Ob für Facebook, die Betriebs-Homepage oder für Direktvermarkter-Plattformen wie farmerpool.ch: Tolle Bilder fesseln auf den ersten Blick und machen neugierig. Sie motivieren die virtuellen Besucher dazu, die dazugehörigen Texte zu lesen und – vielleicht – die Produkte des Hofs zu kaufen. Also soll man ab sofort wie wild drauflos knipsen und Bilder ins Netz stellen?

«Die Ergebnisse werden meistens enttäuschend, und schlechte Bilder machen die beste Website kaputt», weiss Alex Kühni, Fotojournalist und Dozent an der Schule für Gestaltung in Bern. «Es lohnt sich, vorher zu bestimmen, was genau aufs Bild soll und bewusst zu fotografieren», betont Kühni, der als Fotojournalist vier bis fünf Mal pro Jahr auf Reportage in Krisen- und Kriegsgebieten unterwegs ist. Dazu brauche es keineswegs eine teure Ausrüstung. Für alle, die regelmässig fotografieren, lohne sich aber der Kauf einer Spiegelreflexkamera, eines externen Blitzes und von ein, zwei zusätzlichen Objektiven. «Die Objektive sind sowieso wichtiger als die Kamera.» Und dann?

Für gute Bilder sind laut Alex Kühni folgende Elemente wichtig:

  • Das Beherrschen der Technik: Kommen Sie möglichst schnell davon weg, nur mit dem Automatik-Programm der Kamera zu fotografieren, bei dem keinerlei Einstellungen selbst vorgenommen werden müssen. Lernen Sie vielmehr, mit Blende, Belichtungszeit und ISO-Werten zu arbeiten. Kühni: «Das ist wie Gas, Bremse und Kupplung beim Auto. Man muss es grundsätzlich begreifen und dann viel üben. Sitzt die Technik, kann man die einzelnen Parameter als Gestaltungselemente nutzen.»
  • Lernen Sie, wie man den Aufsteckblitz indirekt einsetzt. Kühni: «Die Resultate werden oft schöner, wenn zum Beispiel an eine weisse Wand geblitzt wird statt frontal auf die Person vor dem Objektiv.»
  • Lernen Sie, mit einem Bildbearbeitungsprogramm umzugehen. Damit lassen sich viele Details nachträglich verbessern, zum Beispiel rote Blitzlichtaugen korrigieren oder einen passenderen Bildausschnitt wählen. Kühni: «Widerstehen Sie aber der Versuchung, zu viel zu machen, gerade im Farbbereich. Sonst wirken die Bilder unecht und übersättigt.»
  • Entwickeln Sie ein Gefühl für die Bildgestaltung. Kühni: «Das ist ein riesiges Gebiet, auf dem auch wir Profis noch ständig dazulernen.» Zur Bildgestaltung gehören unter anderem die Wahl des Motivs, des Blickwinkels oder der Aufbau des Bildes: Auf was wird fokussiert, was ist vor dem Fokus, was im Hintergrund? Soll der Hintergrund klar erkennbar sein? Oder soll das Bild mit Tiefenschärfe aufgenommen werden? Dabei ist der Hintergrund verschwommen, damit der Blick nicht vom Hauptmotiv abgelenkt wird.

«Bilder mit Tiefenschärfe wirken auf Laien oft sehr professionell», weiss Kühni. «Doch es braucht verschiedene Arten von Aufnahmen, um eine Arbeit oder ein Produkt vorzustellen. Es ist wie bei einem Fussballmatch am Fernsehen: Da gibt es Bilder vom Fussballfeld, vom ganzen Stadion, aber auch Nahaufnahmen einzelner Spieler oder Spielsituationen.»Fotografieren Sie daher zum einen das Objekt, zum Beispiel eine Kiste mit erntefrischen Äpfeln. Machen sie zusätzlich ein Übersichtsbild über die ganze Obstwiese und Aufnahmen von Details oder der Umgebung (Biss in einen saftigen Apfel).

Weiter rät Alex Kühni:

  • Fotografieren Sie möglichst nicht um die Mittagszeit. Das Licht wirft dann harte Schatten. Schöner sind der frühe Morgen oder der spätere Nachmittag.
  • Überlegen Sie sich, welche Motiv Sie als Landwirt quasi «exklusiv» haben: den Blick auf die Kühe frühmorgens im Stall? Die Arbeiten auf dem Feld kurz vor Sonnenuntergang?
  • Fotografieren Sie keine Personen direkt vor einer weissen Wand, zum Beispiel Mitarbeiter. «Die Bilder wirken oft wie aus einer Verbrecherkartei. Suchen Sie einen ruhigen, weiten Hintergrund, möglichst draussen.»
  • Achten Sie bei Porträt-Aufnahmen darauf, dass der Horizont der Person auf dem Foto nicht mitten durch den Kopf läuft. Gehen Sie in die Knie oder stellen Sie sich etwas höher.
  • Bewegen Sie sich. Scheuen Sie sich nicht, für ein gutes Bild in die Hocke zu gehen oder auf einen Stein zu steigen. Gehen Sie auf ein Motiv zu, statt nur den Zoom des Kameraobjektivs zu nutzen.
  • Trauen Sie sich, den Blitz einzusetzen. Selbst bei Tageslicht kann er hilfreich sein, zum Beispiel, um Gesichter aufzuhellen.
  • Machen Sie keine «heimlichen» Aufnahmen von Leuten, zum Beispiel an einem Hoffest. Das Ergebnis wird sie enttäuschen. Versuchen Sie vielmehr, vor dem Fotografieren mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, eine Beziehung mit ihnen aufzubauen.
  • Achten Sie auf die Ästethik der Bilder.

Der Rest? Viel Übung und der Spass am Fotografieren selbst. 

Cornelia von Däniken