Seit zwei Monaten hat die Schweizer Milchbranche einen neuen Star: Mooh. Die Milchhandelsgesellschaft ist der neue starke Spieler im Feld der unzähligen Milchhandelsfirmen und will den Bauern überdurchschnittliche Preise offerieren.

78 Liter für einen Stopp

Vorerst ist davon noch wenig zu spüren. Denn viele Mooh-Lieferanten, insbesondere in Rand- und Bergregionen sind ernüchtert. «Mit der neuen Kostenaufteilung werden die Berggebiete langfristig abgehängt», sagt etwa Milchbauer Andreas Iten, der beim Bündner Bauernverband in der Kommission für Milch- und Alpwirtschaft sitzt.

Auch im Solothurner Jura ist man verstimmt. So beklagt ein Milchproduzent die höheren 
Ladehaltpauschalen. Er sagt, dass die Fusion zwischen Miba und Nordostmilch wohl nicht zustande gekommen wäre, hätte man im Vorfeld gewusst, wie hoch die Ladehaltpauschalen wirklich ausfallen. So soll im Engadin, und wohl auch in anderen Randregionen, der Ladehalt eines Milchlastwagens bis zu 45 Franken kosten.

Bei einem Milchpreis von 57 Rappen für Molkereimilch muss ein Engadiner Bauer demnach alleine für einen Ladehalt 78 Liter Milch produzieren. Und selbst Bauern, die nahe der Autobahn wohnen, werden zur Kasse gebeten. Einer von ihnen sagt, dass er monatliche Mehrkosten von 75 Franken habe, weil die Pauschale von 14 auf 19 Franken je Halt erhöht wurde.


Transparenz und Solidarität


Dass die Ladehaltpauschale erhöht wurde, liegt an den neuen Statuten und den neuen Einkaufskonditionen von Mooh. Das Ziel dieser Reglemente ist grösstmögliche Kostentransparenz. Wie Mooh-Geschäftsführer Christophe Eggenschwiler sagt, beruht die Berechnung der Pauschale auf der momentanen, effektiven Kostenwahrheit. «Das hat logischerweise zur Folge, dass eine anspruchsvollere Sammelleistung höhere Kosten verursacht.» So werden die Sammlungskosten durch die Lage der Ladepunkte bestimmt, die von Mooh angefahren werden. Zwei Drittel der anfallenden Sammelkosten werden gemäss Eggenschwiler verursachergerecht aufgeteilt. Ein Drittel der Sammelkosten wird zu gleichen Teilen auf alle Milchproduzenten verteilt.


Obwohl Milchbauern in Randregionen dadurch höhere Sammelkosten tragen müssen, 
wolle man niemanden benachteiligen, versichert Eggenschwiler. Im Vordergrund steht die transparente Abrechnung der Kosten. Ausserdem treffe Mooh auch in Randregionen effiziente Sammelstrukturen an. Wie Eggenschwiler betont, würden am Ende alle Produzenten von der Kostenaufteilung profitieren, weil der Milchpreis schliesslich die 
gesamte Leistung von Mooh abbilde.

Trotz den Misstönen ist 
Eggenschwiler insgesamt zufrieden mit dem Start von Mooh. «Alle Produzenten haben rechtzeitig ihr Juli-Milchgeld erhalten.»

Hansjürg Jäger