Dies ist ein Leserbrief der BauernZeitung - Ausgabe 11. Juni 2021

Im Hinblick auf die bevorstehende Abstimmung zur Trinkwasser- & Pestizidverbots-Initiative vom Sonntag, 13. Juni 2021 publizieren wir alle erhaltenen Leserbriefe auch auf der Website www.bauernzeitung.ch.

Leserbriefe geben die persönliche Meinung des Einsenders wieder, die sich nicht unbedingt mit jener von Redaktion und Verlag deckt.

 

Es ist Samstag Morgen vor sieben Uhr. Der Himmel ist bewölkt, es ist windstill und der Boden abgetrocknet. Die Verhältnisse sind daher ideal, um die Pflanzenschutzmittel (PSM)-Behandlung vorzunehmen. Eigentlich eine Routinearbeit. Und doch hat sich etwas verändert. Seit dem Abstimmungskampf für die beiden Agrar-Initiativen «für sauberes Trinkwasser» und «für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» eröffnet wurde, ist meine Arbeit am Rand von Murten schwieriger geworden.

Ich sehe die verurteilenden Blicke und das Handzeichen des Joggers, der am Feldrand vorbei läuft. Wie gerne würde ich mit ihm das Gespräch suchen, ihm erklären, wie wichtig es ist, dass wir unsere Pflanzen schützen können. Ich bin Biobauer. Aktuell schlagen die kantonalen Pflanzenschutzdienste Alarm. Die Kraut- und Knollenfäule breitet sich aus. Ein weiteres Beispiel, wie wichtig der Schutz der Pflanzen vor diesem Pilz ist. Pflanzenschutz ist wie Schuhe imprägnieren. Je nach Wetter und Feuchtigkeit mehr oder weniger. Ich erhalte Direktzahlungen für die Reduktion der PSM, nicht für deren Einsatz. Bis ich am Feldrand angekommen bin, ist der Jogger bereits weit weg. Dabei wäre das direkte Gespräch der beste Weg, Verständnis für die Anliegen der Landwirtschaft zu schaffen. Das haben die zahlreichen Diskussionen der letzten Wochen klar gezeigt. Noch nie zuvor wurde unsere Arbeit so dermassen kritisiert. Sie sagen, wir verschmutzen das Trinkwasser. Andere Verursacher wie Haushalte, Verkehr, Industrie und Humanmedizin bleiben von der Kritik unverständlicherweise verschont, obwohl wir häufig dieselben Wirkstoffe einsetzen.

Ich muss mich daran erinnern, warum ich diesen Beruf ausgewählt habe: Herzblut, Leidenschaft und Idealismus. Landwirt ist kein Beruf, es ist eine Berufung. Wir haben uns der öko-logischen und regionalen Produktion von Lebensmitteln verschrieben. Und doch haben zwei Initiativen innert kürzester Zeit einen Graben zwischen Konsumenten und uns Produzenten geschaffen. Das stimmt mich nachdenklich. Bald ist der 13. Juni. Dann ist es vorbei. Ich hoffe, dass wir diesen Graben wieder gemeinsam schliessen können.

 

 

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Alle wichtigen Informationen rund um das Thema Pflanzenschutz-Initiativen finden Sie in unseren Online-Artikeln: