Es war 2011, als Dominik Glaus, 25 Jahre jung, den elterlichen Milchviehbetrieb übernahm. Seither sind einige Jahre vergangen und der Betriebsleiter ist Familienvater geworden. Bereut hat Dominik Glaus die Übernahme auch in schwierigen Zeiten des Milchmarktes nie. Sein Hof ist an den Fuss des Benkner Büchels gebettet und strahlt eine bestechende Idylle aus. Das Panorama am oberen Ende der Linthebene mit der Federi, den Glarner Gipfeln und dem Hirzli hat Postkartenniveau. Auch der grosse Nussbaum zwischen dem Haus und dem Stöckli trägt seit vielen Jahren seinen Teil zum Hofbild bei. 

Nicht alles ändern

Eine Tafel an der Hauswand weist darauf hin, dass auf dem Hof von Dominik Glaus Bio-Käsereimilch produziert wird. Auf einem weiteren Schild steht: Süssmost zu verkaufen. Im Haus am Küchentisch sitzt Dominik Glaus. Seine Frau Andrea hantiert noch kurz in der Küche, dann setzt auch sie sich an den Tisch. In ihrem Arm hält sie Baby Lars (drei Monate), Söhnchen Jan (1 ½ Jahre) ist schon im Bett. Der Most werde hier bei ihnen auf dem Hof gepresst und pasteurisiert, erklärt der Betriebsleiter, gesteht aber: «Die Bäume sind vor allem die Leidenschaft meines Vaters.» Das Ehepaar wechselt Blicke und Andrea Glaus präzisiert mit einem Augenzwinkern zu ihrem Mann gewandt: «Trotzdem hast du alte Bäume gefällt und junge gepflanzt.» Das hat seinen Grund. Beide sind der festen Überzeugung, dass man nicht alles ändern muss, was die frühere Generation aufgegleist hat. Vor allem im Falle von Dominik Glaus: Sein Vater hat ihn früh in die täglichen Geschäfte und Investitionen eingebunden.

Sanfte Anpassungen

Das war auch beim Bau des Laufstalls so, der einige Zeit vor der Betriebsübergabe stattfand. Der Vater habe 30 Jahre lang den Betrieb erfolgreich geführt, sagt Dominik Glaus. Da könne nicht alles falsch gelaufen sein.

Sanfte Anpassungen hat der junge Betriebsleiter seit der Übergabe aber trotzdem vorgenommen. Die Ökoflächen zum Beispiel sind so umplatziert worden, dass es für die Bewirtschaftungsart mehr Sinn macht. Dominik Glaus ist sich bewusst, dass er eher früh die volle Verantwortung für den Betrieb übernommen hat. Er sei aber dazu bereit gewesen, als der Vater, obwohl noch nicht im Rentenalter, abgeben wollte. Eine Generationengemeinschaft stand für beide nie zur Debatte. Mit dem Entscheid ringen musste Dominik Glaus ebenfalls nie. 

Für ihn sei immer klar gewesen, dass er Landwirt lernen werde. Die älteren Brüder wählten einen anderen Beruf. Ergo hatte er quasi «freie Bahn».

So bildete sich Dominik Glaus zum Landwirt EFZ aus. Dabei blieb er bei der Wahl seiner Lehrbetriebe der Milchwirtschaft treu. Eine Weile genoss der Landwirt nach seinem Abschluss die Freiheit des Alplebens, zog auf die nahen Glarner und Schänner Alpen und übernahm seinem Naturell entsprechend auch hier bereits früh viel Verantwortung für die ihm anvertrauten Viehherden. Auch der Vater habe den Wunsch geäussert, wieder z Alp gehen zu können. Das sei eigentlich der Anstoss für die Betriebsübergabe gewesen. 

Nebenerwerb zugestimmt

Doch es kam anders. Dominik Glaus, der schon zuvor in den Wintermonaten bei der Linth-ebene-Melioration gearbeitet hatte, bekam das Angebot, auch im Sommer dort zu wirken. Obwohl bereits als Betriebsleiter tätig, entschied er sich, das Angebot anzunehmen. So kam es dazu, dass der Vater heute auf dem Betrieb mithilft und den Stall an jenen Tagen fertig macht, an denen Sohn Dominik Glaus zur externen Arbeit geht, und bereits mit der Fütterung beginnt, bis dieser wieder eintrudelt.

Unterstützung ist da

Die junge Familie ist froh, auf die ältere Generation zählen zu können. Sei es bei Arbeiten draussen auf dem Hof oder bei der Kinderbetreuung. Denn Andrea Glaus ist gelernte Kauffrau und wirkt an zwei Tagen in der Woche in ihrem Beruf. Während dieser Zeit übernehmen zu gleichen Teilen ihre Mutter und ihre Schwiegermutter den Kinderhütedienst. 

Auch Dominik Glaus weiss um seine Vaterpflichten, wechselt Windeln und füttert hungrige Kindermäuler. «Wenn ich zuhause bin, mache ich das gerne», betont er. Die Frage, ob sich Andrea Glaus gut mit dem Bauernalltag abfinden könne, beantwortet sie lachend: «Als ich Dominik heiratete, wusste ich, dass ich ihn nur mit Betrieb bekomme.» Was wohl  so viel wie ein Ja bedeutet. 

Den Schritt wagen

Auch wenn die Zeiten für die Landwirtschaft nicht nur rosig aussehen, haben die beiden ihren Entscheid, den Betrieb zu übernehmen, nie bereut. Dominik Glaus schaut aus dem Fenster und sinniert: «Kinder können an keinem schöneren Ort aufwachsen.» Er rät jedem, dem Landwirtschaftsblut in den Andern fliesst, den Schritt zu wagen. Man könne aus allem etwas Schönes machen, auch wenn der Hof zu klein ist, um davon zu leben. Dann gehe man eben einem Nebenerwerb nach. Heimzukommen und zu wissen, dass das hier sein Eigen ist, sei ein schöner Antrieb.

Barbara Schirmer