Seit Jahren sind sie im Höhenflug, die Wurstkühe, nicht etwa weil sie einen Energydrink intus hätten, sondern weil sie derart knapp sind, dass man von einer weiter andauernden Preis-Hausse ausgehen kann. Der Milchmarkt deckt seinen Bedarf mit weniger, aber produktiveren Kühen und die Mutterkuhhaltung kompensiert das nur teilweise.
«Kuhmast ist ein Volkssport
geworden»
Wie Berater Eric Meili an einer Tagung des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) in Esslingen ausführte, hat der Milchkuhbestand seit 2008 um knapp neun Prozent auf noch gut 570'000 Tiere abgenommen. Gleichzeitig sorgt die stabile Abnahme von McDonald’s und anderen Grosskunden, die nur Schweizer Fleisch beziehen wollen, für eine konstante Nachfrage. Die Konsequenz sind anhaltend hohe Importe, im vergangenen Jahr wurden über 12'000 Tonnen Kuhfleisch in Hälften eingeführt, das entspricht etwa 41'000 Kühen oder einem Viertel des gesamten Jahresverbrauchs.
Es erstaunt wenig, dass findige Produzenten angesichts der Marktlage das meiste aus den noch vorhandenen heimischen Kühen schlagen wollen. «Kuhmast ist ein Volkssport geworden», sagt Fritz Salzmann, der in Esslingen den Pachtbetrieb des örtlichen Pflegeheims bewirtschaftet. Er ist einer der Ersten, die systematisch umgestellt haben. 2010 stieg er aufgrund gesundheitlicher Probleme und personeller Engpässe aus der Milchproduktion aus und begann mit Kuhmast. Heute stehen in seinem Stall 20 bis 30 Mastkühe sowie 15 bis 20 Vertragsrinder.
«Kuhmast war ein sehr rentabler Betriebszweig»
Fritz Salzmann hatte dank mehrjähriger Erfahrung einige Tipps auf Lager, die er den rund 20 interessierten Besuchern mitgeben konnte. Die wichtigste Nachricht war eher ernüchternd: Mastkühe sind heute derart gesucht, dass sie in der Tendenz überbezahlt werden, ein Befund, den der ebenfalls referierende Viehhändler René Lindenmann aus Uznach bestätigte.
Hier gilt es deshalb Vorsicht walten zu lassen, betonte Salzmann, denn die Verdienstmöglichkeiten pro Kuh seien nicht enorm. «Kuhmast war ein sehr rentabler Betriebszweig», sagte Peter Rutz mit Betonung auf die Vergangenheit. Der Leiter der Ostschweizer Nutz- und Schlachtviehgenossenschaft mit Hauptmarkt in Wattwil hat die Rechnung gemacht:
2015 sind in Wattwil 184 Kühe zweimal aufgeführt worden, das erste Mal als Ausmelktiere, das zweite Mal mit Schlachtreife. Im Durchschnitt resultierte in der Differenz zwischen den zwei Durchgängen 770 Franken und eine Mastdauer von 117 Tagen und somit eine durchschnittlicher Tagesverdienst von Fr. 6.63, wobei die Spanne weit ist. Topkuhmäster, und zu ihnen gehört gemäss Rutz auch Fritz Salzmann, verdienen mit den besten Tieren 8 Franken oder mehr, die tiefsten Erträge lagen bei leicht über 3 Franken pro Kuh und Tag brutto.
Nur gesunde Kühe eignen sich für die Kuhmast
Für den Erfolg sind diverse Faktoren entscheidend. Das beginnt mit der Kuh. Man darf sie im Einkauf nicht überzahlen. Dabei werden interessanterweise die leerfleischigen Tiere mit X-Taxierung oft stärker überzahlt als diejenigen mit T-Taxierung. Nur gesunde Kühe eignen sich für die Kuhmast, wichtig ist namentlich ein intaktes Fundament. Aus ethischen Gründen sollten nur leere Kühe gemästet werden, obwohl sie tragend besser zunehmen.
Sämtliche Referenten hatten aber Episoden auf Lager von angeblich nicht tragenden Kühen, die plötzlich kalbten. Die schönste Geschichte wusste Fritz Salzmann zu erzählen: Eine Mastkuh kalbte nach einer Woche in seinem Stall, ein Kollege aus dem Dorf erbarmte sich dieser und an der örtlichen Beständeschau stand sie in ihrer Kategorie im selben Jahr an zweiter Stelle.
Wichtig ist auch die Haltung: Mastkühe gedeihen besser im Anbindestall, wie alle Referenten übereinstimmend festhielten. Die Ruhe ist grösser, da bei den zusammengewürfelten Herden mit ständig wechselnden Individuen im Laufstall stetige Rangkämpfe für Unruhe und Stress sorgen. Die Fütterung muss qualitativ gut sein, am besten ist, wenn man auf eine eigene Raufutterbasis und Silomais zurückgreifen kann.
Was die Rassen angeht, wusste René Lindenmann Interessantes zu berichten: Milchrassen sind eher besser zu mästen als Zweinutzungsrassen, Original-Braunvieh-Kühe eigneten sich besonders schlecht (zu
magere Tageszunahmen und schlechte Ausbeute). Simmentaler seien deutlich besser, würden aber noch übertroffen von Mutterkühen mit Fleischrassenanteil, so der Händler.
Adrian Krebs