"Mein Vertrauen in den Bundesrat hat in den vergangenen zwei Jahren gelitten", sagte Präsident Markus Ritter in seiner Eröffnungsansprache vor den Delegierten des Schweizer Bauernverbands (SBV) in Bern. Bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten schlage die Regierung ungerechtfertigte Kürzungen für die Landwirtschaft vor, kritisierte er. Ein verlässlicherer Partner sei in den letzten Jahren das Parlament gewesen, das jeweils die nötigen Korrekturen an den Sparplänen des Bundesrats vorgenommen habe.
Die Sparübung: "Ein Affront"
Die Sparübungen auf dem Buckel der Bauernfamilien seien ein Affront angesichts der niedrigen Arbeitsverdienste. "Trotz hohem Engagement und viel Innovationskraft der Bäuerinnen und Bauern verharren ihre Einkommen nach wie vor auf tiefem Niveau", sagte Ritter. Um dies auch der Regierung erneut in Erinnerung zu rufen, verabschiedeten die Delegierten einstimmig eine Resolution mit den folgenden Forderungen:
- Unveränderter Zahlungsrahmen für die Land- und Ernährungswirtschaft für die Periode 2018-21 auf dem Niveau der AP 2014-17.
- Verzicht auf Kürzungen im Rahmen des Stabilisierungsprogramms 2017-19 und des Budgets 2017.
- Einhaltung der Versprechen.
Einigen Platz nahm an der Delegiertenversammlung auch die Initiative für Ernährungssicherheit (ESI) ein. Francis Egger, der die ESI politisch betreut, informierte über die Gründe für die positive Reaktion des SBV auf den neuen direkten Gegenvorschlag, über den der Ständerat demnächst befinden wird. Egger verglich ihn mit demjenigen des Bundesrats aus dem Jahr 2015 und stellte befriedigt fest, dass gegenüber der ersten Version praktisch alle vom SBV kritisierten Punkte korrigiert worden seien.
"Ein Sieg für uns", bilanzierte Egger. Urs Schneider ergänzte, dass es sicher eine Abstimmung geben werde, offen sei noch der Zeitpunkt und ob man über ESI, Gegenvorschlag oder beides mit Stichentscheid zu befinden haben werde.
Stefan Müller neu im Vorstand
Neu im Vorstand in den Vorstand gewählt wurde Stefan Müller, Landeshauptmann und Vorsteher des Land- und Forstwirtschaftsdepartements von Appenzell Innerrhoden. Er wurde von der SAB nominiert und ersetzt Lorenz Koller.
Als neue Mitglieder für die Landwirtschaftskammer wurden Daniel Weber, Gerolfingen BE; Ueli Dönni, Rotkreuz ZG, Andreas Haas, Hölstein BL; Eveline Bachmann, Frauenfeld TG; Romain Bourgeois, Ballaigues VD; Stéphane Rosselet, Le Brouillet NE; Franz Hagenbuch, Rottenschwil AG; Stefan Müller, Weissbad, AI; Christophe Noël, Vuissens FR und Werner Salzmann, Mülchi BE gewählt.
SBV-Medienpreis für Beat Gygi
Im Rahmen der DV wurde auch der SBV-Medienpreis vergeben. Er geht in diesem Jahr an den "Weltwoche"-Redaktor, Bauernsohn und Agronomen Beat Gygi für einen Artikel mit dem Titel "Zauberformel der Bauern". Für die Westschweiz heisst der Preisträger Valentin Emery von "Léman Bleu" für den TV-Beitrag "Der Beruf Milchproduzent – vom Aussterben bedroht".
LID-Geschäftsführer Markus Rediger hielt die Laudatio für Gygi, der in seinem Artikel der Frage nachgeht, wie es dem winzigen Bauernstand gelingt, immer wieder, im Parlament und bei der Bevölkerung zu punkten?
Beat Gygi halte fest, dass die Kontrolle über einen Drittel des Terrains des Landes keine Freikarte ist. Die Bevölkerung unterstütze zwar das Direktzahlungs-System. Im Gegenzug erwarte sie aber eine umweltgerechte, nachhaltige Landwirtschaft.
"Der Artikel bietet eine gute Übersicht zum immer wieder erwähnten Thema der politischen Schlagkraft des Bauernverbandes und der Landwirtschaft. Er bringt der Leserin und dem Leser wenig gehörte Aspekte näher, belegt diese mit Zahlen und rundet mit einem Interview mit einem Politikwissenschaftler den Artikel ab", so Rediger.
Coop-Chef betont Bedeutung der Zusammenarbeit
Im abschliessenden Gast-Referat sprach der Vorsitzende der Coop-Geschäftsleitung, Joos Sutter zu den Delegierten. Er unterstrich die Bedeutung der Zusammenarbeit mit den Schweizer Bauern. Es gebe eine grosse gegenseitige Abhängigkeit zwischen Landwirtschaft und Detailhandel.
Man müsse gemeinsam die Wertschöpfung erhöhen, sagte er und unterstrich, dass dafür starke Marken nötig seien. Mit Hilfe der Nachhaltigkeitsmarken wie Naturaplan (mit Knospe) und Naturafarm habe man hier schon viel erreicht.
akr