Die Schweineproduzenten haben einige Sorgen, was den Markt angeht. Für die grössten Diskussionen bei der kürzlichen Suisseporcs-DV in Wangen a. d. A. sorgte aber ein anderes Thema: Der geplante Ausbau der Beiträge an den Schweizer Bauernverband (SBV). Statt wie bisher 60 000 Franken aus der Suisseporcs-Kasse will der SBV künftig 300 000 Franken direkt bei sämtlichen Schweineproduzenten einziehen. Während einzelne zum Boykott der Beiträge aufriefen, plädierte die Verbandsführung für das neue System.
Beitrag soll vier Jahre gelten
Die Diskussion um die SBV-Beiträge wird schon länger und nicht nur bei Suisseporcs geführt. Auslöser war, dass die Mitglieder gewisser Fachorganisationen beruhend auf den früheren Produktionsanteilen aufgrund der veränderten Marktverhältnisse heute deutlich zu viel bezahlen. Dazu gehören die Milch- und Getreideproduzenten. In beiden Bereichen hat der Endrohertrag klar abgenommen. Umgekehrt boomt beispielsweise die Geflügelbranche, sie hat aber bis anhin nur minim zu den Beitrags-Einnahmen des SBV beigetragen, die sich 2016 auf 5,87 Mio Fr. beliefen. Sie setzen sich zusammen aus 60% flächenbezogenen Beiträgen und 40% von Seiten der Fachorganisationen.
Die Flächenbeiträge, welche über die kantonalen Bauernverbände eingezogen werden, betragen Fr. 4.30/ha im Talgebiet, Fr. 3.50/ha in der Hügelzone, und Fr. 2.65/ha im Berggebiet. Für die produktgebundenen Beiträge im Umfang von 2,27 Mio Fr. wird jedem Produktionszweig ein dem Anteil an der Endproduktion entsprechender Betrag zugewiesen.
Laut Urs Schneider, dem stellvertretenden Direktor des SBV ist aufgrund einer Umfrage und den Diskussionen in den Gremien bereits entschieden, «dass die 60/40-Regel beibehalten wird und der Anteil der erwirtschafteten Endproduktion die produktbezogenen Beiträge eines Produktionssektors definieren soll».
Herangezogen würden künftig die Endproduktionszahlen der letzten drei verfügbaren Jahre. Der Beitrag soll dann jeweils für vier Jahre gelten, um beidseitig, also für den SBV und für die
Sektoren, die Budgetierung und Planung zu vereinfachen.
Schwimmen nicht im Geld
Der neue Verteilschlüssel stösst nicht überall auf Zustimmung. Die Branchenverbände schwimmen meist nicht im Geld und haben oft schon genug Schwierigkeiten, die Ausgaben für ihre eigene Tätigkeit zu rechtfertigen, zum Beispiel, wenn es darum geht, ein defizitäres Fachmagazin über Wasser zu halten oder die Geschäftsstelle zu finanzieren.
Zu intensiven Diskussionen führt die Beitragsfrage zum Beispiel bei Gallo Suisse, dem Verband der Eierproduzenten. Diese bezahlten bisher 15 000 Franken und sollen neu 75 000 Franken abliefern, wie Präsident Jean Ulmann auf Anfrage sagt. An der jüngsten Vorstandssitzung sei man sich einig gewesen, dass Gallo Suisse mehr bezahlen könne. «Etwa dreimal mehr könnten wir verkraften», so Ulmann, aber eine Verfünffachung sei zu viel. Ähnlich wie Suisseporcs zählt Gallo Suisse nur gut die Hälfte der Eierproduzenten zum Mitgliederkreis, deshalb hofft Ulmann, dass man bald auch die Bioproduzenten an Bord holen kann, nicht zuletzt, um so auch mehr Einnahmen zu generieren.
Auch beim Verband der Gemüseproduzenten besteht noch hoher Diskussionsbedarf, wie Direktor Jimmy Mariéthoz erklärt. «Die Forderung des SBV ist klar, wir sollen etwas mehr bezahlen», sagt er, aber vorher brauche es noch Sitzungen des Vorstands und der Präsidentenkonferenz mit dem SBV, bei denen es um die Anerkennung der Bedeutung des Gemüsebaus gehe. Noch seien längst nicht alle Gemüseproduzenten bereit, tiefer in die Tasche zu greifen, da sie sich als sehr marktorientiert betrachten. Der Direktor aber ist zufrieden mit den Aktivitäten des SBV: «Die Zusammenarbeit ist sehr gut», rühmt er.
Die Bedenken der Verbände betreffen nicht nur die Höhe der Verbandsbeiträge. Bei Suisseporcs etwa wurde Kritik bezüglich Doppelzahlungen (Fläche und Produkt) laut. Gemäss Urs Schneider hat sich die Zweiteilung Flächen- und Produktbeiträge sehr bewährt, sie gewährleiste, dass durch den SBV sowohl übergeordnete wie auch produktspezifische Interessen wahrgenommen werden können. Es gelte, alle Produktionszweige gleich zu behandeln, sagt Schneider, so bezahle etwa auch ein Milchproduzent sowohl einen Beitrag auf der Fläche wie auch einen Produktebeitrag.
Alte Animositäten im Spiel
Auch alte Animositäten spielen mit. Ein Votant erinnerte an der Suisseporcs-DV daran, dass diese gegründet wurde, weil sich die gewerblichen Schweinehalter im SBV nicht vertreten fühlten. Heute sei die Schweinehaltung als wichtiger Produktionszweig der Landwirtschaft anerkannt und der SBV vertrete auch deren Interessen, sagt Schneider. Allein die Verteidigung des Grenzschutzes würde den Beitrag wohl rechtfertigen. Dasselbe gilt auch für die Gemüseproduzenten, die trotz Marktnähe stark abhängig sind vom Grenzschutz.
Fragen wirft auch das neue direkte Einzugsmodell auf. Dieses und der pro Schweine-GVE einzuziehende Betrag will der SBV mit der Führung der Suisseporcs besprechen und dann kommunizieren. Grundlage bildet der vorerwähnte Gesamtbetrag. Ziel ist es, möglichst wenige Trittbrettfahrer zu haben.
Adrian Krebs