In Neunkirch SH beim Waldhof der Familie Stamm wurde die 37. Schweizermeisterschaft im Wettpflügen ausgetragen. Auf diesem Hof hat das Wettpflügen Tradition und wird bereits in der zweiten Generation sehr aktiv betrieben. Vater Erich Stamm gehörte vor 30 Jahren zur nationalen Pflügerspitze und wurde 1985 und 1987 zweimal Schweizermeister. Sein Sohn Michael Stamm ist nun ebenfalls mit vielen Ambitionen angetreten und belegte schlussendlich den 8. Schlussrang. Als einziger bestritt er dabei den Wettkampf mit einem Dreischarpflug.
Wetter machte mit
In den letzten Jahren hat der Baselbieter Beat Sprenger aus Wintersingen die nationale Pflügerszene geprägt. Er gewann dabei den Titel siebenmal in Serie. An der Hauptprobe vor einer Woche in Rickenbach am Zürcher Wettpflügen gewann er einmal mehr vor Toni Stadelmann, Peter Ulrich und Marco Angst, wobei dieses Quartett gerade einmal 7,5 Punkte auseinanderlagen.
Umso spannender war es, ob sich im Spitzenfeld der Pflüger in Neunkirch etwas ändern könnte. Wohl fielen in den Vortagen noch mehrmals etwas Niederschlag, doch der Wind und der Sonnenschein sorgten am Sonntag dafür, dass die Bodenoberfläche rasch abtrocknete und Nässe dabei kaum zu einem Problem wurde.
Sprenger geschlagen
Um es gleich vorweg zu nehmen: Die ersten vier der Hauptprobe blieben auch die ersten vier in Neunkirch, aber in einer anderen Reihenfolge. Zudem lagen sie aber mit 10,5 Punkten etwas mehr auseinander (siehe Kasten).
Der letztjährige Vizeschweizermeister Marco Angst, welcher den Wettkampf mit dem Gespann Hürlimann und Pflug Kverneland bestritt, zeigte dabei mit seinem Zweischarpflug starke Nerven und kam mit den anspruchsvollen, aber für alle gleichmässigen und somit fairen Bodenverhältnissen im Stoppelacker am besten zurecht. Von 21 Bewertungskriterien holte er neunmal gleich die maximal mögliche 10.
Titelverteidiger Beat Sprenger konnte nur siebenmal das Maximum aufs Bewertungsblatt schreiben lassen. Schlussendlich konnte Angst den Favoriten Sprenger um 10,5 Punkte überflügeln, was für den Baselbieter den vierten Schlussrang bedeutete. Angst glückte dabei die «Spaltfurche aufgeräumt» deutlich besser und so holte er sich vier Punkte mehr als Sprenger.
Im Bereich Weiterpflügen Gesamteindruck gab es nochmals drei Pluspunkte zugunsten von Angst. Schlussendlich führte Angst mit 167,0 von möglichen 210 Punkten die Rangliste aber trotzdem äusserst knapp vor Toni Stadelmann (Roggenburg, Laufenthal) mit 165,5 Punkten und vor Peter Ulrich (Neerach) mit 157 Punkten an, während Sprenger mit 156,5 Punkten das Podest sehr knapp verpasste. Damit trumpfte mit dem neuen Schweizermeister das Zürcher Unterland in Neunkirch gross auf und konnte an die einst grossen Erfolge der Unterländer anknüpfen. Letztmals wurde 2008 in Brittnau AG mit Peter Ulrich ein Unterländer Schweizermeister. Mit den beiden Wattern Willi Zollinger und Hans Frei kamen gar Weltmeister aus dem Zürcher Unterland.
Grosse Anlässe stehen an
Mit diesen beiden Spitzenplätzen qualifizierten sich Angst wie auch Stadelmann für die Teilnahme an den Weltmeisterschaften 2017 in Kenia. Ulrich wird als dritter und Beat Sprenger als vierter im kommenden Jahr an den Heimeuropameisterschaften im thurgauischen Diessenhofen starten.
Doch nun stehen noch die internationalen Meisterschaften mit Schweizerbeteiligung an. Aufgrund der letzten Schweizermeisterschaften in Herznach AG werden Beat Sprenger (1.) und Marco Angst (2.) bereits am 10./11. September nach Crockey Hill (England) reisen und zusammen die Schweiz an der Weltmeisterschaft vertreten.
Im Oktober werden dann Toni Stadelmann als letztjähriger Dritter und Ueli Hagen als vierter nach Gullane (Schottland) fahren, um für die Schweiz an der 33. Europameisterschaft um Spitzenplätze zu kämpfen.
Gewinnt dabei Hagen, so kann auch er sich den Startplatz an der EM 2017 in seinem Heimatkanton ebenfalls noch sichern. Denn im kommenden Jahr wird mit Diessenhofen im August die Schweiz als Austragungsort für die EM im Drehpflügen in Erscheinung treten. Auf dem Gutsbetrieb Katharinental steht eine Fläche von über 35 ha zur Verfügung, wobei auf Stoppel- wie auch Grasland gepflügt wird.
Roland Müller