Der Traum vom eigenen Hof ist für Anna Moser zum Greifen nah. Seit rund 3 Jahren sucht sie zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter einen eigenen Bauernbetrieb. „Ich wollte schon immer in der Landwirtschaft arbeiten”, sagt Moser.

Auf einem Bauernhof aufgewachsen, machte sie zunächst die Matura und studierte dann Umweltnaturwissenschaften. Die Arbeit bei einem Büro für Agrarökologie war wenig befriedigend. „Ich habe gemerkt, dass ich lieber so arbeiten würde, wie ich es schon als Kind getan habe”, erklärt Moser. Mit 28 Jahren begann sie deshalb die Zweitausbildung zur Landwirtin.

Die Suche nach einem eigenen Betrieb verlief zunächst ergebnislos, dann wandte sie sich an die Anlaufstelle der Kleinbauern-Verinigung, welche Höfe vermittelt – mit Erfolg. „Eine Landwirtin hat Kontakt mit uns aufgenommen. Nun verhandeln wir. Es sieht gut aus”, freut sich Moser.

Grosse Nachfrage, kleines Angebot

Anna Moser ist ein Einzelfall. Denn für viele Quereinsteiger bleibt der eigene Bauernhof ein Wunschtraum. „Wir beobachten eher einen Mangel an Betriebsleitenden, die bereit sind, ihren Betrieb ausserhalb der Familie zu übergeben, als einen Mangel an jungen Fachkräften”, betonte Séverine Curiger von der Kleinbauern-Vereinigung Mitte Juli vor den Medien.

Mit anderen Worten: Derzeit wollen mehr junge Menschen in die Landwirtschaft einsteigen, als Höfe verfügbar sind. Das erstaunt auf den ersten Blick, denn pro Tag schliessen in der Schweiz zwei bis drei Bauernbetriebe für immer ihre Stalltüren. Seit 1980 hat sich die Anzahl Bauernbetriebe in der Schweiz auf heute 53‘000 halbiert.

Werden Bauernbetriebe aufgegeben, wird deren Land meist auf andere Betriebe
verteilt. Das ist laut Kleinbauern-Vereinigung meist die attraktivste Lösung. Viele Nachbarbetriebe würden aktiv bei bald pensionierten Berufskollegen um Land weibeln. Die Agrarpolitik des Bundes setze Anreize, noch mehr Land zu bewirtschaften, kritisierte Barbara Küttel, Geschäftsleiterin Kleinbauern-Vereinigung. Denn die Direktzahlungen würden stark flächenbezogen ausbezahlt werden.

Bauern sensibilisieren

Die sinkende Anzahl Bauernbetriebe bereitet der Kleinbauern-Vereinigung Sorgen. Mit jeder Hofaufgabe gehe die Existenzgrundlage einer Familie verloren. Die Kleinbauern-Vereinigung appelliert deshalb an die Landwirte, auch ausserhalb der Familie Nachfolger zu suchen, statt den Betrieb einzustellen und das Land zu verpachten oder zu verkaufen.

Vielen Bauern wüssten nicht, dass es eine grosse Nachfrage nach Höfen gebe, so Küttel. Kleinbauern-Präsidentin Regina Fuhrer fordert von den Bauern ein Umdenken. Die Familien seien heute kleiner, die Interessen der Kinder lägen nicht selten ausserhalb der Landwirtschaft. „Es braucht eine Sensibilisierung der Bauern, dass Höfe auch ausserhalb der Familie weitergegeben werden können”, so Fuhrer.

Knackpunkt Finanzen

Dass dies heute oft nicht gemacht wird, hat hat auch mit der Finanzierung zu tun – laut Kleinbauern-Vereinigung der grösste Knackpunkt. Höfe ausserhalb der Familie müssen zum Verkehrswert übergeben werden, der mindestens zweieinhalb Mal höher sei als der Ertragswert, der bei einer Übergabe innerhalb der Familie gilt. Erschwert wird die Finanzierung durch die Belehnungsgrenze (135% des Ertragswertes). Die Kleinbauern-Vereinigung will nun neue Formen der Finanzierung prüfen, etwa Kredite von Konsumenten.

Ein weiterer Grund für das Zerstückeln von Bauernhöfen: Das vom Bäuerlichen Bodenrecht vorgesehene Aufteilungsverbot wird laut Kleinbauern-Vereinigung faktisch ausgehebelt, indem bereitwillig Ausnahmen gewährt werden. Die Kleinbauern-Vereinigung bedauert, dass der parlamentarische Vorstoss von Nationalrat Jean-Paul Gschwind abgelehnt wurde. Der CVP-Politiker (JU) wollte den Kantonen mehr Spielraum bei der Erteilung von Bewilligungen zur Parzellierung einräumen.

Die Kleinbauern-Vereinigung sieht in der ausserfamiliären Hofübergabe grosses Potenzial. Mit Verweis auf eine Studie betont sie, dass aktuell jeder dritte Bauer über 50 Jahre keinen Nachfolger hat. In den nächsten 15 Jahren müssten rund 17‘000 Betriebe ihre Nachfolge regeln – rund 1‘100 jährlich.

Michael Wahl, lid