Es riecht nach Holz. Auf dem Boden der Werkstatt von Felix Kündig an der Passwangstrasse in Büsserach SO liegt etwas Sägemehl. Grosse, mittlere und kleine Holzsterne türmen sich. «Die habe ich für einen Firmenanlass der Ricola gemacht», erklärt der junge Unternehmer. Weiter hinten in der Werkstatt steht eine seiner Skulpturen. Ein Adler. Alles stimmt an dem Vogel, der, wäre er nicht aus Holz, wohl gleich abheben würde. Kaum zu glauben: Kündig schuf den Adler mit der Kettensäge. Lediglich für die Details rund um den Schnabel des Tiers habe er anderes Werkzeug benötigt.


Ein Wunsch des gelernten Zimmermanns war, Holz kreativ einzusetzen. Für ein halbes Jahr sei er nach Kanada gegangen. Dort lernte er, Blockhäuser zu bauen. Das Kettensägen-Schnitzen lernte er in der Schweiz, im Berner Oberland. Seine erste Skulptur fertigte er vor rund fünf Jahren.


Der Holzkünstler, der nicht zeichnen kann


Ob er seine Ideen erst auf einem Blatt Papier skizziere und zeichne? Felix Kündig lacht: «Ich kann gar nicht zeichnen!» Das erstaunt, fertigt der junge Zimmermann aus Holz doch derart detaillierte Kunstwerke. Viele Leute würden meinen, dass er auch gut zeichnen könne, was nicht stimme. Oft sei es so, dass seine Kundschaft mit Wünschen an ihn gelange, mit konkreten Vorstellungen oder mit einem Bild. Tun sie dies nicht, lässt sich Kündig von Bildern, die er selbst sucht, inspirieren.


Das Schwierigste an seiner Arbeit sei, die gewünschte Figur anhand eines Holzstückes zu proportionieren und so den Rohling herzustellen. Die Kontur zeichnet Kündig direkt auf das Holz. Um eine Skulptur herzustellen, benötigt er seine sieben verschiedenen Motorsägen, für grobe Arbeiten bis hin zu filigranen Details. Am meisten bearbeite er Weisstanne oder Eiche, also «aus der Region und kein Exotenholz».


Am Holz schätzt der Zimmermann, dass es leicht zu bearbeiten ist. Seine Figuren schnitzt er in seiner Werkstatt oder unter freiem Himmel. Kündig geht auch zu den Auftraggebern nach Hause und macht sich an einem festverwurzelten Baum im Garten zu schaffen.


Ein Adler steht in Portugal, ein weiterer in Norwegen

Seine Kundschaft kommt aus der ganzen Schweiz. Vereinzelte Werke schaffen es auch über die Landesgrenze hinaus. «Ein Adler steht in Norwegen, ein anderer in Portugal», so Felix Kündig. Der Adler sei überhaupt ein sehr beliebtes Motiv. Um einen Adler zu kreieren, brauche er rund fünf Stunden. «Früher benötigte ich dafür deutlich mehr Zeit.» Inzwischen habe er Übung darin. Ein fertiger, einzigartiger Adler kann Kündig für rund

900 Franken verkaufen.

Viele Motive erschuf er in den fünf Jahren, während derer er sich nicht nur der Zimmermannsarbeit, sondern auch der Kunst am Holz widmete. Delfine, Pferde, Bären und auch Exotisches wie Trolle, Tikis und Drachen. Was war das Exotischste, was er je geschaffen hat? Kündig muss überlegen. «Dies wäre wohl der Todesengel aus einer Pappel von 1,3 m Durchmesser und 3,5 m Höhe.» Eine schaurig-schöne Skulptur, wie Fotos davon zeigen.

Am liebsten jene, die um den Wert von Holz wissen


Felix Kündig engagiert sich zum Wohle des Holzes. Er ist Vorstandsmitglied des Vereins Kettensägen-Schnitzen Schweiz (siehe Kasten). Er tritt auch vor Publikum auf, bei Familien- oder Firmenanlässen. Am liebsten seien ihm aber die Zuschauer, die um den Wert des Holzes wissen und die nicht nur an der Show interessiert seien. Inzwischen investiert der selbständige Unternehmer etwas mehr als die Hälfte seiner Arbeitszeit in die Herstellung von Schnitzereien. Ansonsten erledigt er «gewöhnliche» Zimmermannsarbeiten.


Andrea Imbaumgarten


Mehr Infos unter www.holzdesign-kuendig.ch