Die Stallarbeit vor der Schule war für Hildegard Gwerder und ihre Geschwister Alltag. Sie ist als zweitältestes von sieben Kindern auf einem Bauernhof in Aufiberg SZ aufgewachsen. Nach der Schule absolvierte sie ein Haushaltslehrjahr. «Die Eltern liessen es uns Kindern frei, eine Ausbildung zu machen, und so konnte ich mir den Wunsch, Damenschneiderin zu erlernen, erfüllen», erzählt sie. Um nebenbei etwas Sackgeld zu verdienen, arbeitete sie am Wochenende und in den Ferien in einem Altersheim auf der Pflege. Nach Abschluss der Lehre arbeitete sie noch ein Jahr als Damenschneiderin und anschliessend ein Jahr im Altersheim. 21-jährig heiratete sie Adolf Gwerder.
Fortan stand die Mithilfe auf dem Pachtbetrieb mit 12 Kühen, im Sommer auf der Alp und im Laden des Schwiegervaters im Vordergrund. Daneben arbeitete Hildegard Gwerder weiterhin als Nachtwache im Altersheim. Und sie kümmerte sich um ihre wachsende Familie. Im Sommer nach der Hochzeit kam Tochter Sarah zur Welt. Mit der Geburt von Beat, Jonas und 1994 von Deborah war die Familie komplett.
Die Bäuerinnenprüfung absolviert
Im Frühling nach der Geburt des ersten Kindes begann erstmals eine junge Frau das Haushaltslehrjahr bei Gwerders, deshalb nahm Hildegard Gwerder die Ausbildung zur Haushaltslehrmeisterin in Angriff. Später kam die Ausbildung zur Bäuerin hinzu, die sie 1991 mit der Meisterprüfung abschloss. Ihre Diplomarbeit schrieb sie über den Zu- und Nebenerwerb mit Heimarbeit, Nachtwache und Verkaufsladen. Daneben nähte sie in Heimarbeit fürs Zeughaus, machte Näharbeiten für Bekannte und arbeitete dazwischen erneut im Altersheim als Nachtwache.
Nach dem Abschluss der Ausbildung nutzte Hildegard Gwerder die Zeit, die sie vorher mit Lernen verbrachte hatte, für Schneiderarbeiten, für welche sie mit einem Zeitungsinserat warb. Daneben betreute sie den Verkaufsladen mit Haushaltsartikeln, Frischprodukten, Landwirtschaftsgeräten und Alpprodukten. 1990 konnte sie ihn von ihrem Schwiegervater übernehmen, nach dem Hauskauf 1998 konnte der Laden modernisiert und umgebaut werden. Bei dieser Gelegenheit wurde für die Schneiderei gleich hinter der Kasse ein Raum eingerichtet.
Als das Altersheim, in welchem sie früher gearbeitet hatte, eine Schneiderin suchte, meldete sich Hildegard Gwerder. Seither arbeitet sie jeweils am Montag und teilweise am Mittwochnachmittag wieder im Altersheim. «Diese Arbeit ist für mich körperliche Erholung, besonders in den strengen Sommermonaten», sagt sie. «Denn dabei kann ich sitzen, und die Näharbeit im Altersheim ist meist nicht so anspruchsvoll.»
Gäste verwöhnen auf der Alp
Die letzten zwölf Jahre hatte Hildegard Gwerder im Sommer jeweils auf der Alp übernachtet. Kurz vor 5 Uhr beginnt der lange Arbeitstag mit Feuermachen, Milchabrahmen, den Käse vom Vortag aus den Formen nehmen, wiegen, beschriften, ins Salzbad legen, Butter herstellen und Kulturen für den Käse rüsten. Dazwischen erledigt die Bäuerin die Hausarbeiten. Sobald Adolf Gwerder die letzte Kuh gemolken hat, wird die erwärmte Milch eingelabt und das Milchgeschirr gewaschen. Um 7 Uhr geht es dann zurück ins Tal. Mit dabei sind auch die Kinder von der Nachbarsalp, die zur Schule müssen.
Auch zu Hause erledigt Hildegard Gwerder die Hausarbeit. Bevor sie um 8.30 Uhr den Laden öffnet, reicht es jeweils noch für eine Dusche. Um 12 Uhr muss jeweils gekocht sein. Nach dem Essen wartet die Gartenarbeit darauf, gemacht zu werden und am Nachmittag wird der Laden wieder geöffnet, ausser bei Erntearbeiten. Da wird jede Arbeitskraft auf dem Feld gebraucht.
In der täglich geöffneten Alpwirtschaft auf der Waldialp verwöhnt Hildegard Gwerder samstags und sonntags die Gäste mit Beinschinken und Schüblig oder einem Walditeller, dazu gibt es selbst gebackenes Brot. Dieses Jahr haben Gwerders erstmals Verstärkung auf der Alp, so dass Hildegard Gwerder von Montag- bis Mittwochabend nach der Arbeit im Laden und der Abwart- und Gartenarbeit ihren Hobbys jassen und Kreuzworträtsel lösen frönen kann.
Hildegard Gwerder geht auch gerne «z Bärg». Aber während der Alpzeit Anfang Juni bis September sei dies nicht so oft möglich, da neben der Arbeit nicht mehr viel Zeit bleibe, sagt sie. Und bis zum Chäsmärcht, der jeweils am letzten Wochenende im Oktober stattfindet, steht dann das Chräpflibacken an. Dann wird es wieder etwas ruhiger bei Hildegard Gwerder. Im November steigt die Nachfrage in der Schneiderei wieder. Es ist immer etwas zu tun.
Luzia Bachmann
Die Autorin ist Mitglied der Schweizerischen Landjugendvereinigung
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Hildegard Gwerder-Suter - Bäuerin und Mutter von vier erwachsenen Kindern - aus Muothatal SZ wirkt in verschiedenen Berufsfeldern.
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