BauernZeitung: Was macht einen guten Blog bzw. eine(n) gute(n)
Blogger(in) aus?
Aleksandra Gnach: Ein guter Blog muss vor allem einen eigenen Charakter haben. Gute Blogger, deren Texte man gerne liest, sind jene, die einen eigenen Stil haben und Persönlichkeit in ihre Beiträge bringen. Entscheidend dafür, ob man einen Blog liest, ist einerseits der Inhalt, aber auch die Person dahinter: Ist diese authentisch, sympathisch, kann ich mir die Person vorstellen, ihr vertrauen und eine
Beziehung zu ihr aufbauen?
Sind Blogs 2017 überhaupt noch wichtig?
Blogs sind kein neues Format und haben bereits eine Flaute hinter sich. Seit längerer Zeit sind sie aber wieder im Aufwind. Blogs verändern auch die Medienlandschaft, einerseits in der Schweiz, besonders stark aber etwa in den USA. Dort erreichen Blogger einen ähnlichen Status wie öffentliche Medien. Journalisten recherchieren heute auf Blogs. Meist tauchen Themen erst auf Social Media auf,
irgendwann werden sie dann von Bloggern aufgenommen, bekommen dadurch einen Nachrichtenwert und Journalisten werden darauf aufmerksam. Wenn gewisse Blogger ein Thema aufgreifen, ist das oft auch ein Zeichen, dass es relevant ist . Aus all diesen Gründen geht man eigentlich nicht davon aus, dass Blogs wieder verschwinden werden. Sie sind und bleiben wichtig.
Welche Chancen sehen Sie für landwirtschaftliche Blogs?
Landwirtschaft ist ein gutes Thema. Ernährung und Umwelt interessieren uns alle. Das Schöne am Thema ist auch, dass es noch nicht so stark in Blogs bearbeitet wird.
Mit dem Blogportal «Stadtland» sollen junge, urbane Konsumenten und Konsumentinnen angesprochen und ihr Vertrauen in den Nutzen der Schweizer Land- und Milchwirtschaft gestärkt werden (wir berichteten). Dahinter steht Swissmilk, die Marketingorganisation der Schweizer Milchproduzenten. Kann das gelingen?
Ich sehe das eher kritisch. Menschen wollen sich nicht durch Organisationen beeinflussen lassen. Das Ganze hat eine Chance, wenn klar deklariert ist, dass Swissmilk dahinter steht und man nicht junge Blogger schreiben lässt, ohne dass ganz klar ist, wessen Meinung sie widergeben. Wenn ich Swissmilk wäre, würde ich die Rolle, die die Organisation für die Inhalte des Blogs spielt, offenlegen. Ich würde ein Impressum machen, wo die Spielregeln erklärt werden – etwa ob die Autorinnen frei sind in ihrer Themenwahl und ob sie auch kritisch sein dürfen. Eine Möglichkeit wäre auch, Gastblogger an Bord zu holen, die in ihren Gastbeiträgen Kritik äussern dürfen. Wenn in Kommentaren Kritik kommt, etwa von sehr aktiven Veganern, braucht es auch Ressourcen, um damit umzugehen. Es stellt sich dann die Frage, ob man die kritischen Feedbacks einfach sperrt, selber argumentiert oder gar versucht, Diskussionen anzuregen und zu moderieren.
Oft werden Blogger oder weiter gefasst, so genannte Influencer von Firmen und Organisationen bezahlt, damit sie mehr oder weniger subtil Werbung für deren Produkte machen – z.B. in einem Blog oder auf ihrem Instagram-
Profil. Funktioniert das wirklich oder durchschauen die Leser das?
In der Schweiz bekommt das Ganze langsam einen etwas negativen Beigeschmack. Es ist nicht mehr so hip, Influencer zu sein. In der Vergangenheit gab es Vorfälle mit gekauften Likes und gekauften Followern. Die Leute sind die Influencer etwas Leid, genau wie sie es leid sind, auf Facebook ständig Werbung von Firmen zu sehen. Der Influencer-Trend ist meiner Meinung nach am Abflauen.
Interview jw
Aleksandra
Gnach ist Professorin für Medienlinguistik mit Schwerpunkt Social Media an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)
Dieser Artikel stammt aus der Printausgabe der BauernZeitung