Ursula Gass kommt auf dem Fahrrad daher. Die Lebensmittel- und Pilzkontrolleurin am Lebensmittelinspektorat, einer Abteilung des Kantonalen Laboratoriums der Stadt Basel, erklärt der BauernZeitung: «Ich fahre mit dem Velo zur Arbeit, von Seewen fast an die französische Grenze im Kannenfeldquartier, ausser bei heftigem Sturm und eisigen Strassen.» Der Arbeitgeber stelle zwei Elektrovelos und zwei Kleinwagen für den Aussendienst zur Verfügung. «Ich bin stets mit dem Rad unterwegs.» 

So brauche sie nie einen Parkplatz zu suchen und sei schneller am Ziel. «Wobei ich mich selbstverständlich an die Regeln halte», lacht sie augenzwinkernd. 

Stadtbienen auf dem Dach

Sie besucht das Bio Bistro im ehemaligen Fabrikareal der Maschinenfabrik Sulzer Burckhardt. Dort hat sich seit Wegzug der Firma ein buntes, fröhliches Quartierzentrum entwickelt. Ausnahmsweise hat sie sich beim Betriebsleiter Andreas Seiler, bekannt als einer der Pioniere von Stadtbienen auf dem Dach, angemeldet. «Wir melden uns sonst nicht an», hält die Kontrolleurin fest, «doch heute war es nötig, weil ich eine Journalistin mitbringe.» 

Hygiene grossgeschrieben

Bio Bistro ist das erste mit der Bioknospe zertifizierte Bistro in der Stadt. Es werden vorwiegend regionale Bio- sowie Pro-Specie-Rara-Produkte verarbeitet. Das Gemüse stammt vom Spittelhof in Biel-Benken und vom Hof Klosterfiechten in Basel, Kräuter und Blumen gedeihen vor der Tür im Garten; Milchprodukte und Fleisch werden über Bio Partner Seon AG bezogen. Die Begrüssung zwischen dem Geschäftsführer und der Kontrolleurin, die sich nicht kennen, ist kurz. Sie werden sich erst am Ende des Rundgangs zur Besprechung wiedersehen, weil die Kontrolleurin sich bei der Inspektion direkt an die Mitarbeitenden wendet. Sie wäscht sich die Hände, lange wie ein Arzt. Das gehöre zu den hygienischen Vorbereitungen und mache Eindruck, sagt sie, und hofft, alle würden es ihr nachmachen. Genauso, wie längere Haare zusammengebunden werden müssen. Dann öffnet sie während über zwei Stunden alle Geschirr- und Besteckschubladen, Vorratskästen, Kühlschränke, Gefriertruhen. Keine Ecke, keine Abstellfläche, kein Trolley, kein Herd, nicht die grossen Abwaschmaschinen bleiben verschont. Sie misst Temperaturen und vergleicht sie mit den Aufzeichnungen des Betriebs. Findet sie Produkte, die falsch gelagert sind, erklärt sie, was gemäss Lebensmittelgesetzgebung richtig sei. Sie sortiert beschädigtes Geschirr und angeschlagene Gläser aus, denn daran könnten sich Gäste verletzen. Sie tut nichts, ohne den Angestellten zu erklären, weshalb sie es tut. Da gibt es hin und wieder ein «Ahaaa!» vom Gegenüber zu hören. Auf die Frage, ob ihr in 17 Jahren diese Arbeit nie verleidet sei, antwortet sie: «Überhaupt nicht; denn es gibt immer Neues. Allerdings ärgert es mich, wenn ich zum dritten Mal in einen Betrieb komme, wo kaum mehr Seife im Spender ist, obwohl es schon zweimal schriftlich beanstandet wurde.»

Benildis Bentolila

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