Vor zwei Wochen hat Monsanto Syngenta eine Kaufofferte unterbreitet. Der grösste Saatguthersteller mit Sitz im amerikanischen St. Louis will demnach den grössten Pflanzenschutzmittelhersteller der Welt kaufen (die «BauernZeitung» berichtete).

Syngenta, das Basler Unternehmen, erachtete aber das Angebot als zu niedrig und wies die erste Offerte ab. Der Kaufpreis sei zu tief angesetzt, wenn man die Zukunftsaussichten berücksichtige, hiess es.

Damit beginnt hinter verschlossenen Türen der Verhandlungsprozess, wie verschiedene Medien schreiben. Laut «NZZ am Sonntag» gehe man davon aus, dass Monsanto in den nächsten drei Wochen ein neues Angebot vorlegen werde.

Übernahmeangebot wegen schlechten Geschäftsgangs


Dass Syngenta überhaupt ein Übernahmekandidat wird, hat nach Ansicht von François Meienberg von der «Erklärung von Bern» (EVB) mit der schlechten Entwicklung der letzten Geschäftsjahre zu tun. Ausserdem sei Monsanto aufgrund des Spritzmittelgeschäfts von Syngenta an einer Übernahme interessiert sagt Meienberg weiter. 

So zeigen Recherchen der EVB und Zahlen aus Paraguay, dass beim Anbau herbizidresistenter Soja, bei welcher Monsanto klarer Marktführer ist, mehr Paraquat als Glyphosat eingesetzt wird. Grund dafür sind die herbizidresistenten Unkräuter, die dafür sorgen, dass das von Monsanto entwickelte Saatgut, das Glyphosattolerant ist, auf Parquat aus dem Hause Syngenta angewiesen ist.  Mit der Fusion der beiden Unternehmen könnten somit die Umsätze konsolidiert und das Betriebsergebnis wohl verbessert werden.


Wie sich nun die Verhandlungen entwickeln werden, darüber schweigt man sich aus. Syngenta will den derzeitigen Stand der Verhandlungen nicht kommentieren, streitet aber nicht ab, dass verhandelt wird. Monsanto reagierte nicht auf eine Anfrage der «BauernZeitung».


Auswirkungen auf die Schweiz noch unbekannt


Auch die Auswirkungen auf den Werkplatz Schweiz und insbesondere Basel-Stadt, dem Domizil von Syngenta, sind noch offen. Samuel Hess, Leiter Wirtschaft des Amts für Wirtschaft und Arbeit, lehnt eine Stellungnahme ab. Man wolle entsprechende Medienanfragen derzeit nicht kommentieren.

Auch Fenaco, die unter anderem auch mit Saatgut und Pflanzenschutzmitteln handelt, lässt lediglich ausrichten, dass man derzeit die Entwicklungen «mit Interesse» verfolge. Auswirkungen könnten noch nicht abgeschätzt werden, man gehe aber davon aus, dass sich diese in Grenzen halten werden.


Trotzdem hat das Kaufangebot überrascht, wie Evelyne Thomet gegenüber der «BauernZeitung» sagt. Thomet ist Präsidentin der Schweizer Vereinigung für Samenhandel und Sortenschutz. Wie sie sagt, hätte man die jüngsten Entwicklungen im Saatgut- und Pflanzenschutzmittelmarkt noch nicht diskutieren können. Der Vorstand werde sich im Juni treffen.

Allerdings denkt Thomet, die auch für die Delley Samen und Pflanzen AG arbeitet, dass ihr Unternehmen nicht sehr stark von der Fusion der beiden Multis betroffen sein werde. Denn «die grossen Konzerne können nicht alle Bedürfnisse abdecken. Und so gibt es Lücken, die wir schliessen können», ist sie überzeugt. Ihrer Meinung nach gibt es viele kleinere und mittlere Genossenschaften, die sich nicht in die Abhängigkeit zu einem grossen Konzern begeben wollen. «Allerdings nicht in der Schweiz, sondern in der EU. Dort ist das Bewusstsein viel grösser», sagt sie.

Für die Bauern katastrophal?


Anders sehen das die Organisationen Erklärung von Bern und Uniterre. Während Ulrike Minkner von Uniterre gegenüber der «BauernZeitung» von letzter Woche betonte, dass man eine solche Übernahme nicht tolerieren wolle, ist für François Meienberg klar, dass eine Übernahme für die Bauern eine Katastrophe wäre. Denn mit dem Erstarken eines neuen Konzerns, der 35 Prozent des Saatgutmarkts und 30 Prozent des globalen Pestizidmarkets kontrollieren könnte, würden seiner Meinung nach die Preise für Vorleistungen unweigerlich steigen.


Hansjürg Jäger