfenstein, Geschäftsführer des Schweizerischen Freibergerverbands, bestätigt auf Anfrage, dass von der Anicom AG eine Anfrage betreffend Schlachtpferdemarkt eingegangen sei. Ziel sei eine Zentralisierung, so Klopfenstein. Man sollte eine gewisse Menge garantieren können. Klopfenstein kann sich ein solches Projekt vorstellen, äussert aber auch Vorbehalte. «Wir wollen ein Freizeitpferd züchten und nicht ein Schlachtpferd», so der Geschäftsführer. Er meint, das könnte auch imageschädigend sein für den Freiberger. Sollte dieser Markt aber eine Rentabilität für Pferdehalter haben, ist Klopfenstein offen. «Deshalb würden nicht mehr Pferde zu Schlachtzwecken gehalten», glaubt er. Noch steht eine definitive Antwort zum Projekt aus, wie Klopfenstein sagt, in der nächsten Woche soll diese von der Anicom aber eingehen.
Stefan Schwab, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Anicom AG, bestätigt das Projekt zum Schlachtpferdemarkt. Im Moment befinde sich die Angelegenheit allerdings im «Stand-by». Es bestehe nicht die Strategie, dass die Anicom in den Pferdehandel aktiv einsteige, erläutert Schwab gegenüber der «BauernZeitung».
Anicom sieht eine Chance für inländische Produzenten
«Als grösster Tiertransporteur der Schweiz stand für uns zur Diskussion, diese Logistik im Pferdemarkt zu nutzen», so Stefan Schwab. Grundsätzlich sieht er für die inländische Landwirtschaft eine Chance. «Einfach sagen, es ist nicht möglich, und dann aus irgendwelchen Bedingungen Fleisch importieren, ist problematisch. Pferdefleisch ist emotionenbehaftet, die Transporte äusserst anspruchsvoll. Es bräuchte eine Rückverfolgbarkeit bis zum Produzenten, geschulte Chauffeure und gut eingerichtete Lastwagen», so Schwab.
Fabian Vetsch, Sprecher von Bell äussert auf Anfrage der «BauernZeitung», dass tatsächlich ein solches «Vorprojekt» bestanden habe, aber nicht weiterverfolgt wurde. «Der Nutzen war nicht gegeben», so Vetsch, denn man hätte die Menge mit inländischem Fleisch nicht garantieren können und wäre ohnehin auf Importe angewiesen. Coop setze heute auf zwei eng kontrollierte Betriebe aus Frankreich und Spanien.
Simone Barth