Um den Genpool der Rasse zu erweitern, diskutiert der Schweizerische Freiberger-verband (SFV) schon länger über eine Blutauffrischung mittels Einkreuzung mit einer anderen Rasse. Aus diesem Grund trafen sich im November interessierte Stellen mit Professor Thomas Druml aus Österreich, um die durchgeführten Programme zur Erhaltung der genetischen Vielfalt der Pferderasse Noriker kennenzulernen. Im Anschluss an die Präsentation fand eine angeregte Diskussion statt. «Das Thema ist sehr emotional, wir versuchen es so objektiv wie möglich zu behandeln», erklärt Stéphane Klopfenstein, Geschäftsführer des SFV.
Fremdblut ist nicht die Wunderlösung
Der Freiberger solle als traditionelle Schweizer Rasse langfristig erhalten bleiben, erklärt Stéphane Klopfenstein. Dazu muss aber dem Problem des enger werdenden Genpools entgegengewirkt werden. Eine Möglichkeit dazu wäre die Blutauffrischung mit einer anderen Rasse.
«Wir haben Professor Druml eingeladen, um von seinem Wissen und den Erfahrungen bei der Einkreuzung beim Noriker zu profitieren», so Klopfenstein. Der Wissenschaftler wollte sich jedoch nicht klar für oder gegen eine Einkreuzung positionieren. Er betonte lediglich, es könne eine Strategie sein, wenn man Eigenschaften verändern möchte, um sich besser auf den Markt zu positionieren. Inzucht sei jedoch immer ein Thema bei kleinen Nutztierpopulationen wie der Freiberger. «Die Einkreuzung ist nicht die Wunderlösung, kann jedoch helfen den Genpool zu vergrössern», schlussfolgert Klopfenstein.
Nun sei klar, dass Projekt müsse weiter bearbeitet werden. «Die Arbeitsgruppe, die bisher an dem Thema arbeitete, soll ihre Arbeit weiterführen», so Klopfenstein. Unter anderem soll der finanzielle Aspekt beleuchtet werden. «Ziel ist, das Thema an der DV 2017 zu behandeln und einen Grundsatzentscheid zu erhalten», so Klopfenstein.
Ganz klar ist aber, wenn eine Blutauffrischung zustande käme, würde diese strengen Auflagen und Regeln unterliegen. «Wir möchten unter anderem auch die Rittigkeit verbessern, ohne dabei den guten Charakter zu verlieren», so Klopfenstein. Auch die Grösse solle so bleiben wie bisher.
«Wir würden ein bis drei Warmbluthengste auswählen, die zum Einsatz kämen», so Klopfenstein. Die F1-Tiere würden auf Herz und Nieren getestet. Ziel wäre, danach ein bis zwei F2-Hengste zu erhalten, die zur Zucht eingesetzt werden könnten. Klopfenstein rechnet aber mit rund zehn Jahren von der ersten Anpaarung mit Warmblütern bis zum ersten freien Deckeinsatz eines F2-Hengstes aus diesen Anpaarungsversuchen.
«Im Moment sind wir noch nicht überzeugt, dass die Basis dafür zu gewinnen ist», so Klopfenstein. Vielleicht sehe es aber anders aus, wenn über die Finanzierung Klarheit herrsche. So wie es im Moment aber aussehe, seien vom BLW keine finanziellen Unterstützungen zu erwarten, jedoch auch keine Einmischung.So würde es Züchter brauchen, welche freiwillig mitmachen würden, ohne dafür spezielle Beiträge zu erhalten. Entschieden wurde bisher noch nichts, dies fällt in die Zuständigkeit der Delegiertenversammlung.
Auch gezielte Anpaarung ist ein Thema
Das Projekt zur gezielten Anpaarung wurde vom BLW bewilligt, erklärt Klopfenstein. 2016 sollen nun die ersten Anpaarungen stattfinden. Das Ziel des Projekts ist, Hengste zu erhalten, die mit der Population wenig verwandt sind. Hierzu wird anhand der Zuchtwerte analysiert, welche Stuten zu welchen Hengsten passen. «Im Moment sind wir an der Auswahl der Stuten und Hengste», so Klopfenstein.
Züchter, die mithelfen, müssen eine Vereinbarung unterzeichnen, ihre Stuten drei Jahre in Folge mit demselben Hengst zu decken. So erhöhe sich die Chance, ein gutes Hengstfohlen zu erhalten. « Sowohl eine Blutauffrischung wie das Projekt zur gezielten Anpaarungen verfolgen das gleiche Ziel, nämlich die genetische Vielfalt zu erhöhen und somit gegen die Inzucht zu kämpfen. Die beide Projekte ergänzen sich.»
Tamara Wülser