«Ich will Bauer werden», sagt der 15-jährige David Peter aus Spins b. Aarberg BE klar und deutlich am Küchentisch. So wie ihm geht es diese Woche wohl hunderten von Schulabgängern, denn sie beginnen mit dem
1. Lehrjahr der landwirtschaftlichen Ausbildung.
Seit diesem Mittwoch ist David nun für ein Jahr auf dem Lehrbetrieb der Familie Stacher in Zuzwil BE, um viel Interessantes zu erleben und dass nötige Rüstzeug für seine Zukunft zu holen. Gespannt sei er schon, das erste Mal für längere Zeit von zu Hause weg, dem anderen Arbeitsalltag und nicht zuletzt wegen des neuen Umfelds. «In der 7. Klasse durfte ich während drei Tagen bei der Familie Stacher schnuppern gehen. Es hat mir sehr gut gefallen, und ich freue mich auf diese Herausforderung.»
Schon eine Motorsäge
Wenn David Peter über die Arbeiten als Landwirt spricht, strahlen seine Augen. «Den ganzen Tag in einem Büro sitzen, nie an der frischen Luft, das wäre nichts für mich», schüttelt er den Kopf. Er brauche Abwechslung, sei ein Bewegungsmensch und er liebe die Natur. «Ich muss einfach am Abend sehen können, was ich gemacht habe.» So hat sich David bereits schon eine Motorsäge gekauft, denn schliesslich gehören zum Betrieb auch viele Waldsäume und Hecken dazu, die zurückgeschnitten werden wollen.
Heutzutage ist es aber nicht mehr selbstverständlich, dass man noch Landwirt lernt. In der Schule von David in Aarberg sei er von den 100 ehemaligen Neuntklässlern nicht nur der Einzige, der diesen Berufsweg eingeschlagen hat, sondern er war auch der einzige Bauernbub. Und was sagen seine Schulkameraden über seinen Berufswunsch? «Sie finden das ganz toll.» Und die Mädchen? «Es ist mir egal, was sie denken. Nein, ich hatte nie Probleme mit meiner Herkunft, ganz im Gegenteil. Viele wollten immer zu mir nach Hause kommen und sehen, was ich mache. Schliesslich war auch immer Action auf unserem Hof», lacht er.
«100-PS-Vario-Fendt ist geil»
Auf dem 33 ha grossen Betrieb seiner Eltern wird Milchwirtschaft, Schweinezucht und Ackerbau betrieben. «Ich fahre halt schon gerne Traktor», sagt David. «Und dieser 100-PS-Vario- Fendt da, der ist schon geil.» Auf dem Betriebsrundgang sprudelt es nur so aus ihm heraus. «Und Schweine habe ich auch gerne.» Da machte der Besucher der BauernZeitung aber grosse Augen. Was, Schweine?
«Ja, ich versorgte während der Schulzeit am Abend immer 21 Zuchtmoren mit ihrem Nachwuchs. Dazu gehörte das Misten, Füttern, schauen, ob alle zwäg sind oder ob es in der Nacht Junge geben könnte», sagt David ganz selbstverständlich. Übrigens macht die gleiche Arbeit auch sein zwei Jahre jüngerer Bruder Jonas im anderen Schweinestall mit zwölf Muttersauen.
David kann sich noch sehr gut erinnern, als er als Vierjähriger zum ersten Mal auf dem Traktor sass und pflügte. Gut, sein Vater war auch noch dabei. «Unsere Eltern haben uns schon sehr früh in die verschiedenen Arbeiten miteinbezogen. Wir durften vieles machen, ausprobieren und lernen.» Daher ist es für
den angehenden Stift auch kein Problem, mit der Heuernte-, Dünger-, oder Sämaschine zu hantieren.
Leonie liebt das Melken
Die Familie Peter ist eine begeisterte Schweine- auch Viehzüchterfamilie. Gut 40 Kühe sind im Laufstall untergebracht. «Für mich ist es wichtig, dass ich das Lehrjahr auf einem Betrieb mit Laufstall machen kann», sagt David. Die Arbeiten seien mit diesem System einfacher. «Wobei die Kühe bei mir sicher nicht an erster Stelle sind, liebe ich sie, auch das Melken», hält er nachdrücklich fest. «Ich kann mir die einzelnen Kuhnamen zwar nicht gut merken, dass können meine Brüder Jonas und Christoph viel besser, aber Bauer werden ohne Kühe kommt für mich nicht in Frage.»
Aber wenn es ums Melken geht, hat sowieso seine 9-jährige Schwester Leonie die Nase vorne. «Sie melkt ums Leben gerne, somit überlasse ich ihr gerne den Arbeitsplatz im Melkstand», sagt David mit Schalk in den Augen.
Eine grosse Begabung hat David für das Handwerkliche und Mechanische. Er liebt es, wenn er sein Töffli auseinandernehmen, an ihm rumschrauben und es wieder zusammenflicken kann. «Ist etwas auf dem Betrieb kaputt, bin ich der Erste, der es reparieren will», sagt er stolz. Daher könne er sich gut vorstellen, nach der landwirtschaftlichen Ausbildung auch die Lehre als Landmaschinenmechaniker zu absolvieren.
Betriebe werden grösser
Für einen 15-Jährigen ist David Peter ein sehr aufgeweckter junger Mann, der genau weiss, was er will und was nicht. Er freut sich auch auf die Berufsbildungsschule, um seinen Wissensdurst stillen zu können.
Redet man über die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft, wird er um einiges nachdenklicher. «Ich finde es schade, dass die Betriebe immer grösser werden müssen, damit sie überhaupt noch überleben können.» Auch, dass die Landwirtschaft immer als Umweltsünder und grosser Pestizidverbraucher dargestellt wird, stimme ihn traurig. «Einerseits verlangen die Konsumenten einwandfreie Produkte und andererseits möchten sie den chemischen Einsatz in der Landwirtschaft am liebsten verbieten. Aber wenn diese Leute zweimal mit dem Flieger in die Ferien reisen, machen sie sich auch keine Gedanken, wie hoch ihr Anteil an der Luftverschmutzung ist», ärgert er sich.
Jetzt will David vorerst mal seine drei Lehrjahre absolvieren, und dann sehe er weiter. «Es würde mich schon freuen, wenn ich unseren Betrieb so weiterführen dürfte wie bisher. Und warum auch nicht zusammen mit einem meiner Brüder.»
Peter Fankhauser