Das kaltgepresste Öl von Mohn, Lein und seit ein paar Jahren auch von Kürbis hat sich bei Zeno Stadler und seiner Frau Hanna zu einem guten Standbein ihres landwirtschaftlichen Betriebs entwickelt.


Sowohl der Anbau wie auch der Verkauf der hochwertigen Öle passe gut zu ihrem Betrieb, erzählt Zeno Stadler. Seine Familie bewirtschaftet in der fünften Generation den 32 Hektaren grossen Landwirtschaftsbetrieb mit Milchwirtschaft, Ackerbau und Obst, nahe der Stadtgrenze zu Wil SG. Vor acht Jahren ist er eingestiegen in die Versuchsphase mit alten Kulturpflanzen der St. aller Saatzuchtgenossenschaft, seit vier Jahren gehört neben Mohn und Lein auch der Ölkürbis dazu.

Nische in der Nische


Noch sind es erst drei Landwirte, die im Kanton St. allen ein paar wenige Hektaren Kürbisse anbauen. «Es ist eine Nische in der Nische», sagt Christoph Gämperle, Geschäftsführer der Saatzuchtgenossenschaft. «Mit einer 25-prozentigen Ausbeute erwirtschaften wir von den gut 600 Kilogramm Samen pro Hektare ungefähr 150 Liter Öl», erklärt er weiter. «So stehen uns insgesamt ungefähr 500 Liter Kürbiskernöl aus dem Kanton St. allen zur Verfügung.»


Das sei nicht viel, doch vervollständige das Sortiment der St. aller Öle hervorragend.

Unkrautentfernung mit geringen Aufwand möglich


Für Zeno Stadler ist der Ertrag nicht ausschlaggebend. Wie viel seine Hektare in diesem Jahr hergegeben hat, weiss er noch nicht. «Für mich ist es eine gute Frucht, die in die Fruchtfolge passt und sehr extensiv bewirtschaftet werden kann», sagt der Landwirt. Der Aufwand, gemeint ist damit die Unkrautentfernung, sei wirklich sehr gering und betrage kaum einen Tag pro Hektare.


Die Aussaat lässt er von einem Lohnunternehmer erledigen, geerntet wird mit einem Vollernter von Jakob Brütsch aus dem schaffhausischen Barzheim. Das grosse Geschäft mit den Kürbissen sei nicht zu erwarten, schildert Stadler seine Situation.

Doch der Verkauf, zusammen mit den anderen exotischen St. aller Ölen, laufe sehr gut, und durch die gute Zusammenarbeit mit der Saatzuchtgenossenschaft biete er gerne Hand, das Projekt weiter voranzutreiben. Auch wenn der Ölsaatenbeitrag des Bundes (Direktzahlung) gesunken sei und heute nur noch 700 Franken pro Hektare betrage, sieht er keinen Grund, mit den Kürbissen aufzuhören. Weil das Kürbiskernöl aber nicht im Kanton St. allen gepresst wird, sondern in der Moulin de Sévery VD, darf es nicht das Label «St. Galler Öl» tragen, verrät seine Frau und weist darauf hin, dass auf der Flaschenetikette nun «Kürbisöl aus Ostschweizer Anbau» steht.

Das Aussehen von Flaschen und Etiketten seien aber identisch und deshalb auch in der Geschenkpackung sehr beliebt. Sie verkauft das Öl und die abgepackten Kürbis-Knabberkerne ab Hof und an verschiedenen Märkten in der Region. Christoph Gämperle weiss aus den Erfahrungen der vergangenen Jahren, dass man die Konsumenten nicht mehr von der Qualität der hochwertigen kalt­gepressten Öle überzeugen müsse.

Qualität gewinnt zunehmend an Bedeutung


«Wir spüren je länger je mehr, dass Konsumenten bereit sind, für ein aufwändig hergestelltes Produkt auch mehr zu bezahlen. «Qualität gewinnt wieder an Bedeutung.» Zweieinhalb Deziliter Kürbiskernöl kosten 28 Franken. Für Gämperle ist es sinnvoll, dass sich Jakob Brütsch um die Ernte, das Reinigen und das Pressen der Kürbiskerne kümmert und sie das fixfertige Öl erhalten.

Die Investitionen wären für die Saatgutgenossenschaft viel zu hoch, deshalb sei diese Zusammenarbeit sinnvoll. Auch für Brütsch, der sich seit 20 Jahren mit dem Ölkürbis beschäftigt und sich mittlerweile zum grössten Produzenten schweizweit entwickelt hat, ist die Zusammenarbeit ideal. 13 Landwirte produzieren in den Kantonen Schaffhausen, Thurgau und Zürich insgesamt 20 Tonnen Kürbiskerne.


Ungefähr 60 Prozent der Kerne werden als getrocknete Knabberkerne verkauft, der Rest wird zu Öl verarbeitet, immerhin 8000 Liter pro Jahr. Seit 2005 werden auch Biokürbiskerne aus Schweizer Anbau verarbeitet, und die Kerne und das Öl werden in Bioläden und Reformhäuser, mit der Knospe der Bio Suisse verkauft.


Einzige Erntemaschine in der Schweiz


Marcel Brodbeck fährt seit Jahren mit dem grossen Vollernter von Jakob Brütsch. Er weiss genau, was zu beachten ist, dass die grosse Maschine einwandfrei funktioniert. «Steine sind Gift für den Ernter», sagt er und schwingt sich von der Führerkabine. Drei Mal habe er bereits halten müssen wegen eines Steins, sagt er zu Hansjörg Weilenmann.Beim Biolandwirt im zürcherischen Attikon ist er an diesem feucht-nebligen Morgen an der Arbeit.

Weilenmann ist noch neu im Kürbisanbau, hat in diesem Jahr aber auf drei Hektaren angebaut und hofft auf einen guten Ertrag. Seine Biokürbiskerne werden nach der Trocknung bei Brütsch von der Biofarm in Kleindietwil BE übernommen. Ein paar Tage vorher hat Weilenmann die Ölkürbisse geschwadet.


«Am Schwad trocknen sie dann noch ein paar Tage nach, wobei sie sich von den Ranken lösen», schildert der Biobauer weiter und Brodbeck ergänzt, dass es wichtig sei, dass die Ranken weg seien, denn der Vollernter soll mit seinem Ernterad, das mit scharfen Zacken versehen ist, nur die Früchte aufnehmen.

Kürbisfleisch dient als Dünger


Das Kürbisfleisch fällt als Dünger auf den Acker zurück. «Der sechs Tonnen schwere und 100 00 Franken teure Vollernter ist der einzige in der Schweiz, deshalb muss die Ernte gut koordiniert sein», sagt Brodbeck.


Seine Tagesleistung liegt bei fünf Hektaren, so sei er in diesen Tagen fast Tag und Nacht

unterwegs. Die diesjährige Ernte 
sei überdurchschnittlich, sagt Brütsch. Entscheidend war das Wetter im Frühling. «Wir konnten die Saat in warme Böden einbringen, und das macht den Erfolg aus.»

Ruth Bossert