Die Produktionskapazitäten sind dieses Jahr um einiges vergrössert worden. Die Schwesterfirma im Norden von Kirgisistan war bisher ausschliesslich in der Futterproduktion tätig. Das Volumen ist stetig gewachsen, und die Nachfrage nach Legehühnern überstieg bei Weitem die Produktionskapazitäten vom Standort im Süden, wo ich tätig bin. Deshalb wurde schon länger nach einem Produktions- und Aufzuchtstandort für Legehühner im Norden gesucht.
Gebäude für Brüterei sind bald fertig umgebaut
Diesen Sommer wurde nun der Schwesterfirma ein Kaufangebot für eine Anlage aus den Zeiten der Sowjetunion unterbreitet. An diesem Standort wurde ein Teil der Bauten noch immer für die Eierproduktion benutzt. Auf dem Gelände stehen zusätzlich eine stillgelegte Brüterei, Gebäude für Elterntiere sowie weitere Gebäude, die unbenutzt am Zerfallen sind.
Auf der einen Seite entsprach diese Liegenschaft dem, was gesucht wurde, auf der anderen Seite war sie für die Firma eher überdimensioniert. Nach einer Zeit der Entscheidungsfindung und nach Absprachen mit Investoren wurde entschieden, auf dieses Kaufangebot näher einzugehen. Nach zähen Verhandlungen konnte schliesslich ein Kaufvertrag unterzeichnet werden.
Geschäftsjahr in Osch verlief durchzogen
Zuerst ging es darum, einiges zu renovieren und umzubauen. Die Brüterei und die Gebäude für Elterntiere sind nun schon bald fertig und können dann in Betrieb genommen werden. Am neuen Standort werden nicht nur Legehühner für Kunden aufgezogen, sondern es werden ebenfalls Legehühner für die kommerzielle Eierproduktion gehalten. Die Produktion wird erst nächstes Jahr bereit sein und in voller Kapazität arbeiten können.
Bei uns in Osch wurde im August dieses Jahres die zweite Gruppe Elterntiere eingestallt. Weil nur ein Haus für Elterntiere existiert, musste zuerst der Stall leer geräumt werden, bevor die neue Gruppe kommen konnte. Deshalb stehen seit dem Sommer keine Eier zum Ausbrüten zur Verfügung, und die Eier der neuen Gruppe werden erst im Januar 2015 bereit sein.
In Zukunft möchten wir diese Lücke überbrücken können und eine durchgehende Produktion haben, was wahrscheinlich mit dem neuen Grundstück im Norden möglich sein wird. Zudem war die Aufzucht der Legehühner 2014 mit grossen Schwierigkeiten konfrontiert.
Aus verschiedenen Gründen hatten wir einige Verluste zu beklagen, was bei der sowieso schon zu tiefen Kapazität noch mehr ins Gewicht fiel. Ein Beispiel war der Ausbruch der Marekschen Krankheit, welche nur mit der standardmässigen Impfung am ersten Lebenstag bekämpft werden kann. Der Ausbruch der Krankheit beginnt aber erst im Alter von zirka drei Monaten, was eine lange Zeit ist, um die nötigen Massnahmen zu treffen.
Ob bei dieser Impfung die Kühlkette des Impfstoffs nicht gewährleistet war oder ob die Applikation das Problem war konnten wir noch nicht restlich klären. Wir werden nun mit grosser Sorgfalt auf diese Impfung achten, um dieses Problem zu eliminieren.
Eurasische Zollunion – Beitritt ist nicht unumstritten
Zum Jahresbeginn erwartet die Branche eine noch etwas unbekannte Herausforderung. Im Januar 2015 wird Kirgisistan der Zollunion mit Russland, Kasachstan und Weissrussland beitreten. Dieser Beitritt ist im Land nicht unumstritten. Soweit ich es einschätzen kann, ist der Beitritt für das Land unter verschiedenen schlechten Zukunftsszenarien die Variante mit dem kleineren Übel. Es wird damit gerechnet, dass das Leben für die Bevölkerung teurer werden wird.
In der Eierbranche wird mit einem möglichen Konkurrenzdruck von kasachischen und russischen Eiern gerechnet. Diese Staaten schütten Subventionen an Eierproduktionsbetriebe aus, was in Kirgisistan nicht der Fall ist. Ein möglicher Vorteil für Kirgisistan könnte die Hühnerrasse sein, welche wir auf unseren zwei Betrieben züchten.
Diese Rasse produziert nämlich crèmefarbige Eier, welche hier im Land sehr beliebt sind. In der heutigen Marktsituation können diese Eier gegenüber braunen und weissen Eiern einen zirka 15 % höheren Preis erreichen. Nach dem nicht sehr einfachen Jahr 2014 hoffen wir auf ein besseres 2015, auch wenn es wieder grosse Herausforderungen mit sich bringen wird.
Tobias Gerber
Tobias Gerber
Mit seiner Frau Rahel und den zwei kleinen Kindern ist Tobias Gerber im März 2013 nach Kirgisistan ausgewandert. Die Familie wohnt in Südkirgisistan in der Stadt Osch. Das Kennenlernen von Sprache und Kultur hat für die Anfangszeit ein hohe Priorität. In der Schweiz war Tobias Gerber als Fütterungsberater tätig. Hier in Kirgisistan ist er in einer Firma tätig, welche Legehennen aufzieht, diese an Kunden verkauft und ebenfalls Futter für die Hühner produziert und verkauft. Gerber’s Tätigkeit umfasst die Futterzusammensetzung und die Futterproduktion. Zu einem späteren Zeitpunkt möchte er im Bereich Milchvieh einen neuen Zweig in der Firma aufbauen.
Mehr über Tobias Gerbers Leben in Kirgistan lesen Sie regelmässig in der «BauernZeitung».