Hinter der Kantonalen Volksinitiative «Kulturlandschutz/Landwirtschaftliche Nutzfläche/Fruchtfolgefläche bei Gewässerkorrektionen», die im Thurgau lanciert worden ist, stehen Vertreter des Bundes der Steuerzahler Schweiz (BDS), Landwirte der Neuen Bauernkoordination Schweiz (NBKS) sowie Hans Uhlmann, alt Ständerat; Moritz Tanner, alt Kantonsrat und Andreas Guhl, Kantonsrat. Fast das ganze Initiativkomitee sowie Hans Bieri, Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung Industrie und Landwirtschaft, stellten am 1. Juni die Initiative vor.


Ein Zeichen setzen


Andreas Guhl, Landwirt aus Oppikon, sagte, so wie die Thur jetzt renaturiert werden solle, werde zulasten der Landwirtschaft bestes Kulturland beansprucht. Die Argumentation, dass das Siedlungsgebiet im einstigen Thurstromgebiet geschützt werden solle, greife zu kurz: Eine ursprüngliche Situation, wie sie bei der ersten Besiedelung des Thurtals vor rund 200 Jahren herrschte, werde es ohnehin nie mehr geben.


Guhl betonte, dass mit der kantonalen Volksinitiative Kulturlandschutz ein Zeichen gesetzt werden soll. Die landwirtschaftliche Nutzfläche dürfe nicht weiter unter Druck geraten. Es sei jedoch davon auszugehen, dass durch die Renaturierung der Verbrauch an landwirtschaftlicher Nutzfläche steige. Die Interventionslinie tangiere bestes Kulturland, das sei nicht akzeptabel.


Geldausgabe ohne Nutzen


Für Heinrich Frei, Vizepräsident des Bunds der Steuerzahler, ist die Renaturierung von Gewässern an sich eine fragwürdige Angelegenheit. Die Gesamtsanierung der Thur bezeichnet der Bund der Steuerzahler als masslose Geldausgabe, die jeglicher fundierten Grundlage, Berechtigung und Nutzen entbehre.

Hans Stalder, Landwirt aus Rothenhausen, erinnerte daran, dass die betroffenen Bauern bereits vor zehn Jahren bei der ersten Begehung mit den kantonalen Ämtern ein sorgfältig erarbeitetes Hochwasserschutz-Projekt im Raum Weinfelden vorgestellt hätten. Dieses beinhaltete im Einzugsgebiet einen Staudamm oder mehrere Rückhaltebecken, um Hochwasserspitzen zu brechen. Keines der seinerzeit von den Bauern vorgebrachten Anliegen habe bei den zuständigen Ämtern Gehör gefunden. Der Kulturlandverlust sei praktisch ungebrochen fortgeschritten, kritisiert Hans Stalder: Fruchtbare und jahrzehntelang kultivierte Ackerböden würden ein Raub der Fluten.

Für Stalder zeigt sich am Beispiel der Verbreiterung kleiner Bäche bis gegen 40 Meter, dass es gar nicht um Hochwasserschutz gehe, sondern vielmehr um eine fragwürdige Renaturierung. Dabei müsste eigentlich dem Schutz des Kulturlandes, und damit verbunden letztlich der Ernährungssouveränität, höchste Priorität beigemessen werden.


Zeit bis zum 6. November


Jörg Rechsteiner, Landwirt aus Rothenhausen, sagte dass die betroffenen Landwirte nicht generell gegen den Hochwasserschutz seien. Aber eine realitätsfremde Politik nütze nichts. Mit den vorgesehenen Projekten des Kantons würde mit unverhältnismässig hohen Kosten zu viel Kulturland vernichtet.

Das Initiativkomitee hat nun bis am 6. November Zeit, die 4000 Unterschriften zu sammeln, damit die Stimmberechtigten des Kantons Thurgau über die Gewässerkorrektionen abstimmen können.

Isabelle Schwander

Weitere Informationen unter: www.ig-thur.ch