Die Gründe, 
weshalb sich Direktvermarkter dazu entscheiden, einen Verkaufsautomaten anzuschaffen, sind unterschiedlich. An einem Automaten können Kunden rund um die Uhr einkaufen – auch nachts und übers Wochenende. Der Einkauf wird dadurch anonymer. Das entlastet die 
Vermarkter nebenbei auch von Kunden, die lange Gespräche, Beratungen oder heisse Diskussionen mit den Produzenten 
suchen.


Kundenunabhängiger Verkauf

Sylvia und Peter Gossweiler bewirtschaften ausserhalb des bewohnten Gebiets, an einer stark befahrenen Einfallstrasse in die Stadt Zürich, einen Ackerbau- Mutterkuh-Betrieb. Seit einigen Jahren verkaufen sie im Herbst tonnenweise Kürbisse und 
danach Weihnachtsbäume. Ihren Betrieb haben sie auf die Produktion dieser beiden Bereiche ausgerichtet. Ihre vielen Kunden, Pendler von und nach Zürich, aber auch Spaziergänger aus der Umgebung, haben immer wieder nach anderen Produkten gefragt.

Ursprünglich wurden Kartoffeln ab Hof verkauft, aber für Sylvia Gossweiler war klar, dass sie möglichst wenig Zeit für den Direktverkauf aufwenden möchte: «Vor allem wollte ich

mir nicht den Tagesablauf von Kunden diktieren lassen, die sich nicht an angeschriebene 
Öffnungszeiten halten wollen», meint sie. Argumente für ihren ersten Automaten waren die Möglichkeit der Produktekühlung und die Tatsache, dass so weniger gestohlen werden kann.

«Der Standort unseres Betriebs ist optimal. Die Verkaufszahlen und die Kundenrück-meldungen sind gut. Darum verkaufen wir heute fast nur noch Produkte von Betrieben, die nicht so gute Voraussetzungen haben für den Ab-Hof-Verkauf.» Es wird klar deklariert, wer was liefert und was wann Saison hat. «Letzteres interessiert viel Kunden nicht. Sie

fragen schon wieder nach Erdbeeren und Spargeln», ergänzt die Bäuerin.


In Automaten investiert

Der erste Verkaufsautomat war ein ausgedienter Selecta-Automat. Ein runder Turm mit sich drehenden Scheiben, die in Fächer unterteilt waren, bei denen die Kunden Schiebetürchen 
öffnen konnten. Bezahlt wurde mit Münzen. Heute stehen bei Gossweilers zwei neuere, aber ähnliche Automaten. Diese 
haben sie werksrevidiert für je knapp 10'000 Franken gekauft.

Im ausgedienten, beheizbaren Baucontainer steht auch noch ein Automat mit 28 direkt anwählbaren, grösseren Fächern. Diese braucht es für die Bag-in-Box-Packungen von Süssmost und die 5-kg-Kartoffelsäcke. Die Kunden können hier mit Noten bezahlen. «Es gibt aber auch Kunden, die an diesem Automaten die Noten in Münzen wechseln, damit sie bei anderen etwas kaufen können», weiss Sylvia Gossweiler.

Marke Eigenbau

Auf einem anderen Hof in der Nähe von Zürich stieg der Selecta-Automat aus. Da sich das Verkaufsangebot auf Eier beschränkt, packten die zwei Jungbauern die Chance und konstruierten einen eigenen Automaten. Die Planung und Realisierung brauchten ihre Zeit, aber heute funktioniert
er. In einen herkömmlichen Kühlschrank wurden passende Fächer eingebaut und mit Lämpchen und Elektronik verkabelt.

Eine besondere Herausforderung war, die verschiedenen Bezahlmöglichkeiten zu integrieren. Nebst Münzen kann man auch hier mit Noten bezahlen oder sogar mit der Smartphone-App   Twint. Versuchsweise wird zusätzlich Cheminée-Holz angeboten.


Margreth Rinderknecht