In Hofdüngern stecken nicht nur viele Nährstoffe, sondern auch ein enormes Energiepotenzial. Der Grossteil (2010 waren es 1,2 Mio Tonnen) gelangt direkt als Dünger und Nährstofflieferant wieder auf die Wiesen und Felder. Nur 2,5 Prozent oder 30'000 Tonnen werden in Biogasanlagen verwertet.


Nun hat die Firma Renergon in Kreuzlingen TG einen Biogasanlagetyp entwickelt, der es auch kleineren Landwirtschaftsbetrieben ermöglicht, rentabel Strom zu produzieren, eine sogenannte Minibiogasanlage mit Feststofffermentation. Eine solche wird auf dem Betrieb von Ueli und Marlen Vetterli, Unterhörstetten TG, gebaut.

Thurgau geht mit gutem Beispiel voran


Der Entscheid, in die Biogasproduktion einzusteigen, fiel im Februar dieses Jahres. Ueli 
Vetterli erzählt, er sei durch einen Flyer der Firma Renergon darauf aufmerksam geworden. «Meine Frau und ich haben das zusammen angeschaut und diskutiert und sind zum Schluss gekommen: Doch, das würde in unsere Betriebsstrukturen passen.» Dann nahmen sie Kontakt mit Karl-Heinz Restle, Chef der Renergon AG, auf.


Vetterlis betreiben in einer Tierhaltergemeinschaft mit 50 Kühen Milchwirtschaft. Dazu halten sie 5000 Masthühner. Ueli Vetterli erzählt, dass die LN in der Gegend knapp sei: «Wir haben zu wenig Land, um unseren Tierbestand aufzustocken. Bauen können wir ergo auch nicht.» Da ist ein weiterer Betriebszweig höchst willkommen, vor allem wenn die Bedingungen so günstig sind wie hier im Thurgau.

Der Kanton unterstützt den Bau von Biogasanlagen im Rahmen seines Biomassekonzepts für eine nachhaltige Energiepolitik nämlich mit einem Förderbeitrag von bis zu 250'000 Franken. Die Investitionskosten für die Minibiogasanlage auf dem Betrieb Vetterli werden zirka 1 Mio Franken betragen.


Geringe Störanfälligkeit und hochwertiger Dünger


Mit der geplanten Anlage können aus den 1000 Tonnen Mist rund 270'000 kWh Strom pro Jahr produziert werden. Dieser soll für die KEV angemeldet werden. Der Hofdünger – Hühner-, Rinder- und Pferdemist sowie Rindergülle – stammt vom eigenen Betrieb und von Nachbarbetrieben. Insgesamt sollen 997 t feste Hofdünger und 2000  Rinder­gülle in der Minibiogasanlage verwertet werden. Die Abwärme wird im Winter zum Heizen des Hühnerstalls gebraucht, im Sommer soll ein Teil für die Trocknung von Holzschnitzeln genutzt werden.


Die Biomasse, so erklärt Karl-Heinz Restle, wird in garagenähnlichen Fermentern gelagert und vergärt. Nach drei bis vier Wochen wird die Garagenbox geleert und neu befüllt. Bei diesem System handelt es sich um eine Feststoffvergärung. «Das System hat im Vergleich zur Nassvergärung viele Vorteile. Der wichtigste ist die geringe Störanfälligkeit und dass der Mist nicht bewegt werden muss», sagt Restle.

Weiter zählt er die hohe Substratflexibilität auf, die es ermöglicht, verschiedene Mistarten und feste Hofdünger zu vergären. Und nicht zuletzt ist da die gute Qualität des Endprodukts, der Kompost. Dieser gelangt wieder auf die Betriebe, die den Mist liefern. Bei der Biogasanlage der Familie Vetterli handelt es sich um eine Kombination aus Feststoff- und Flüssigfermentation. Drei Fermenterboxen sind geplant. Die Gülle wird in einem Flüssigfermenter vergoren.

Es gibt noch viel zu tun


Karl-Heinz Restle ist überzeugt vom Potenzial von Kleinstanlagen dieser Art. Im Kanton Thurgau könnten es laut seinen eigenen Schätzungen gegen 100 Projekte sein. «Es braucht aber Geduld und Zeit», ist er sich bewusst.

Restle kann sich vorstellen, dass in Zukunft irgendwann auch Ernterückstände in den Anlagen vergoren werden. «Alleine auf den Zuckerrübenäckern ‹liegen› Tausende von Franken herum.» Noch liegt die Baubewilligung für die Anlage von Ueli und Marlen Vetterli nicht vor. Aber Restle und die Familie Vetterli sind zuversichtlich, dass dies demnächst der Fall sein wird.

Stefanie Giger