Die Erfolgsgeschichte von Rapid begann 1926 mit der Erfindung des ersten Einachsmotormähers. «Zwanzig Stück wurden in der ersten Serie produziert», erklärt Lukas Zumsteg, Marketing- und Verkaufsleiter von Rapid. Dieses erfolgreiche Konzept hat sich auch neunzig Jahre später grundsätzlich nicht stark verändert: «Vom Grundprinzip her blieb vieles bis heute gleich, die Technologie mit stufenlosen hydrostatischen Fahrantrieben und aktiven Lenksystemen hat den Einachser heute aber zu einem einfach fahrbaren und effizienten Gerät für verschiedene Arbeiten über alle vier Jahreszeiten gemacht.» Die vielseitigen Einachser von Rapid sind heute aber nicht nur in der Schweiz, sondern auch im Ausland sehr beliebt.
Das Werk auslasten
Aus dem kleinen Zweimannbetrieb ist eine stattliche Firma mit Sitz in Killwangen AG geworden. «Rund fünfzig Prozent des Umsatzes generieren die Einachsgeräte», so Lukas Zumsteg. Die anderen fünfzig Prozent teilen sich die Handelsprodukte Iseki, Nilfisk und Canycom-Rocky sowie die modernen Kundenfertigungen. «Die Teilefertigung für Drittkunden betreiben wir, um unsere Produktionsmaschinen voll auszulasten. Obwohl wir im Nischenmarkt der hydrostatischen Einachsgeräteträger beinahe die Hälfte des europäischen Marktvolumens absetzen, sind damit unsere hoch automatisierten Fertigungszentren nicht voll ausgelastet. Hier hilft die Kundenfertigung, den modernen Maschinenpark voll auszulasten.» So werden in der Firma Rapid Killwangen auch Teile für Automobile, Lokomotiven, oder für die Vakuumtechnik und gar für Flugzeuge hergestellt.
«Wer in der Schweiz für die globale Industrie produziert, muss sehr effizient sein», umschreibt Lukas Zumsteg die aktuelle Lage am Markt. «Der harte Schweizer Franken zwingt die industriellen Schweizer Betriebe zu Höchstleistungen. Bei einfachen Bauteilen wie zum Beispiel Blechteilen oder einfachen Fräs- und Drehteilen ist man mit dem Mitbewerb austauschbar, sprich Aufträge gehen nur über die Kosten.» Daher setzt die Firma Rapid auf die Spezialisierung, wie zum Beispiel die Bearbeitung von komplexen Gussteilen, oder dem Rührreibschweissen. Bei diesem mechanischen Fügeverfahren in fester Phase erfolgt der Stoffschluss nicht durch ein Aufschmelzen der Fügepartner, sondern durch ein Verrühren der lokal plastifizierten Werkstoffe. Das rotierende Werkzeug wird unter Druck in die zu schweissenden Bauteile eingefahren und fügt diese ohne Zusatzstoffe zusammen. «Das ist sehr komplex und man kann es nicht einfach an eine x-beliebige Firma im Osten auslagern.»
Von Autos und Rasenmähern
Bereits die Firmengründer Karl Welter und Arnold Rutishauser waren immer auf der Suche nach neuen Nischen. So entstand 1946 ein Auto. Jedoch konnte in den Kriegsjahren zu wenig Material besorgt werden und die Produktion wurde auf Eis
gelegt. 1949 folgte der Rapid Spezial. Dieser vielseitige Einachser kann mit einem Triebachsanhänger kombiniert werden. Damit konnten auch steilste Hänge befahren werden.
Aber auch an die Gärtner wurde gedacht, und so entstand 1958 der erste Rasenmäher. «Der Rapid RM 50
war unzerstörbar», so Zumsteg. «Die Rasenmäher wurden dann aber durch billigere aus dem Osten vom Markt gedrängt.»
Für eindrückliche Verkaufszahlen sorgte der Einachser Rapid 505. Nicht weniger als 30 000 Stück rollten aus dem Werk. Weniger erfolgreich waren die Zweiachser: «Bei den Transportern konnten wir nie richtig Fuss fassen und hinkten der Konkurrenz hinterher.» So beschloss man, sich auf die Einachser zu konzentrieren. «Wir produzieren ein Nischenprodukt und sind hier technisch führend», so Zumsteg. «So ist der Kunde auch bereit faire Preise zu bezahlen.»
