Silieren ist für viele Landwirte ein Traum. Vor allem für diejenigen, die auf Silage umstellen und denken, sie könnten nun jegliches Raufutter jederzeit problemlos konservieren. Beispielsweise ungeeignete Bestände mit schwacher Grasnarbe, wie eine Neuansaat, die im späten Herbst mit viel Bodenfeuchte Schmutz in die Silage einträgt.

Anfängerfehler vermeiden

Nicht selten kommt bereits im ersten Winter mit der neuen Silagefütterung die Ernüchterung, wenn die Qualität nicht den Erwartungen entspricht. Das ist ein Beispiel eines Anfängerfehlers. So etwas wiederholt man nicht alle Jahre. Trotzdem, Beat Reidy, Dozent an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen BE, weiss, dass Silagequalitäten häufig überschätzt werden.

Gemäss einer Qualitätsüberprüfung im Rahmen einer Bachelorarbeit an der HAFL hat sich gezeigt, dass sowohl bei Mais- wie auch bei Grassilage das Futter in Fahrsilos zu wenig verdichtet wird. Beim Erfassen der Siloqualitäten im Jahr 2013 wurde bei Grassilage bei rund der Hälfte der 29 untersuchten Praxisbetriebe im St. Galler Rheintal eine Gefährdung für Nacherwärmungen nachgewiesen.

Nacherwärmungen durch unzureichend verdichtete Silagen treten vor allem an den Randzonen und in der obersten Schicht des Fahrsilos auf. Bei geringen Entnahmemengen im Sommer steigen die Verluste zusätzlich an.


Silo bringt trügerische Sicherheit

Michael Sutter, Assistent an der HAFL, ist nicht erstaunt, dass solche Futterverluste entstehen. «Ich kann mir vorstellen, dass vor allem bei Neueinsteigern die Hoffnungen, dass man jederzeit konservieren kann, gross sind, weil die Abhängigkeit von der Witterung geringer ist als beim Heuen.»

Der Siloneuling denkt dann, wie super das Silieren doch sei. Was viele in dieser Situation jedoch nicht wissen: Silieren erfordert mindestens genau so fundierte Kenntnisse wie das Heuen. So liegt der ideale Einfuhrzeitpunkt in einem Zeitfenster, bei dem der Restfeuchtegehalt des Futters zwischen 32 und 38 Prozent liegt. Im Gegensatz dazu kann Heu nicht zu trocken werden.

Freiheit geringer als erhofft

Michael Sutter nennt weitere Unterschiede: «Beim Silieren werden Inhaltsstoffe wie Zucker in Milchsäure umgewandelt. Hier haben Bestandeszusammensetzung und der Schnittzeitpunkt einen Einfluss auf die Inhaltsstoffe und die Fähigkeit, genügend Milchsäure zu produzieren.» Die Bestandeszusammensetzung und das Alter des Bestandes spielen für den Konservierungsprozess beim Heuen eine untergeordnete Rolle, weil das Futter «nur» getrocknet wird.

Die Freiheit beim Silieren ist also geringer als man annehmen könnte. Kommt dann tatsächlich eine Fehlgärung hinzu, stellt sich die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, dafür Maschinenkosten zu generieren. Vor allem dann, wenn beim Verfüttern allenfalls die Tiergesundheit gefährdet wird.

Kosten halten sich die Waage

Abgesehen von der Frage resp. Glaubensfrage, welche Konservierungsart das bessere Futter ergibt, ergeben die Herstellungskosten keinen Favoriten. Gemäss der Futterkostenerhebung (Grufko) halten sich die Kosten etwa die Waage. Bei Kosten pro dt TS mit Fr. 47.– für Belüftungsheu oder mit Fr. 45.– für Grassilo ist die Differenz gering. Die betrieblichen Voraussetzungen sind wirtschaftlich relevanter.

Moderne Maschinen

Beim Silierverfahren kommt häufiger der Lohnunternehmer zum Einsatz als dies beim Heuen der Fall ist. Für viele Milchwirtschaftsbetriebe ist die Auslagerung wichtig, weil die Einfuhr des Futters häufig zur Stallzeit geschieht.

Mit der Arbeitsauslagerung an den Lohnunternehmer wird ein Arbeitsengpass zur Melkzeit vermieden. Durch die Auslagerung der Arbeit an einen Spezialisten hat man meistens die Sicherheit, dass moderne Maschinen zum Einsatz kommen. Dabei wird zum Beispiel die Schnittlänge automatisch dem Anwelkgrad des Futters angepasst, so dass eine bestmögliche Verdichtung erreicht werden kann.

Beim Heuen wird die Einfuhr normalerweise nicht ausgelagert. Zum Teil kommen ältere Geräte zum Einsatz, die bereits abgeschrieben sind und kaum mehr Kosten verursachen. Hier befürchtet Beat Reidy eine Verzerrung bei einem Kostenvergleich der erwähnten Verfahren, weil bei einer notwendigen Reparatur oder Neuanschaffung die Maschinenkosten ansteigen und das Heuen teurer wird.

Optimaler Schnittzeitpunkt

Der Kostenvergleich zeigt, dass das Konservieren von Wiesenfutter im Vergleich zur frischen Verfütterung wie zum Beispiel Weide immer teuer ist. Neben den zusätzlichen Arbeits-, Maschinen- und Lagerkosten als grösste Kostensstellen bringt das Konservieren Qualitätsverluste von rund 15 Prozent, die nicht zu vermeiden sind.

Die Kosten beziehen sich auf die Trockensubstanz pro dt franko Krippe. «Geht man davon aus, dass das Silo wegen der geringeren Wetterabhängigkeit zu einem früheren und optimaleren Schnittzeitpunkt als das Heu produziert werden konnte, müsste die Silage mit einem besseren Futterwert berücksichtigt werden», so Michael Sutter. Was erneut die Silage favorisiert.

Es kommt auf den Betrieb an

«Wenn Silolagerraum erstellt wird, sollte bei der Dimensionierung der Anlage an einen genügend grossen Vorschub bei der Entnahme gedacht werden. Ansonsten kann unter Umständen der Vorschub bei der Entnahme zu gering sein, was zu Nacherwärmungen führen kann», warnt Beat Reidy.

Letztlich ist es eine Frage der Betriebsausrichtung, welche Bedeutung die Futterkonservierung hat. Ob Heuen oder Silage, wichtig ist, dass die Qualität beim Einführen stimmt. Denn schlecht eingeführte Qualität kann durch den Konservierungsprozess nicht verbessert werden.

Beat Schmid