Pflanzenschutzdienste im In- und Ausland halten sie für eine der gefährlichsten Krankheiten für Kartoffeln und Tomaten: Ein Bakterium namens Ralstonia solanacearum. Für befallene Pflanzen gibt es keine Rettung. Die Stauden welken, die Kartoffeln werden schleimig, die Pflanzen sterben ab.
In der Schweiz kam die Krankheit bisher noch nie vor. Bis jetzt: Recherchen der Berner Zeitung zeigen, dass das Bakterium in einer Gärtnerei in der Region Biel und in einer weiteren im Kanton Solothurn nachgewiesen wurde. In drei weiteren Betrieben - einer im Kanton Bern und zwei im Kanton Zürich - besteht der Verdacht auf die Krankheit, die auch als «Braunfäule» bekannt ist.
Bund will Betriebe schützen
Bislang habe das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) dies unter dem Deckel gehalten, schreibt die «Berner Zeitung». Gabriele Schachermayr vom eidgenössischen Pflanzenschutzdienst bestätigt laut dem Artikel die Vorkommnisse. Das BLW habe aber zusammen mit den kantonalen Pflanzenschutzdiensten entschieden, die Öffentlichkeit erst über das Auftreten der Krankheit zu informieren, sobald aus allen Betrieben die Laborergebnisse vorliegen würden. Um die betroffenen Gärtnereien vor wirtschaftlichen Folgen zu schützen, nennt der Bund keine Namen.
Gemäss Schachermayr müssen sich Kartoffelbauern keine Sorgen machen: «Die Bakterien wurden bisher nur in geschlossenen Systemen wie Gewächshäusern nachgewiesen.» Die Vereinigung der Schweizerischen Kartoffelproduzenten ist trotzdem beunruhigt: «Würden die Bakterien in die Natur gelangen, könnte das fatale Konsequenzen haben», sagt Geschäftsführerin Christa Kunz gegenüber der Zeitung.
Rosen aus Holland
Der Erreger wurde aus den Niederlanden eingeschleppt - offenbar durch kontaminierte Rosenstöcke. Um eine Ausbreitung zu verhindern, werden laut Gabriele Schachermayr seit Januar «umfassende Tilgungs- und strenge Hygienemassnahmen» in den Betrieben durchgeführt. Die Rosen wurden verbrannt, die Unternehmen sind gesperrt, Gewächshäuser, Wasserleitungen und Tanks werden desinfiziert.
Übertragen werden die Bakterien durch Kontakt zwischen Pflanzen und über Werkzeuge oder das Bewässerungssystem. Laut Schachermayr wäre es theoretisch möglich, dass die Krankheit in die Natur gelangt. «Normalerweise haben die Gärtnereien aber einen geschlossenen Wasserkreislauf», beruhigt sie.
jw