Auf die Idee mit den Trüffeln ist nicht Corinne Baumann gekommen. Das war die Idee ihres Mannes Jürg Baumann.  Der dachte zuerst allerdings überhaupt nicht an einen Trüffelgarten. Sein Ziel war es, im Kanton Schaffhausen wild wachsende Trüffel zu finden. Und Jürg Baumann wurde mit der Hilfe seiner beiden Hunde Maxi und Leo tatsächlich fündig.

Allerdings erst, nachdem er sich von einem routinierten Trüffeljäger im Kanton Jura in die Geheimnisse dieser Kunst hat einführen lassen. Ganz so überraschend – zumindest wenn man es von der Erdgeschichte her betrachtet – sind Jürg Baumanns Trüffel-Funde im schaffhausischen Klettgau aber nicht. Geologisch betrachtet bildet der Klettgau nämlich das Bindeglied der Jurakette zwischen dem Schwäbischen Jura und dem Aargauer Jura.

Lust nach mehr

Einmal auf den Geschmack von Trüffeln gekommen, kam dann bald die Lust nach mehr. Als Corinne und Jürg Baumann aus Oberhallau SH von der Möglichkeit erfuhren, über Alexander Urban und Tony Pla von der Firma Trüffelgarten Österreich sogenannte Trüffelbäume für einen Trüffelgarten zu beziehen, wurde es konkret (siehe Kasten).

Bodenabklärungen ergaben auf dem dafür vorgesehenen Grundstück einen pH-Wert von 7,8. Für den Trüffelanbau wird ein solcher zwischen 6,5 und 7,5 empfohlen. Zwar ist der Boden, auf dem inzwischen Baumanns Trüffelgarten gedeiht, etwas schwerer als erwünscht. Dafür weist er aber kein stehendes Wasser auf, was für die Kultivierung von Trüffelbäumen vorteilhaft ist. Nach diesen Abklärungen schritten die Baumanns zur Tat.

450 Bäume gepflanzt

Bei den Trüffelbäumen in Baumanns Plantage handelt es sich eigentlich eher um Büsche. Gepflanzt haben die Baumanns ihren Trüffelgarten mit 450 Bäumen auf einer Fläche von einer halben Hektare in zwei Etappen. Die erste war im Herbst 2008 und die zweite ein Jahr später. Der Abstand zwischen den einzelnen Bäumen beträgt drei Meter. Bei den angepflanzten Bäumen handelt es sich um Baumhasel, Hain-Buchen und Eichen. Diese Arten eignen sich als Wirtspflanzen für Burgunder-Trüffel, die im Herbst geerntet werden. Einige Eichen sind mit Sporen für  den Périgord-Trüffel geimpft worden, die vor allem im Mittelmeerraum gedeihen.


Relativ grosser Aufwand


«Die Investition in die Trüffelbäume belief sich auf gut 15 000 Franken», erzählt Corinne Baumann. Vor allem in den ersten zwei Jahren sei der Arbeitsaufwand für den Trüffelgarten relativ gross gewesen. Da die Bäume als kleine Pflänzchen gepflanzt wurden, mussten  diese während zwei Jahren einmal in der Woche intensiv getränkt werden. Mit Rasenmäher, Sense und Sicheln wurde das Gras regelmässig geschnitten. Ein Zaun schützte die Plantage vor Verbiss durch Wild. Als Frostschutz wurde in den ersten beiden Jahren jeder Baum im Herbst mit Stroh zugedeckt. Im Frühling musste dieser Schutz wegen der Mäuse wieder weggenommen werden.


Die Bekämpfung der Mäuse überliessen die Baumanns den Füchsen und Falken in der Umgebung. Nach den ersten beiden Jahren hielt sich der Arbeitsaufwand dann aber in Grenzen. Corinne Baumann formuliert es so: «Wir haben die Bäume  Bäume sein lassen. Wir hatten sie nie geschnitten und es sind auch nie Probleme durch Schädlinge aufgetreten.»


Nicht mit Ernte gerechnet


Acht Jahre nachdem der Garten angelegt worden ist, sind Corinne und Jürg Baumann eher zufällig auf die Trüffel gestossen. Sie hatten eigentlich nicht mehr mit einer Ernte in diesem Jahr gerechnet, als im August ihr Deutscher Schäfer- und Trüffelsuchhund Inouk bei einem Gang durch den Garten plötzlich reagierte – und einen Trüffel anzeigte. In den nächsten Tagen und Wochen begannen die Baumanns systematischer zu suchen und stiessen auf weitere Exemplare der kostbaren Pilze. Teilweise waren sie durch Schnecken oder Mäuse angefressen. Doch das beunruhigt Corinne und Jürg Baumann weiter nicht gross. Da Trüffelsporen unverdaubar sind, tragen diese «Räuber» über ihrem Kot zur Verbreitung des wertvollen Pilzes bei.


Ernte direkt vermarktet


Und auch wenn die Baumanns etwas zu spät auf die Trüffel in ihrem Garten aufmerksam wurden, kam doch noch eine schöne Ernte zusammen. 1,5 bis 2 Kilogramm, schätzt Corinne Baumann. Da kommt bei einem Preis von 600 Franken pro Kilo Burgundertrüffel von einwandfreier Qualität doch noch etwas zusammen. Und Corinne Baumann hatte keine Schwierigkeiten, ihre Ernte direkt an Bekannte und Freunde zu verkaufen.


Corinne und Jürg Baumann bewirtschaften zusammen mit ihren Zwillingssöhnen Yanik und Andri eine Fläche von 22,5 Hektaren. 14 Hektaren davon sind offene Ackerflächen, 4,3 Hektaren Natur und Kunstwiesen. Dazu kommen noch ein Rebberg von 2,8 Hektaren sowie der Trüffelgarten, der von April bis November auch als Weide für die rund 60 Weidegänse dient. Ergänzt wird der Tierbestand mit Hobbycharakter durch drei Pferde in Boxenfreilaufstal
lungen und mit täglichem Weidegang, sechs Hühner, einem Hahn sowie 20 bis 25 Hasen für Ausstellungszwecke.


Auf lange Zeit angelegt


Von der Grösse und der Art der Bewirtschaftung her bietet der Hof von Corinne und Jürg Weidmann, der sich in der Umstellung auf Bio befindet, keine genügende Basis für einen Vollerwerbsbetrieb. Jürg Baumann arbeitet deshalb zusätzlich in einem 50-Prozent-Pensum auswärts.


Der Trüffelgarten öffnet langfristig neue Perspektiven. Ein solcher Garten ist auf mehrere Jahrzehnte angelegt. Und fühlen sich die Trüffel wohl, da bleiben sie ihrem Standort treu. Ob und wie viele Fruchtkörper – sprich Trüffel – sie bilden, hängt dann weitgehend vom Wetterverlauf ab.

Christian Weber