Oberhalb Schlans GR, auf dem Maiensäss des Biobauern Silvio Pfister, verbrachten 19 kleine Indianer eine wunderbare Sommerwoche. Dank Oberhäuptling Najat Zinbi, der Partnerin des Bauern und Pferdezüchters und ihren sieben Helferinnen und Helfer konnten die Kinder das Leben in der Natur und mit den Tieren so richtig geniessen. 

Letzte Vorbereitungen für das Abschlussfest

Luchsauge, Farbenvogel, weise Eule, weisse Feder und wie sie alle heissen machen es sich in der Lounge im grossen Zelt gemütlich. Die Sonne scheint warm, als wir die Stämme der roten und blauen Indianer besuchen. Im Zelt werden die letzten Vorbereitungen für das Abschlussfest besprochen. Für die Programmgestaltung haben die Kinder im Alter von 8 bis 13 Jahren freie Hand bekommen, sie müssen nur den vorgegebenen Zeitplan einhalten. «Es wird sehr gut, wenn man sie machen lässt, hier in der Natur und ohne die alltäglichen Ablenkungen aus der modernen Welt können die Kinder ihre Fantasie so richtig entwickeln», erklärt Najat Zinbi. Die Kinder – einige waren schon letztes Jahr im Indianer- und Reitlager – erzählen, was sie vorhaben, welche Tiere sie in die Vorführung für ihr Eltern integrieren möchten und welche Requisiten sie benötigen. Kleider, Pfeil und Bogen, Indianerschmuck und andere schöne Sachen stehen schon bereit. Vieles davon durften die Jungen und Mädchen während der Bastelstunden mit  der Handarbeitslehrerin Barbara entwerfen. 

Den Umgang mit Pferden erlernen

Auf der Wiese übt eine Gruppe ihren Auftritt, die Kinder sind voll bei der Sache und inszenieren die Erfindung von Pfeil und Bogen. Beeindruckend, was sie da – fast ohne Hilfe der Erwachsenen – auf der Maiensäss-Tribüne aufführen. Eine andere Gruppe integriert einige Pferde in ihr Programm. Die Oldenburger, Freiberger und Arabischen Halbblutpferde scheinen nie etwas anderes getan zu haben, sind ganz ruhig und geduldig. Jeden Vormittag durften die Kinder den Umgang mit diesen wunderbaren Wesen lernen. Erfuhren, wie man versteht, was die Pferde zu sagen haben. Natürlich durften alle reiten. Auch Anfänger konnten, an der Leine geführt, ihre ersten Reiterfahrungen machen. Bei den Rössern bekommen die kleinen Indianer jeweils glänzende Augen, sind so richtig glücklich und vergessen die Zeit.

Najat Zinbi und ihre jungen Helferinnen liessen die Kinder anfangs ohne, später auch mit Sattel reiten und lehrten sie, dass man Pferde auch ohne Zügel führen kann. Nachmittags machten die Indianerstämme Aus­flüge. Eine Schnitzeljagd mit Schatzsuche und anschliessendem Baden im Silbersee, einem wunderschönen, kleinen See mitten im Wald. Die Indianerstämme durften auch zum Grillieren an den rauschenden Bach. Die Krönung war wohl ihr Besuch der Pferdeherde auf der Alp da Schlans. Dort durften sie die Pferde von oben bis unten anmalen und es war nicht ganz klar, ob die Tiere oder die Kinder dies am meisten genossen. Eindrücklich war auch die Taufe des drei Wochen alten Fohlens Bonita. 

«Meine Freundin und ich lieben Pferde»

«Meine Freundin und ich lieben Pferde, darum sind wir in diesem Ferienlager. Hier konnte ich lernen, wie man ein Pferd mit dem Körper führt, für die Tiere ist dies sicher angenehmer», sagt Livia aus Danis. Am besten gefiel es ihr bei den Pferden, weniger begeistert war sie hingegen vom Schlafen im Stroh. Als Alternative gab es jedoch immer auch ein Zelt als Schlafplatz. Wie es scheint, war auch das «Heimwehmonster» aktiv und plagte gleich einige der Mädchen. Und so hatte Pete, der Nachtwächter, nicht immer einen einfachen Job. Romantisch wurde es jeweils  abends, wenn am Lagerfeuer Geschichten erzählt wurden. «Ich fand den Tag am Silbersee so cool», so Livias Freundin Jasmin aus Tavanasa. 

Die Angst vor Pferden überwunden 

Beim Reitturnier wurde Shirin aus Vals Erste. Sie ist mit Recht stolz darauf und möchte am liebsten im nächsten Sommer wieder ins Indianer- und Reitlager nach Schlans. Maria aus Ilanz überwand ihre anfängliche Angst vor den Pferden. Und wie Flurina aus Trun erklärt, gefiel ihr alles, was sie im Lager erlebte. Die Atmosphäre auf dem Maiensäss sei speziell. «So ein Indianerleben wäre schon noch schön», meint Larissa aus Sumvitg verträumt und spricht wohl aus dem Herzen vieler ihrer Gspänli.  

Najat Zinbi hat die Lagerwoche vor einem Jahr ins Leben gerufen und ist froh: «Auch für uns Erwachsene ist es sehr schön, eine Woche im Kollektiv in der Natur zu leben. Es ist für alle eine bereichernde und stärkende Erfahrung.»

Susi Rothmund