Für die Bäuerin Erika Sennhauser nimmt die Familie mit Ehemann Sepp und ihren fünf Kindern (Leonie 7, Nando 10, Nadine 19 und den Zwillingen Thomas und Lukas 22) den grössten Stellenwert ein. Sie sagt, sie benötige die ganze Energie für die Familie und werde in den nächsten Jahren, zumindest solange ihre Kinder sie brauchen, ausschliesslich für sie da sein.

Kindererziehung stelle eine grosse Herausforderung dar: Die zahlreichen medialen Einflüsse und Kommunikationstechnologien würden diese Aufgabe für verantwortungsbewusste Eltern nicht vereinfachen, sondern erforderten das Vermitteln von Medienkompetenz. «Ich lege grossen Wert auf gesundes Kochen, ein gepflegtes Zuhause mit schönem Wohnambiente, dies alles erfordert auch genügend Zeit.»

Mutig etwas Neues
 anpacken

Erika Sennhauser hilft ihrem Mann vor allem bei Feldarbeiten und melkt bei Bedarf. Das Ehepaar führt seinen Betrieb nach den Richtlinien von Demeter. Die Tierhaltung mit durchschnittlich 16 Kühen, einigen Kälbern und Mastschweinen erfüllt die Anforderungen der KAG-Freiland-Richtlinien. Im über 20-jährigen Laufstall, den Sepp Sennhauser seinerzeit von seinem Vater übernahm, wurde alles bewusst einfach umgebaut: Es ist ihnen wichtig, dass sie alle anfallenden Arbeiten auf dem Betrieb ohne fremde Angestellte bewältigen können. Bei der Kartoffelsaat und –ernte benötigen sie Aushilfen, die sie in der Familie und im Bekanntenkreis finden.

Die Bäuerin schildert, dass ihr Mann immer wieder kreative Ideen hatte und umsetzte, die den Betrieb in seiner Entwicklung sukzessive voranbrachten. So ist heute die Saatgutvermehrung einer ihrer Betriebszweige, die ihnen gute Erlöse ermöglichen.

Alles begann 2000 mit dem Versuch, für die Expo 02 verschiedene Kartoffelsorten zu kultivieren. «Es folgten zunächst Rückschläge und Misserfolge, vieles verfaulte uns anfänglich. So erforderte es Mut, etwas Neues anzufangen und aufzubauen», schildert Erika Sennhauser. Rückblickend habe es sich gelohnt, nach einer anfänglichen «Durststrecke» nicht gleich zu resignieren. Heute produzieren sie auf ihren Äckern unter anderem die «Blaue St. Galler» und  zahlreiche weitere Pro-Specie-Rara-Saatkartoffeln, die durch die St. Gallische Saatzuchtgenossenschaft vermarktet werden.

Betriebsbesichtigungen

Dass Sepp und Erika Sennhauser ihren Hof mit zahlreichen Spezialkulturen, einer vielfältigen Streuobstwiese, die Tierhaltung unter anderem mit Ebermast führen und ihre Kühe behornt sind stösst auf Interesse. Deshalb erhalten sie immer wieder Anfragen mit der Bitte um die Betriebsbesichtigung. «Wir haben hierfür nie geworben, aber inzwischen kommen die Leute auf uns zu, weil sie mehr über die bio-dynamische Landwirtschaft erfahren möchten», erklärt Erika Sennhauser dazu. Und durchschnittlich vier- bis fünfmal sind bei ihnen im Rahmen von «Schule auf dem Bauernhof» (SchuB) Kinder mit ihren Lehrkräften zu Besuch.

Erika Sennhauser wuchs in Zuckenriet SG in einem bäuerlichen Haushalt auf und absolvierte nach der Schule ein bäuerliches Haushaltlehrjahr. Später folgte die Lehre zur Restaurationsfachfrau und der Besuch der  Bäuerinnenschule. Ihren Mann lernte sie in der Landjugend kennen. Im Herbst 1991 heirateten sie und übernahmen den Hof.

Kraftorte vor 
der Haustüre

Der Hof der Familie Sennhauser befindet sich inmitten einer malerischen Landschaft. Deshalb verspüre sie weniger das Bedürfnis zu verreisen. «Mehrere Tage Ferien würden für uns auch jedes Mal das Organisieren eines Betriebshelfers voraussetzen, was nicht ganz einfach ist. Deshalb bevorzugen wir kleine, tageweise und gemeinsame Ausflüge, die uns auch die nötige Erholung bringen.»

Ihre Kinder motiviere sie jedoch dazu, zu reisen und die Welt kennenzulernen. Es sei ihr ein Anliegen, künftig noch mehr Aktivitäten an Wochentagen zu unternehmen, wie etwa ein Besuch im Zoo oder eine Bergwanderung. Anregende Gespräche und ein Netzwerk an Kontakten findet die Bäuerin beim Pilates, den Turnerinnen und dem lokalen Bäuerinnenverein, der gut durchmischt sei, da auch Landfrauen Mitglieder sind.

Sie unternimmt gerne täglich und bevorzugt alleine Spaziergänge in der Natur, um daraus Kräfte zu schöpfen und aufzutanken. Und sie schätzt es, im Garten zu arbeiten und für den Eigenbedarf Salate, Bohnen und Gurken anzupflanzen. «Obwohl ich eigentlich gerne noch mehr anpflanzen würde, denke ich, dass ich meine Prioritäten anders setzen muss. Man muss sich gelegentlich, auch wenn es schmerzt, von Traditionen verabschieden.» Einer ihrer Söhne, Lukas, ist gelernter Landschaftsgärtner und wird ihr beim Umgestalten des Gartens behilflich sein.     

Isabelle Schwander