BauernZeitung: Sie sind seit dem 3. Dezember Swiss­herdbook-Präsident. Wie haben Sie sich in Ihrem neuen Amt eingelebt?

MARKUS GERBER: Bis jetzt gut. Da gleichzeitig mit einem neuen Präsidenten ein neuer Vizepräsident und drei neue Mitglieder in die Verwaltung kamen, hatte wir bereits zwei Sitzungen. Im März ist ein zweitägiges Seminar der Verwaltung und der Geschäftsleitung von Swissherdbook geplant. Es ist mir wichtig, dass wir uns in der Verwaltung als Team finden und sowohl die kurzfristigen, aber vor allem auch die mittel- und langfristigen Strategien weiterentwickeln.


In Ihrem ersten Editorial des Verbandshefts als Präsident haben Sie festgehalten, dass Sie von der Begeisterung für die Viehzucht fasziniert sind. Wie wollen Sie diese Begeisterung aufrechterhalten?

GERBER: Anlässe wie Viehausstellungen auf nationaler aber auch regionaler Ebene sind sehr wichtig für die Begeisterung. Die Begeisterung wächst aber im Kleinen, wie zum Bespiel mit der Geburt eines 
Kalbs oder dem Trainieren des Vorführens eines Rinds für die nächs-

te Jungzüchterausstellung. Die Begeisterung wächst also im

Alltag. Wichtig ist es, dass Swissherdbook sich als moderner Dienstleistungsanbieter weiterentwickelt und für seine Mitglieder der Ansprechpartner für die Viehzucht ist.


Die Viehzucht steht vor Herausforderungen. Können die Beständeschauen gerettet werden?

GERBER: Ich bin sicher, dass wir eine Lösung finden werden. Hier ist die politische Vernetzung der Milchviehzucht extrem wichtig. Dass Andreas Aebi als ASR-Präsident vorgeschlagen ist, unterstreicht, dass wir von Seiten der Viehzucht mehr Gewicht auf nationaler Ebene erreichen wollen. Eine dauerhafte Lösung kann nur gefunden werden, wenn sich die Beständeschauen und die LBE nicht gegenseitig ausspielen. Dies gilt auch in finanzieller Hinsicht.


Wie beurteilen Sie eine stärkere Zusammenarbeit mit anderen Tierzuchtverbänden?

GERBER: Die Stärke liegt sicher in der breiten Vernetzung über die verschiedenen Tochterfirmen. Wir können so gezielt Erfahrungen austauschen, gemeinsam Projekte realisieren und gleichzei
tig die Eigenständigkeit der Zuchtverbände wahren. Langfristig stellt sich die Frage, ob bei einer stetigen Abnahme der Landwirtschaftsbetriebe und im

Speziellen der Milchviehbetriebe diese Form von Zusammenarbeit die Richtige ist, oder ob ein engeres Zusammengehen geprüft werden muss.

  

Sie selbst sind ebenfalls Richter. Wird es in Zukunft schwieriger sein, aufgrund ihrer neuen Stellung dieses Amt auszuführen?

GERBER: Ja sicher. Ich erachte es nicht als Aufgabe des Verbandspräsidenten, eine Regionalschau oder die offizielle Schweizerische Verbandsschau zu richten. Gleichzeitig bin ich noch Mitglied der europäischen Arbeitsgruppe der Holstein- und Red-Holstein-Richter und einer der drei offiziellen Schweizer Richter auf der europäischen Richterliste. An der Swiss Expo werde ich die Montbeliarde-Tiere richten und Anfang Februar richte ich in Alsfeld in Deutschland die Ausstellung «Hessen Zukunft». Gerade der internationale Austausch an einer Swiss Expo oder an einer ausländischen Ausstellung ist für einen Verbandspräsidenten wichtig, und ich erachte solche Richterauftritte als vereinbar mit meinem Mandat als Präsident. Mittelfristig werde ich mich aber als Richter zurückziehen.


Swissherdbook vertritt verschiedene Rinderrassen. Welches ist Ihre persönliche Lieblingsrasse und warum?

GERBER: Red Holstein ist meine Lieblingsrasse und hat mich seit meiner Kindheit begleitet. Mein Vater fing Anfang der 70er-Jahre mit dem Einkreuzen an, wobei bereits mit den ersten Töchtern von RH-Stieren sehr gute Resultate erzielt wurden. So die Ian-Tochter Baronesse, welche die erste Kuh mit 55 55 98 Punkten in der Viehzuchtgenossenschaft (VZG) war. Auch die Topper-Tochter Base, die als erste Kuh der VZG die magischen 100 00 kg Lebensleistung erreichte. Das waren für mich als 12-Jähriger prägende Ereignisse und haben bei mir die Begeisterung für die Red-Holstein-Kühe geweckt.

Interview Julia Schwery