Am 19. und 20. November fand die 3. Nationale Unterglas-Gemüsebautagung in Grangeneuve FR statt, organisiert von den Fachstellen und Zentralstellen Gemüsebau FR, AG, ZH. Neben der Schädlingsthematik wurde auch über den Verzicht fossiler Energie referiert. Daraus geht hervor, dass es fraglich ist, ob deren Verzicht vollständig möglich ist. Zu sehr hänge dieser an den Kosten für Investition und Betrieb der Alternativen bzw. deren Verfüg– und Realisierbarkeit.

Wärmebedarf wird von Gemüseproduzenten deutlich unterschritten

Den kalkulatorischen Wärmebedarf von um 320 kWh/m2, wie dieser im europäischen Ausland beziffert wird, unterschreiten Schweizer Gemüseproduzenten heute deutlich mit noch 160 kWh/m2. Freiwillige Zielvereinbarungen der Gemüsebetriebe mit der Energieagentur der Wirtschaft (EAW) seit dem Jahr 2006 haben diese Absenkung bewirkt. Weitere Schritte wurden und werden unternommen. Dazu gehört auch der geplante Wärmeverbund Kerzers-Ried. Dieser stützt sich auf die erneuerbare Energiequelle Holz und die Kombination verschiedener Wärmebezüger wie Gemüseproduzenten, Industrie und Wohnungen. In einem begrenzten Perimeter gibt es so eine hohe Dichte an Wärmebedarf. Die Kombination der Systeme, individuell angepasst, führt so zu Vorteilen bei Investitionen und Energiebereitstellung. Sie könnten das Projekt zu einem Leuchtturm- oder Vorzeigeprojekt in Sachen Reduktion der CO2-Emissionen machen.

Eine Kombination von Systemen ist auch bei der Nutzung der Tiefenwärme notwendig. Die seit den 1990er Jahren bestehende Nutzung der Tiefenwärme in Riehen bei Basel koppelt fossiles Gas, welches in Gaskesseln oder Blockheizkraftwerken genutzt wird, mit Wärmepumpen oder -tauscher für den Geothermiekreislauf. Auch im Ausbau 2020 wird diese Kombination und Anpassung an die örtliche Situation so aussehen.Gleiches gilt für den Anbau unter Glas: Technisch und wirtschaftlich machbar sind derzeit die Abdeckung des Wärmebedarfs (Grundbedarf) je nach Lage des Betriebes bis zu ca. 90% via Wärmepumpe oder Holz. Der weitere Bedarf – Spitzenlast, oft nur wenige Stunden oder Tage pro Jahr – kann derzeit nicht mit fossilfreien Heizsystemen zu einem vernünftigen technischen und wirtschaftlichen Aufwand abgedeckt werden.

Verzicht auf fossile Energie wird zur Herausforderung

Ein Verzicht auf die schnell verfügbare und derzeit noch günstige (fossile) Energie wird auch neue Herausforderungen für die Kulturführung, Steuerung und Technik mit sich bringen. Einfacher gesagt heisst dies: das Risiko von Ertragseinbussen steigt. Zudem bleibt auch die Frage zu klären, woher das CO2 zur Pflanzendüngung kommen soll, welches bisher als Nebenprodukt aus den Rauchgasen der Gasheizungen gewonnen wurde und so die Ressourceneffizienz erhöht hat. Klimawandel im Verbund mit Globalisierung von Schaderregern könnte bald schon zusätzliches Kühlen und geschlossene Systeme mit sich bringen, die Gemüseproduktion wird folglich aufwändiger. Diese Perspektiven werden umrahmt von einem Markt, dessen Produzentenpreise (wohlgemerkt nicht Konsumentenpreise) nur eine Richtung kennen: nach unten. Unternehmerische Entscheide werden komplexer und riskanter, die Zusatzkosten gehen voll zu Lasten der Familienbetriebe: Alles andere als einfach.

Alle müssen Massnahmen zum Klimaschutz ergreifen

Diesen vom landwirtschaftlichen Sektor geführten Diskussionen und Entwicklungen steht die Notwendigkeit gegenüber, dass alle Stufen der Gesellschaft, Staat und Private, Betriebe und Konsumenten, wir alle, Massnahmen zum Klimaschutz ergreifen müssen. Die bisher ökonomisch externalisierten (sprich auf nachfolgende Generationen verschobenen) Kosten klopfen in Gestalt des menschenverursachten Klimawandels an unsere Tür. Sollen der Anstieg der mittleren Globaltemperatur auf 2°C begrenzt werden, müssen die CO2-Emissionen bis 2050 um die Hälfte gesenkt, folgend unter Null gebracht werden. Gleichzeitig sind Anpassungsmassnahmen erforderlich, um die zu erwartenden Auswirkungen des Temperaturanstieges abzufedern.

Der Gemüsebau in Freiburg will bei der Senkung der CO2-Emissionen mit dem Projekt Wärmeverbund Kerzers Ried und den CO2-Einsparungen von 6‘000 t pro Jahr ab 2021 vorne mit dabei sein.