Der Hof von Urban Dörig liegt über dem Rhein und dem ehemaligen Kloster St. Katharinental im thurgauischen Diessenhofen. Nahe an der Grenze zum Kanton Schaffhausen. Dort betreibt Betriebsleiter Dörig zusammen mit seinem Schwiegervater als Angestellten einen 100-Hektaren-Betrieb. Das allein ist schon eine rechte Herausforderung. Doch gegenwärtig nimmt noch eine zweite Herausforderung Urban Dörig in Anspruch: Vor etwa zwei Jahren hat er nach einer Anfrage von Mutterkuh Schweiz das Präsidium des Organisationskomitees für die Beef 2015 übernommen.
Der Schlussspurt ist angelaufen
Nach den umfangreichen Vorbereitungen des zehnköpfigen Komitees läuft jetzt der Schlussspurt. Vom 28. bis zum 30. August soll nämlich der Event steigen. An diesem wird Mutterkuh Schweiz für drei Tage ein Stück Landwirtschaft präsentieren – auf dem Herrenacker und seinen angrenzenden Gassen und Plätzen, mitten im Zentrum der Schaffhauser Altstadt.
Die Beef 15, das ist eine Tierausstellung mit über zehn Fleischrinderrassen, Milchkühen, Schafen, Ziegen und anderen Tieren. Dazu kommen Festbetrieb und zahlreiche weitere Attraktionen wie ein Muniflüsterer, Hütehunde, Holzfäller, die Schweizer Meisterschaft im Barbecue und ein reiches Angebot für Kinder. Kulinarisch wird die Beef 15 von einer umfassenden Auswahl an hochwertigen Spezialitäten an Fleisch aus Mutterkuhhaltung geprägt. Bei gutem Wetter erwarten die Organisatoren 15'000 bis 20'000 Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Schweiz.
Die Landwirtschaft in die Stadt bringen
Mutterkuh Schweiz organisiert alle drei Jahre den nationalen Grossanlass beef.ch auf dem Pfannenstiel bei Meilen ZH – wobei ab 2016 ein neues Konzept greifen wird. In den Jahren dazwischen kommen die Regionen zum Zug. Dieses Jahr sind es die Kantone Schaffhausen, Zürich und Thurgau. Ausschlaggebend für die Wahl des Standorts mitten in der Stadt war zum einen ein Wortspiel: Vom Schaffhauser Wahrzeichen – der Befestigungsanlage «Munot» – ist der Weg nicht mehr weit bis zur Beef 15, die am «Muuhnot» stattfindet. Aber die Wahl des Standorts hat einen weiteren Hintergrund: «Wir wollen die Landwirtschaft in die Stadt bringen. Die Leute sollen nicht immer nur uns Bauern auf dem Land besuchen müssen, um zu erfahren, wie die Mutterkuhhaltung funktioniert», sagt Urban Dörig. «Es soll für einmal in der Stadt muhen und eine Prise Landluft durch die Gassen wehen.»
Entspricht Konsumentenerwartungen
Die Mutterkuhhaltung entspreche in vielen Punkten den Wunschvorstellungen und Erwartungen der Konsumenten an die Landwirtschaft – Vorstellungen, welche die Mutterkuhhalter teilen würden, sagt Urban Dörig. Die Tiere leben in einer Herde. Die Kälber sind bei ihren Müttern. Im Sommerhalbjahr befinden sich die Tiere auf der Weide. Sie werden vor allem mit Gras und Heu auf der Basis des jeweiligen Betriebs gefüttert. «Allerdings», so bedauert Dörig, «nicht alle Leute wissen dies.»
Die Beef 15 soll einen Beitrag leisten, dass sich dies ändert. Die Leute wollten wissen, woher das Fleisch stamme. Eine nachhaltige Produktion und eine gute Fleischqualität seien ihnen wichtig. Die Mutterkuhhaltung garantiere solche Werte. «Mit einem solchen Anlass mitten in der Stadt können wir die Glaubwürdigkeit unserer Produktion steigern», sagt Dörig. Die Landwirtschaft geniesse in der Schweiz allgemein eine hohe Wertschätzung. Da sei es an sich eine dankbare Aufgabe, die Beef 15 auf die Beine zu stellen.
