Nein, er ist nicht Schangnauer. Aber er läuft wie einer. Res Staub lacht, als er die Geschichte erzählt. Er sei vielleicht nicht ganz so modern wie die anderen in seinem Alter, meint der 31-jährige Landwirt aus Eriswil. Eben, er laufe wie ein Schangnauer, hörte er schon aus dem Publikum. Dann nämlich, wenn er im Ring Kühe vorführt, mit einer Hand im Hosensack in der Mitte steht und auf den Entscheid des Richters wartet. 

Staubs Erfolge zeigen, dass Viehzucht mehr ist, als grosse Kisten mit Hilfsmitteln an Ausstellungen tragen. Der letzte Erfolg des vergangenen Jahres konnte der Emmentaler an der Junior-Expo in Thun erlangen. Mit Jana, einer Loyd-Tochter, gelang ihm ein 
Kategoriensieg.

Von Erfolgen geradezu verwöhnt ist Janas Mutter, die bekannte Incas-Tochter Haway. Die Liste ihrer Erfolge ist lang: Stareuter-Kuh an der Starparade 2013, ebenso an der Starparde 2014, Miss Schöneuter an der BEA Eliteschau 2014, Miss Schöneuter an der Amtsschau Marbach LU 2014, Swiss-Fleckviehkuh-Kuh des Jahres 2014 und All-Star-Kuh 2015. Mit Kilian hat Swissgenetics nun auch einen Sohn der Emmentalerin im Angebot.

Die Erfolge haben ihn nicht verändert


Res Staub, der früh wusste, dass er Bauer werden will, erzählt von den Erfolgen seiner Kühe erst auf Nachfrage. Er wirkt bescheiden. Sehr sogar. Diese Bescheidenheit scheint nicht aufgesetzt. Die Erfolge haben ihn nicht verändert, wie er meint. «Wir haben die Kuh, um von ihr zu leben», führt er aus und schweigt einen Moment. Was wohl in diesem Kopf vorgehen mag? Staub strahlt viel Ruhe aus. Nicht nur am Küchentisch, sondern auch im Stall.

Dabei wirkt der junge Mann alles andere als bedächtig oder langsam. Er scheint zu wissen, was er will und mindestens so ausgeprägt, was er nicht will. Als Landwirt arbeitet er neben seiner Tätigkeit auf dem 17 ha umfassenden Betrieb, den er in einer Generationengemeinschaft mit Vater Hans führt, beim ortsansässigen Forstunternehmen Schwarz.

Miittelgrosse, robuste Kuh mit guten Euterqualitäten

Bereits sehr früh haben er und seine Brüder Markus (33) und Matthias (25) viel Selbständigkeit erlangt. So erinnert sich Res Staub, dass ihnen die Eltern Hans und Rösi viel Entscheidungsfreiheit einräumten. Welcher Kuhtyp auf dem in der Bergzone I gelegenen Betrieb der richtige ist, schien nie eine Diskussion hervorgerufen zu haben. «Wir haben keinen Betrieb für Hochleistungskühe», so Staub, der wie auch sein Vater die mittelgrosse, robuste Kuh mit guten Euterqualitäten anstrebt.

Bei Staubs in Eriswil müssen die Kühe ihr Futter im Sommer auf den Weiden holen. Die teils abgelegenen Weiden verlangen ein gesundes Fundament. Auch die Beständeschau, die im Herbst

einen Fussmarsch von über einer Stunde abverlangt, erwartet von den Kühen eine robuste Gesundheit und ein funktionelles Gangwerk.

Bei der Beständeschau bleibt Staub schliesslich hängen. Es ist mehr als ein wenig Wett-bewerb, als Kühe waschen und Punkte sammeln. Im Betrieb mit SF-Kühen hat der Schautag eine grosse Bedeutung. Zürchterisch, aber mindestens ebenso gesellschaftlich. «Das ist wichtig für uns, wir brauchen diese Schauen», sagt der junge Landwirt, der den traditionellen Werten durchaus zugetan ist.

So jodelt er beim Jodlerklub Schwarzenbach, dem er noch als Vizepräsident vorsteht. «Nicht mehr lange», sagt er und erzählt von seinem Rücktritt aus dem Vorstand. Staub könnte sich gut vorstellen, sich in anderen Vereinen oder Verbänden zu engagieren, steht aber lieber im Hintergrund, wie er selber ausführt. Natürlich seien solche Ämter lehrreich. Für ihn steht die Sachebene aber im Vordergrund. Einfach so nach Erfolgen eifern, scheint nicht sein Ding.


Es geht ohne Smartphone

Res Staub ist auf den ersten Blick kein typischer Vertreter seiner Generation. Dafür wirkt er irgendwie zu traditionell. In seiner Tasche ist kein modernes Smartphone, mit dem er stets auf Empfang ist. Bei den Wald-arbeiten ginge dieses schnell kaputt, weiss Staub. Dennoch vertitt der 31-Jährige beim zweiten Blick die Werte der Generation Y gut. Er tut die Dinge nicht einfach so, dass sie gemacht sind.

Sein Anspruch, dass ihm die tägliche Arbeit Freude bereitet, ist gross. «Ich mache alles gerne», sagt er auf die Frage nach seiner Lieblingsbeschäftigung. «Natürlich bin ich gerne im Stall», ergänzt er. Aber es scheint die Landwirtschaft im Allgemeinen, die ihn fasziniert, und im Besonderen in diesem graslandbasierten Gebiet, das für die Milchproduktion geradezu prädestiniert ist.

Auf die Frage, wo denn die Frau neben dem attraktiven Viehzüchter ist, lächelt Res Staub. «Gute Frage», meint er.

Mit den Steinen bauen, die man hat

Es braucht viel, an den Kern des Jungzüchters zu gelangen. Er erzählt nicht einfach so von sich. Ist zurückhaltend. Nicht aber zaghaft und schon gar nicht unsicher. Er geht seinen Weg mit einem grossen Bedürfnis nach Zufriedenheit. Vor Veränderungen fürchtet er sich nicht. Er sieht sie als Chance. «Das gehört dazu», sagt er. Dass langfristige Pläne in seiner Branche kaum mehr möglich sind, ist ihm bewusst. Das bedroht ihn aber nicht. Er baut mit den Steinen, die er hat. Sein ausgesprochen gutes Gespür für seine Tiere ist einer davon. Res Staub gehört zu jenen Landwirten, bei denen der Steuerzahler sieht, wofür er Direktzahlungen erhält.

Simone Barth

Folge 1: Im «Dienste» der Bauern

Folge 2: Mit der Freude kommt der Erfolg