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„Ethik ist die zukünftige Voraussetzung für unternehmerischen Erfolg“, so lautet der Leitspruch von Ökonom und Ethiker Heinrich Anker. Der renommierte Berater und Dozent war Hauptredner am diesjährigen Podium des Berner Bauernverbands (BBV) in Münsingen.

Die letzten beissen die Hunde

Seine Erläuterungen waren auch eine wirtschaftspolitische Lehrstunde. Er zeigte auf, wie der traditionelle Wirtschaftsliberalismus, der auf Marktpartnerschaft und Gewissenskontrolle beruht durch den agressiven Neoliberalismus ersetzt wurde, bei dem ein optimierter Unternehmensgewinn das einzige Kriterium darstellt und damit die Rücksichtslosigkeit gegenüber Mitarbeitern und Kunden fördert.
Dasselbe gilt laut Anker auch für die Wertschöpfungskette: "Die Landwirte sind als letzte, die die Hunde beissen oft die Bauernopfer des Neoliberalismus", sagte er.

Ankers Ausführungen boten die ideale Grundlage für eine animierte Diskussion entlang der Wertschöpfungskette für Fleisch und im Allgemeinen. Auf dem Podium debattierten unter der Leitung von Markus Aebi, dem Verwaltungsratspräsidenten der Schweizer Agrarmedien Andreas Flückiger, Meisterlandwirt aus Utzigen, der Fleischverarbeiter Claude Bigler von der gleichnamigen Firma aus Büren a.A. BE und Roland Fraefel, der bei Coop für Frischprodukte verantwortlich zeichnet.

Konsumenten kann man nicht erziehen aber beraten

Es bestand Einigkeit, dass man den Konsumenten nicht erziehen aber beraten kann. Leider, so betonte Fraefel, kauft immer noch ein Grossteil der Kundschaft preisfokussiert ein, was es schwieriger mache, Nachhaltigkeit in der Produktion zu verankern. Zudem hängt der Einkaufstourismus wie ein Klotz an den Beinen der Grossverteiler. Frefel liess es sich auch nicht nehmen, die Bauern auf weiteren Verbesserungsbedarf bei der Tierhaltung hinzuweisen.

Metzger Claude Bigler wollte davon nichts wissen. Schweizer Schweine reisten komfortabler in den Schlachthof als die Pendler zwischen Bern und Zürich zur Arbeit, so Bigler. Sorgen bereitet ihm aber der Luxusgeschmack der hiesigen Konsumenten, die vor allem Edelstücke konsumierten, während sie weniger Interesse am übrigen Tier hätten. Allein im vergangenen Jahr habe die Schweiz deshalb über 5000 Tonnen Edelstücke aus allen Herren Ländern importiert, was notabene für die Metzger und den Detailhandel nicht das schlechteste Geschäft ist.

Landwirt Andreas Flückiger betonte die Bedeutung des direkten Kontakts mit den Konsumenten. Schon kurze Gespräche reichten aus, um diese für die Anliegen der Bauern zu sensibilisieren. So biete er im Direktverkauf Mischpakete an und auf diesem Weg lasse sich das ganze Tier besser vermarkten.

Warum kein kostendeckender Preis

Unbeantwortet blieb in der Diskussion die Frage von Diskussionsleiter Aebi, warum die Bauern von Verarbeitern und Detailhandel keinen ausreichenden Erlös erhalten, um ohne staatliche Stützung überleben zu können, zweifellos eines der grössten Probleme für die Bauern auf der Hochpreisinsel Schweiz. Coop-Mann Frefel erklärte, im Bereich der Labelproduktion gelinge dies einigermassen, hier müsse man aber noch ausbauen, was angesichts der bereits erwähnten Umstände aber nicht einfach sei.

Anschliessend an die aufschlussreiche Diskussion erhielten die Teilnehmer bei Schweizer Qualitätsprodukten in fester und flüssiger Form ausgiebig Gelegenheit, über das Gehörte zu diskutieren.

Adrian Krebs

Ein ausführlicher Bericht über den Anlass erscheint in der Regionalausgabe Nordwestschweiz der BauernZeitung vom kommenden Freitag.