Nach nur zweieinhalb Jahren als Co-Leiter verlässt Dietrich Bögli das Inforama. Was sind die Gründe?
URS ZAUGG: Für Dietrich Bögli ist es eine neue berufliche Herausforderung. Er war neun Jahre am Inforama tätig. Nun wechselt er auf September 2014 zur Biofarm Genossenschaft. Gründe für den Wechsel sind die Möglichkeit der Teilzeitarbeit und der Wunsch, wieder näher an der Basis der Landwirtschaft arbeiten zu können. Wir bedauern diesen Entscheid sehr, gratulieren ihm ganz herzlich zur neuen Herausforderung. Dietrich Bögli war während vieler Jahre an wichtigen Projekten des Inforama massgeblich beteiligt und hat zur guten Positionierung des Inforama beigetragen.
Wollen Sie an der Co-Leitung festhalten oder können Sie sich vorstellen, dass künftig wieder eine Person an der Spitze des Inforama steht?
ZAUGG: Ich bin überzeugt vom Modell der Co-Leitung. Die Stelle wird darum unverändert ausgeschrieben.
Weshalb?
ZAUGG: Das Co-Leitungsmodell hat sich bewährt. Die Co-Leitung überzeugt durch messbare Resultate. Der Fachbereich Bildung hat in den letzten Jahren innovative Projekte lanciert; der Fachbereich Beratung wurde stark aufgewertet. Hier steht die optimale Begleitung der Berner Bäuerinnen und Bauern für uns an erster Stelle.
Gemäss Insidern soll es Spannungen zwischen den beiden Co-Leitern gegeben haben. Haben Sie das auch so wahrgenommen?
ZAUGG: Nein, das nehme ich nicht so wahr. Aber sehen Sie: Überall wo Menschen eng zusammenarbeiten, kann es Meinungsverschiedenheiten geben. Wichtig ist, dass die Co-Leitung mit ihrer Arbeit überzeugt.
Aus Kreisen von Inforama-Mitarbeitenden ist zu hören, dass das Inforama seinen einstigen Stellenwert als eine der führenden landwirtschaftlichen Schulen in der Schweiz verloren habe. Wie sehen Sie das?
ZAUGG: Das Gegenteil ist der Fall. Das Inforama ist die grösste Bildungsinstitution in diesem Bereich und schweizweit anerkannt. Der am 12. Juni in Münsingen stattfindende Schweizer Bioackerbautag und der 3. Berner Bodentag oder die Beteiligung an den Swiss Skills, den ersten zentralen Schweizer Meisterschaften der Berufsbildung in Bern vom 17. bis 21. September sind beste Beispiele für die schweizweite Ausstrahlung des Inforama.
Als Beispiel wird die Tagung zum internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe angeführt, die in Grangeneuve stattfindet. Die Inforama-Führung habe diese verschlafen. Was sagen Sie zu dieser Kritik?
ZAUGG: Als Vorsteher des Amts für Landwirtschaft und Natur überlasse ich diese Prioritätensetzung der Inforama-Leitung. Wichtig ist, dass die Ziele erreicht werden.
Die Lobag fordert, dass Sie zuerst die Ergebnisse der laufenden Strukturüberprüfung am Inforama abwarten und vorerst auf die Neubesetzung der Stelle verzichten. Am Dienstag wurde dieselbe Forderung von der Inforama-Koordinationskonferenz an Sie herangetragen. Wie gehen Sie nun vor?
ZAUGG: Am Inforama findet keine Strukturüberprüfung statt. Die Struktur wurde vor drei Jahren überprüft. Am Ende der Überprüfung stand die Einsetzung der Co-Leitung auf den
1. Januar 2012. Wünsche von Mitarbeitenden, die an internen Sitzungen geäussert werden, bearbeiten wir intern.
Seit das Inforama eine Co-Leitung kennt, nehmen die kritischen Stimmen konstant zu, sowohl was das Modell wie auch die Besetzung betrifft. Interessant ist jedoch, dass niemand dazu öffentlich Stellung nehmen will. Verteilen Sie etwa Maulkörbe?
ZAUGG: Nein, ich verteile keine Maulkörbe. Zudem bestreite ich die Aussage, wonach kritische Stimmen konstant zunähmen – dies trifft nicht zu.
Interview Alois Heinzer
Das Interview wurde schriftlich geführt.