"Swissness" ist bei den Produkten von Nestlé seit vielen Jahren ein Thema. Und auch in der Politik hat die Frage, wann ein Produkt mit der Schweizer Fahne ausgezeichnet werden darf, zu einer langen Debatte geführt. Seit zwölf Tagen ist nun ein neues Gesetz in Kraft, das genau diese Frage beantwortet.
Die Schweiz und Schweizer Rohstoffe haben eine grosse Bedeutung für Nestlé Schweiz. Mit dem neuen Swissness-Gesetz müssen 80% der Rohstoffe in der Schweiz produziert werden, damit wir auch die Schweizer Fahne im Logo verwenden dürfen. In den letzten Monaten haben wir deshalb rund 650 Rezepturen überprüft. Und die überwiegende Mehrheit stimmt ohne weiteres mit den Swissness-Regeln überein. Aber es gibt etwa 80 Produkte, die nicht mehr als Schweizerisch ausgelobt werden dürfen, darunter auch zwei Kultmarken: Thomy und Leisi.
Bei Thomy können wir die für die Herstellung der Mayonnaise benötigten 34 Millionen Eier aus Freilandhaltung kurzfristig nicht in der Schweiz beschaffen. Wir bräuchten etwa 144 000 Hennen, um unseren Eierbedarf decken zu können. Und um die dafür nötigen sieben bis acht zusätzlichen Partner zu finden, wäre eine Übergangsfrist von ein bis zwei Jahren nötig.. Natürlich würden wir die Situation neu beurteilen, wenn wir feststellen, dass die entsprechende Menge an Schweizer Eiern zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar wäre. Dass wir beim Leisi-Teig die Schweizer Flagge vom Logo nehmen müssen, liegt an der Starrheit des Gesetzes. Es schreibt nämlich vor, dass jedes Produkt alle Kriterien erfüllen muss, um als Schweizerisch zu gelten. Jeder Teig, der bei uns vom Förderband geht, muss demnach mindestens 80% Schweizer Mehl enthalten. Rein statistisch stammt 90% des Mehls aus der Schweiz – jährlich sind es 23‘500 Tonnen. Da wir aber in den Produktionsanlagen nicht vollständig garantieren können, dass jeder einzelne Teig mit mindestens 80% Schweizer Mehl vom Band läuft, haben wir uns entschlossen, das Logo zu entfernen.
Wir bedauern dies sehr, denn Thomy und Leisi sind nämlich Produkte, deren Rezepturen und Qualität sich mit dem neuen Gesetz nicht verändern. Beide Produkte werden wir weiterhin in der Schweiz in den Fabriken in Wangen und Basel herstellen und dabei mehr als 500 Personen beschäftigen. Selbstredend schaffen wir damit einen echten wirtschaftlichen Wert für die Schweiz, verlieren aber dennoch die Schweizer Flagge in der Marke. Deshalb sind wir auch zuversichtlich, dass unsere Kunden die Produkte weiterhin schätzen werden.
Lassen Sie mich noch kurz über die Schweizer Milch sprechen: Im Ausland ist „Swiss Made“ zweifellos ein wichtiges Verkaufsargument. Vor allem für die Cailler-Schokolade, die in Broc ausschliesslich mit Milch aus der unmittelbaren Umgebung hergestellt wird. Auch für unsere Säuglingsnahrung, die wir in Konolfingen herstellen und in China verkaufen, bleibt die Schweizer Herkunft ein Versprechen für einwandfreie Qualität. Diese Beispiele zeigen, wie wichtig die Schweizer Milch und der Schweizer Ursprung für uns sind.
Nestlé hat sich stets für klare, stabile und angemessene Rahmenbedingungen eingesetzt, die es erlauben, gemeinsam zu wachsen – in der Schweiz und im Ausland, mit Produkten, die in der Schweiz hergestellt werden und Schweizer Rohstoffe enthalten. Eine weiterhin gute und enge Zusammenarbeit mit den Schweizer Milchlieferanten bleibt für uns deshalb wichtig und notwendig.
(Auszug aus dem Referat von Christophe Cornu, CEO von Nestlé Schweiz, am SMP-Milchforum am Rande der Swiss Expo in Lausanne VD von Donnerstag, 12. Januar.)
Anmerkung:
Heute Freitag erschien in der BauernZeitung ein nicht-autorisierter Gastbeitrag von Christophe Cornu, CEO Nestlé Schweiz, zum Thema Swissness. Cornu hielt am Donnerstag einen Vortrag am SMP-Milchforum am Rande der Swiss Expo in Lausanne VD. Der in der Zeitung abgedruckte Text stützte sich auf einer unautorisierten Fassung des Redetextes ab und entspricht nicht den Ausführungen von Christophe Cornu.
Deshalb finden Sie nachstehend die finale, auf Deutsch übersetze Version der Auszüge aus dem Vortrag von Christophe Cornu.