«Ich habe schon öfter Verantwortung für etwas übernommen, und bin danach nie enttäuscht worden. Ein solches Engagement hat neben der Arbeit immer auch viel Positives abgeworfen.» So begründet Urban Dörig sein Engagement als OK-Präsident für die Beef 15. Er schätze es, zusammen mit anderen etwas vorzubereiten. Für Staat und Gesellschaft seien Initiative und Beteiligung von unten ein zentrales Element. Dörig ist denn auch Präsident von Swiss Angus. Im Verband Thurgauer Landwirtschaft ist er Vorstandsmitglied und für das Ressort Bildung und Weiterbildung zuständig. Seine Lehrtätigkeit in einem kleinen Pensum am BBZ Arenenberg in den Fächern Ackerbau und Mutterkuh hat er unter anderem wegen der Beef 15 aufgegeben. «Wenn ich etwas mache, dann lieber richtig.»
Pachtbetrieb vor sechs Jahren übernommen
Zur Mutterkuhhaltung ist Urban Dörig über den elterlichen Betrieb gekommen, einem 14-Hektaren-Hof mit einem kleinen Milchkontingent. Da lag der Wechsel zur Mutterkuhhaltung bei der Übernahme im Jahr 2002 auf der Hand. Wegen der geringen Grösse dieses Hofs war Dörig damals zusätzlich noch zu 100 Prozent auf einem Gemüsebetrieb tätig. Das änderte sich, als der Landwirt und Gemüsegärtner mit Meisterprüfung vor sechs Jahren den rund 100 Hektaren grossen Pachtbetrieb des ehemaligen Klosters St. Katharinental vom Kanton Thurgau übernehmen konnte. Mit dieser Übernahme wurde Dörig schwergewichtig Ackerbauer. In einer breiten Fruchtfolge baut er etwa Weizen, Kartoffeln, Rüben, Konservengemüse, Raps und Mais an.
Mutterkühe als ideale Ergänzung
Urban Dörig ist verheiratet und Vater von drei Knaben im Alter zwischen sechs und elf Jahren. Im kleinen Hofladen kommen ausschliesslich Produkte aus eigener Produktion zum Verkauf: Most, Äpfel, Kirschen, Kartoffeln, Eier und Fleisch. «Dies vor allem, weil die Bewohner des nahen Quartiers stark danach fragen und dies beste Werbung für uns und die Landwirtschaft ist. Wir konnten so viele Kontakte knüpfen und spannende Informationen über unseren Alltag weitergeben.»
Dörigs Angus-Herde besteht auf fünf bis zehn Kühen. Dazu kommen Kälber und die Nachzucht. Gegenwärtig befinden sich die Tiere auf der Alp – bei diesem trockenen Sommer ein Glücksfall. Die Futterbasis für die Mutterkuhhaltung sind die teilweise sehr steilen Hänge zum Rhein, die als Weideflächen genutzt werden. Aber auch die Ökoflächen. Diese werden nach der Heuet im Sommer im Herbst abgeweidet. Die Mutterkuhhaltung ist so eine ideale Ergänzung zum Ackerbau.
Grosses Interesse im nahen Quartier
Das beliebte Angus-Beef seiner Tiere setzt Dörig vor allem im Direktverkauf ab und dies zu einem rechten Teil im nahen Quartier. «Die Anwohner fragen jeweils, wann ich die Tiere wieder in ihrer Nähe weide und wünschen sich sogar, dass ich den Kühen Glocken anziehe, das klinge so beruhigend», so Dörig.
Damit Urban Dörig zusammen mit seinem Schwiegervater die anfallende Arbeit auf dem grossen Ackerbaubetrieb bewältigen kann, sind viel Organisation und ein optimaler Einsatz der Ressourcen zentral. Eigenschaften, die auch beim Ausrichten der Beef 15 eine überaus wichtige Rolle spielen.
Christian Weber