Seit drei Generationen produziert die Familie Motzet im Oberaargau Brunnenkresse. Heute ist dies der letzte professionelle Brunnenkresse-Betrieb in ganz Mitteleuropa und somit ein wertvolles Kulturgut. Dies schreiben Pro Natura und die Stiftung Wasserland Oberaargau( SWLO) in einer gemeinsamen Medienmitteilung. Damit dieses Kulturgut auch nach der bevorstehenden Pensionierung des Besitzer-Ehepaars Ingrid und Mathias Motzet langfristig weiter besteht, übernehmen die Stiftung Wasserland Oberaargau, Pro Natura und deren Sektion Pro Natura Bern das Areal, zu welchem auch mehrere Hektaren schützenswerte Naturflächen gehören.
Hoher Anteil an Vitamin C
Brunnenkresse wurde in Europa bereits im Mittelalter als Nahrungsmittel und Heilkraut geschätzt. Heute gilt sie als Delikatesse mit einem Vitamin-C-Gehalt, der jenen des Kopfsalats um ein Mehrfaches übersteigt. In der Kressezucht im Grenzgebiet Wynau/Roggwil wird die würzige Pflanze seit 1905 kultiviert, da der Gründer in den Brunnmatten ausgezeichnetes Quellwasser vorfand.
Ideale Verzahnung
Bestes Quellwasser ist auch heute noch die zentrale Grundvoraussetzung, damit sich in den 28 Becken jährlich rund 25 Tonnen Brunnenkresse ernten lassen. Bei der Produktion werden weder Dünger noch Pestizide eingesetzt, heisst es weiter. Das gesamte Gelände dehnt sich auf fast zwölf Hektaren aus und umfasst nebst den Becken für die Kresse mehrere Hektaren schützenswerte Naturflächen. «Die Stiftung Wasserland Oberaargau und Pro Natura werden gemeinsam dafür besorgt sein, dass die einzigartige Verzahnung von schützenswerter Natur mit der kulturell bedeutenden und naturverträglich betriebenen Nahrungsproduktion langfristig erhalten bleibt», wird in der Mitteilung betont.
Grosses Schutzgebiet
Der langfristige Schutz des Motzetareals schafft ein für das Mittelland selten grosses Schutzgebiet. Das Areal wird von einem Waldreservat, einem kantonalen Naturschutzgebiet und den sich ebenfalls unter kantonalem Schutz befindlichen Brunnmatten-Wässermatten umschlossen. Im Rahmen des Bahn 2000-Ausbaus wurden die Wässermatten revitalisiert und ökologisch aufgewertet. Seit einigen Jahren leben in der Nachbarschaft auch wieder Biber – ein untrügliches Zeichen für den ökologischen Wert des Gebiets. Damit dieses biologische und kulturelle Kleinod auch nach der bevorstehenden Pensionierung des Besitzer-Ehepaars Motzet, als Gesamtheit weiterlebt, ergriff die Stiftung Wasserland Oberaargau die Initiative und fand mit Pro Natura und Pro Natura Bern Partner für den Kauf und die ökologische Sicherung des Areals. «Das Projekt geniesst grosse regionale und nationale Unterstützung und der nun erfolgte Kauf wurde nur dank zahlreichen Mitträgern möglich» heisst es weiter. Damit das wertvolle Produktionswissen der Familie Motzet an die noch zu wählende neue Betriebsleitung weitergegeben werden kann, ist eine gemeinsame Übergangsphase vorgesehen, bevor das Areal ab 2019 unter neuer Regie bewirtschaftet wird. Das Gebiet sei sensibel, dennoch wird längerfristig eine vorsichtige Öffnung für ein interessiertes Publikum, zum Beispiel durch Führungen, ins Auge gefasst. Die (SWLO) unterstützt Kultur- und Naturprojekte mit engem Bezug zum Thema Wasser. Sie ist der Vision «Wasserland Oberaargau» verpflichtet und will durch Vernetzung und Know-how mithelfen, dass Oberaargauer Wasserprojekte Realität werden. Pro Natura sichert mit Verträgen und Eigentum über 650 Naturschutzgebiete in der Schweiz; mit einer Gesamtfläche von rund 250 Quadratkilometern. In einem Teil dieser Gebiete führt Pro Natura die professionelle Betreuung selbst aus. Über 60 Quadratkilometer davon sind im Eigentum von Pro Natura, heisst es abschliessend.
pd