Auch neuste Entwicklungen finden Anklang, wie zum Beispiel das Anbaugerät «Multi-Twister» mit 220 cm Arbeitsbreite. Das Gerät mit aktiver Querförderung ist konzipiert zur Aufnahme, zum Schwaden, sowie zum Transport von Erntegut in der Ebene
und in Hanglagen. Das Pick-up hat Kunststoffzinken. Entgegen der bisherigen Modelle erfolgt der seitliche Abtransport nicht über die am Hang entstehende Schwerkraft, sondern wird aktiv durch ein Band gefördert. Das Band lässt sich vom Holm aus auf rechts- oder linkslaufend, sowie ohne seitliche Förderung einstellen.
Rapid nach Porsche-Konzept
2008 zog Rapid von Dietikon ZH nach Killwangen AG um. «Hier haben wir alles in einem Gebäude.» Dadurch wurde die Firma auf Effizienz getrimmt. Kommunikationswege wurden kürzer und der Materialfluss durch das Unternehmen optimiert. «Wir haben unsere Einachsermontage nach dem Porsche-Prinzip, einem One-Pice-Flow-Konzept eingerichtet», so Lukas Zumsteg. Das bedeutet ein Mitarbeiter fertigt eine Maschine von Anfang bis Schluss. «Der Mitarbeiter bürgt mit seiner Unterschrift für die Qualität des Produkts.»
Während der Produktion «wandert» der Mitarbeiter mit seiner Maschine durch die Montagestrasse. Für jeden Arbeitsschritt ist ein Arbeitsplatz eingerichtet. An diesem sind die benötigten Werkzeuge griffbereit. Auch alles nötige Material, wie passende Schrauben, ist am entsprechenden Platz vorhanden. Verbrauchsmaterial ist in kleinen Boxen gelagert, jede Box ist beschriftet. Ist eine Box leer, entnimmt der Mitarbeiter sie und deponiert sie in einem Behälter für leere Boxen. Eine volle Box rutscht im Regal nach. Ein Mitarbeiter befüllt jeweils die leeren Boxen und sorgt dafür, dass an jedem Arbeitsplatz das benötigte Material vorhanden ist. Im Lager wird jeder Behälter mit Schrauben, Muttern und so weiter auf separaten Waagen gelagert. Wird ein Behälter langsam leer meldet die betreffende Waage online an den Lieferanten, welcher danach automatisch die rechtzeitige Nachlieferung besorgt.
Mensch ist die Begrenzung
«Unsere Einachser sind heute technisch so gut, dass der Mensch der begrenzende Faktor ist», so Lukas Zumsteg. Kann der Maschinenführer im Gelände nicht mehr laufen, ist der Einsatz beendet. Zum Beispiel das Modell «Rex» kann bis zu einer Steigung von 120 Prozent problemlos eingesetzt werden. «Wir liefern dort jeweils ein Steigeisen-Set mit.» Die Einachser verfügen mittlerweile über hydrostatische Fahrantriebe. «Das sorgt auch für mehr Sicherheit am Hang», denn ein Davonrollen in ausgekuppeltem Zustand gibt es so nicht mehr.
«Am Drehgriff am Holm wird nach rechts gedreht um vorwärts zu fahren und nach links für rückwärts.» Auch die Geschwindigkeit wird damit geregelt. Die Steuerung bei den neuen Modellen funktioniert ohne Krafteinsatz des Bedieners. Mit sanftem Druck am Holm wird eine Kurve eingeleitet, die Räder stimmen daraufhin ihre Geschwindigkeit aufeinander ab. «Nicht nur in der Landwirtschaft oder Kommunen, sondern auch im Garten- und Landschaftsbau wünschen sich die Benützer leicht zu bedienende Maschinen.» Denn die Bediener sind oftmals junge Lehrlinge oder auch Frauen.
Tamara Wülser