Es kommt selten vor, dass Rita Barth mit ihren Schwiegertöchtern Caroline und Marlen und deren Töchtern Riana (2) und Simona (4½) einfach «nur so», also untätig, um den Esszimmertisch zum Kaffee zusammensitzt und plaudert, wie dies für unser Gespräch der Fall ist. 

Die Bäuerin und ihre Familie bieten auf dem Feierlenhof seit 1984 agrotouristische Dienstleistungen an. Fast ebenso lange ist Rita Barth Präsidentin des Vereins «Ferien auf dem Bauernhof». Sie erklärt dazu: «Menschen mit Ideen, einer Vision und viel Elan sind vor über einem Vierteljahrhundert miteinander gestartet, um im ländlichen Raum ein neues Angebot zu schaffen: den Agrotourismus. Ich finde es wichtig, dass Bauernbetriebe sich ein betriebliches Standbein aufbauen, das boden- und wetterunabhängig ist.»

Rita Barth wird unter anderem in der Gästebetreuung von ihren Schwiegertöchtern unterstützt. Sie freue sich, dass Caroline Barth-Wicki und Marlen Barth-Rutz sich für die Landwirtschaft begeistern, überall mithelfen und sie mit Freude unterstützen.

Konzentration auf Tafelobst
Barths sind auch Anbieter von «Schule auf dem Bauernhof» (SchuB). Die Bäuerin betont, dass man hierfür in erster Linie aus idealistischen Gründen mit dabei ist. Einen grossen Teil ihrer Zeit beansprucht die Arbeit für den «Thurgauer Geschenksharass»; sie führt eine der fünf Verteilzentralen im Kanton. Zum Hof gehört ein Hofladen mit Direktvermarktung.

Rita Barth schildert, dass es für sie und ihren Mann eine grössere Umstellung bedeutete, als sie sich vor acht Jahren entschieden, die Milchwirtschaft aufzugeben und sich auf den Obstbau zu konzentrieren. «Dadurch, dass wir von Bauern aus der Region immer zwischen 25 bis 30 Kühe, die sich rund zwei Monate vor dem Abkalben befinden, in unseren Stallungen aufnehmen, werden diese sinnvoll weiter
genutzt.»

Gäste finden auf dem Feierlenhof zudem zahlreiche Kleintiere vor. Für die Kleintierpflege engagiert sich Schwiegertochter Caroline, die ansonsten in ihrem Beruf als Flight Attendant arbeitet. Caroline schildert, dass sie ihre Berufserfahrungen und Fremdsprachenkenntnisse bei der Mitarbeit in der Gästebetreuung auf dem Feierlenhof ideal einsetzen könne und dies für sie besonders motivierend sei. Und die Erfahrungen im Marketing würden sie zu so mancher kreativen Idee inspirieren, sei dies für die Etikettengestaltung in der Direktvermarktung oder bei der Betreuung der hofeigenen Internetseite.

Willkommener Ausgleich zum Flugbetrieb
«Ich geniesse es, mich im Herbst in die Tafelobsternte zu vertiefen. Die Arbeit in den Kulturen bildet für mich einen willkommenen Gegenpol zum Alltag im Flugbetrieb, in dem ich meist von sehr vielen Menschen umgeben bin», erzählt Caroline weiter. Ihr Mann Christian, einer der zwei Söhne Barths, arbeitet Vollzeit auf dem elterlichen Hof.

Schwiegertochter Marlen wirkt in der Küche für die Gäste und Angestellten mit. Sie betreut die Praktikantinnen/Lehrtöchter und übernimmt buchhalterische Aufgaben. Die Gäste werden mittels Buffet-Service bedient. «Meine beruflichen Erfahrungen als Milchtechnologin und Ernährungsberaterin sind für die Arbeit auf dem Hof eine nützliche Grundlage», sagt Marlen Barth. Sie ist mit Roland, dem zweiten Sohn von Barths, verheiratet. Er leitet als Landmaschinenmechaniker eine Werkstatt.
Als Hobby, das wiederum auch den Gästen zugute kommt, bezeichnet Marlen ihr Faible für Kräuter, aus denen sie Tinkturen, Crèmes und Salben zubereitet. Daraus resultieren unter anderem kleine Geschenke für die Gäste. Und sie betreut die Kinder, die im Rahmen des SchuB-Angebots auf den Hof kommen, bäckt mit ihnen Brot, schüttelt Butter und vieles mehr.

Glücklich mit der Generationengemeinschaft
Rita Barth lebt seit 45 Jahren mit ihrem Mann Reinhard auf dem Feierlenhof. Sie ist sehr glücklich darüber, dass sie als Generationengemeinschaft mit drei Parteien gut zusammenarbeiten und deshalb ihre Anwesenheit auf dem Hof nicht ständig erforderlich ist. «Ich geniesse es, Zeit mit meinen Enkelinnen zu verbringen. Und es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass auch während meiner Abwesenheit die Dinge ihren geregelten Lauf nehmen.»

Ausgleich und Musse zum Arbeitsalltag finde sie beim gelegentlichen Jassen, sowohl «live» wie im Internet – und bei Ausfahrten mit dem E-Bike.


Isabelle Schwander