Innert acht Tagen hat der Wochenpreis für Kühe um 60 Rappen je Kilo abgeschlagen. Und immer noch sind die Schlachtkühe nach Meinung der Fleischverarbeiter zu teuer.
Empört über das Niederreissen der Schlachtkuhpreise ist der Landwirt Armin Muri aus Nennigkofen SO. Er rechnet vor: «Ein einziger Viehhändler lieferte in der laufenden Woche 65 Kühe zu einem 90 Rappen je Kilo tieferen Preis an Bell in Oensingen. Das macht eine um 17 50 Franken höhere Marge für Bell», rechnet der Bauer vom Bucheggberg vor. Es gebe gar nicht zu viele Kühe auf dem Markt und der plötzliche Abschlag sei nicht gerechtfertigt, betont Muri.
Das Angebot steigt seit Anfang August, denn auf öffentlichen Märkten wurden vor einer Woche 485 Kühe gehandelt und in der aktuellen Woche rund 1000 Kühe. «Ich bezahle in der laufenden Woche nur Fr. 7.50 statt Fr. 7.90 je Kilo für mittelfleischige Kühe», erklärt Ruedi Uhlmann von der Lucarna in Hinwil. «Ich bestellte 100 Kühe, aber die Bauern und Händler lieferten mir 150 Kühe», sagt er zur aktuellen Marktlage. «Nächste Woche 33 bezahle ich nur 7 Franken» kündigt er an. Erst bei Kuhpreisen zwischen Fr. 6.50 und 7 Franken gehe ihm die Rechnung wieder auf.
Martin Rufer vom Schweizer Bauernverband findet es «unverschämt», dass die Verarbeiter bei Schlachtkühen die Preisschraube kräftig nach unten drehen.
Aussichten nicht schlechter
«So geht das nicht: Die Kuhpreise drücken und zugleich hohe Importe von halben Kühen
verlangen», ruft Martin Rufer aus. «Es gibt eine stabile Nachfrage nach Schweizer Schlachtkühen», betont er. Auch beim
höheren Preis von Fr. 8.50 habe sich das Verarbeitungsfleisch verkaufen lassen.
Peter Schneider von der Branchenorganisation Proviande erklärt, dass man seit drei Wochen Uneinigkeit bei der Preisumfrage festgestellt habe. «Die Differenz zwischen der tiefsten und der höchsten Preisangabe waren recht hoch», so Schneider. Die Klagen der Verarbeiter über zuwenig Rentabilität sind ihm bekannt. Seit dem 2.8. hätten sich die Preisdifferenzen verringert und der realisierte Wochenpreis sei im Schnitt bei Fr. 8.20 gelegen. Aber seit dem 8.8. sei das Angebot an Kühen und Mastkühen unerwartet schnell gestiegen.
Schneider ist trotzdem zuversichtlich für den Herbst, denn 2016 hätte man fleissig Kühe gemetzget und für nächste Woche seien nur 730 Kühe auf öffentliche Märkte angemeldet, was ein normales Angebot sei.
Hans Rüssli